Fürstenfeldbruck:Bildschön gebohrt

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Ran ans Werkzeug: Kandidatinnen bei der Wanddekoration. (Foto: Günther Reger)

Im Brucker Toom-Baumarkt wird die Miss Do-it-yourself gewählt

Von Felix Reuß, Fürstenfeldbruck

Spieglein, Spieglein an der Wand - an den Spruch aus dem Märchen von Schneewittchen mögen manche gedacht haben, als sie von der Miss-Wahl erfahren hatten. Seltsam nur, dass jene Miss-Wahl ausgerechnet im Toom-Baumarkt stattfindet. Auf einer Showbühne laufen in der Tat sechs Frauen auf und ab, kritisch beäugt von einer Jury. Die freilich sucht nicht die "Schönste im ganzen Land", sondern sucht jene, die das Spieglein am besten an die Wand dübelt. Genau genommen geht es gar nicht um den Spiegel, sondern um die Dekorierung der Wand. Gesucht wird hier also nicht die Miss Germany und auch nicht die Miss Bruck, sondern die Miss Do-it-yourself mit handwerklichem Geschick.

Selbständige Frauen haben längst die Baumärkte erobert, weshalb die Do-it-yourself-Academy den gleichnamigen Wettbewerb ins Leben gerufen hat. Dafür haben sich bundesweit 300 Heimwerkerinnen beworben. 18 haben die Zwischenrunde erreicht, eine Frau aus dem Landkreis ist diesmal nicht dabei. Jeweils sechs treten in drei verschiedenen Städten an - eine davon ist Bruck. Nur zwei der sechs Kandidatinnen qualifizieren sich fürs Finale am 4. September in Köln.

Zunächst müssen sie in zwei Stunden mehrere handwerkliche Aufgaben bewältigen. Juror Dieter Bosbach: "Bei der dekorativen Wandgestaltung haben die Teilnehmerinnen mehrere Möglichkeiten. Wir achten dann darauf, dass das Streichen und Verputzen ordentlich gemacht wird." Anschließend wird die verzierte Wand auf ihre Stabilität getestet, indem ein Bild (kein Spiegel!) aufgehängt oder ein Gegenstand aufgestellt wird. Bosbach ist heuer zum ersten Mal in der Jury. Er sieht die Miss Do-it-yourself als "Repräsentation der Academy und der Frauen".

Dass die Kandidatinnen etwas von ihrem Handwerk verstehen, erkennt man nicht erst beim Blick auf das Ergebnis. Schon in der Vorbereitung beweisen die sechs Frauen mit gezielten Handgriffen ihre Kompetenz. Eine Kandidatin baut innerhalb von wenigen Sekunden einen drei Meter langen Tisch auf, eine andere überzeugt im Mini-Test von Juror Bosbach, indem sie zu den jeweiligen Dübeln die passenden Schrauben sauber in eine Holzplatte bohrt. Unter Zeitdruck gar nicht so einfach, findet Martina Lammel, die 2013 den Wettbewerb für sich entscheiden konnte und seitdem als Miss Do-it-yourself die Academy auf Veranstaltungen repräsentiert. "Bei der Vielzahl an Materialien ist man zuerst einmal überrumpelt", meint sie, "deshalb sollten die Kandidatinnen sich in den zwei Stunden einfach auf ihre Stärken besinnen". Angehenden Heimwerkerinnen legt Martina Lammel die Gestaltungsgrundkurse, die von der Academy und mittlerweile auch von vielen Baumärkte angeboten werden, ans Herz. Bei ihrem Erfolg konnte sie auf ihre langjährige Erfahrung im Handwerken vertrauen, hatte sie doch schon mit 13 Jahren beim Innenausbau mitgeholfen. Dennoch musste sie vor drei Jahren die ganze Bandbreite des Handwerkens aufbieten: Fliesenlegen, Streichen, Tapezieren, Laminat verlegen. Letzlich gefällt die Arbeit von Ulrike Klerx aus Köln und Dorothea Karger aus Rheinfelden der Jury am besten.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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