Fürstenfeldbruck:Bildung auf einen Blick

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Auf einem Internetportal sind alle einschlägigen Angebote aus dem Landkreis abrufbar

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Da steht er, der kleine Streber. Blond, Seitenscheitel, große Fliege, übergroße Nerd-Brille. Auf einem Plakat wirbt der Bub für das neue Bildungsportal im Internet, auf dem jetzt auch der Landkreis Fürstenfeldbruck zu finden ist. Mit einer eigenen Veranstaltung, zu der am Mittwochabend etwa 70 Vertreter aus Politik, Verwaltung, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen in den großen Sitzungssaal im Landratsamt gekommen sind, feiert der Landkreis seine ersten eigenen Einträge in die neue bayernweite Datenbank.

Unter ffb.bildungsportal-bayern.info sind die Brucker Beiträge abrufbar. Die Idee entstammte dem Leitbildprozess, der unter anderem als eines seiner Ziele formuliert hatte, der Landkreis solle als "beispielhafte Bildungsregion erhalten bleiben und weiter ausgebaut werden". Das neue Bildungsportal, koordiniert von Regionalmanagerin Rike Strohmeyer, bündelt alle möglichen Fort- und Weiterbildungsangebote, die es in der Nähe gibt, etwa von den Volkshochschulen oder des Brucker Forums. "Bitte machen Sie mit, damit Ihre Angebote auch drin stehen!", appelliert Projektleiterin Christiane Manthey an die Anwesenden. Das Bildungsportal kann nur so gut und umfassend sein, wie es auch von den Anbietern gespeist wird. 1824 verschiedene Angebote sind derzeit erfasst, darunter sind Englischkurse, Deutschunterricht für Asylbewerber oder ein Erste-Hilfe-Kurs ebenso wie eine Ausbildung zum Bedienen von Gabelstaplern. Es bietet zudem eine Übersicht zu wichtigen Ansprechpartnern aus den Bereichen Ausbildung, Weiterbildung, Praktikum.

Dass Bildung immer wichtiger wird, weiß inzwischen jeder. Karin Wurth, Business Coach und Beraterin für Organisationsentwicklung in Kempten, darf eingangs skizzieren, welche Auswirkungen die Digitalisierung von Arbeit und Bildung auf die jeweiligen Akteure haben wird. Wurth spricht nicht von "lebenslangem Lernen" ("Das klingt so nach Verurteilung"), sondern von der Notwendigkeit zu "lebensbegleitendem Lernen". Gemeint ist freilich dasselbe. Sie spricht auch davon, dass sich Bildungsverläufe individualisieren würden: Die klassische Normalbiografie - eine Ausbildung, ein Beruf, Rente -, "die gibt es fast nicht mehr". Dafür werde die künftige Arbeitswelt mehr gemeinsames Arbeiten und Lernen im Team benötigen. Auch die Führungskultur werde sich verändern, eine Hinwendung zu den Menschen erleben. Mehr Freiräume und Autonomie werden dann möglich sein, aber vielleicht auch mehr selbst organisierte Selbstausbeutung.

In diesem Transformationsprozess in die digitale Arbeitswelt sei es von Vorteil, wenn eine Kommune eine gute Bildungslandschaft habe, fügt Wurth bei der anschließenden Podiumsdiskussion hinzu. Das neue Bildungsportal könne dazu beitragen, Transparenz darüber herzustellen, welche Angebote es überhaupt gebe, sagt Barbara Magg, die Wirtschaftsförderin des Landkreises, und verweist darauf, dass sich die Unternehmer bei einer Befragung mit der Aus- und Weiterbildungssituation eher unzufrieden gezeigt hatten. Bettina Jungtorius, Rektorin an der Grund- und Mittelschule Nord in Fürstenfeldbruck, stellt fest, dass Lebensläufe, die nicht mehr ganz klassisch verliefen, schon jetzt Druck wegnähmen. Bislang sei die Berufswahl immer auch von der Sorge begleitet gewesen, ob die Wahl denn auch die richtige sei. Dabei, bestätigt Jungtorius, bliebe "kaum jemand da, wo er anfängt - außer vielleicht ein Lehrer".

Immerhin habe sich die Zahl der Ausbildungsverträge im Vorjahr leicht erhöht und "die duale Ausbildung gegen den Trend wieder minimal gestärkt", ergänzt Michael Steinbauer, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Fürstenfeldbruck. Er fordert, "dem Trend zur Akademisierung ein Stück weit entgegenzutreten". Dieser Trend tue den Unternehmen nicht gut, denn: "Wir benötigen Fachkräfte." Steinbauer sieht aber auch die Betriebe in der Pflicht: Die müssten gleichzeitig besseres Marketing für sich und ihre Arbeit betreiben

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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