Fürstenfeldbruck:Betten für tausend weitere Flüchtlinge

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Die Bezirksregierung verdoppelt bis zum Jahresende die Kapazität der Aufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst. Landrat Karmasin warnt vor dem Fehlschluss, nun könnte der Druck auf die Kommunen nachlassen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Flüchtlingsunterkunft im Fliegerhorst von Fürstenfeldbruck wird bis zum Jahresende massiv ausgebaut. Anstelle von bisher maximal 800 Asylbewerbern sollen in den Gebäuden der ehemaligen Luftkriegsschule 1500 bis 1600 Menschen eine menschenwürdige Unterkunft finden. "Man zieht warm bei der Bundeswehr ein", sagte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand am Mittwochabend bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Landratsamt. Damit meinte er, dass die Regierung bezugsfertige Stuben samt Ausstattung und allen erforderlichen Sanitäreinrichtungen übernehmen kann.

Um die Herausforderung zu meistern, ist vorgesehen, die zusätzlichen Gebäude in den Wochen bis zum Jahresende in Etappen zu belegen. Zudem sollen die Flüchtlinge in dem bisher schon genutzten Teil der Luftwaffenkaserne mehr Platz bekommen. Deshalb werden rund 200 Personen von dort auf den neu angemieteten Kasernenbereich umverteilt. Auf eine Obergrenze der in der Brucker Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern lebenden Menschen wollte sich Hillenbrand allerdings nicht festlegen. Er zeigte sich einerseits sehr dankbar für das Entgegenkommen der Bundeswehr, stellte aber andererseits alle Aussagen unter den Vorbehalt, dass die Zuwanderung an Flüchtlingen nicht in einem unvorhersehbaren Ausmaß anwächst.

Auch Landrat Thomas Karmasin warnte nachdrücklich vor dem "Fehlschluss", nun zu denken, dass mit weiteren tausend Betten in der Kaserne der Druck auf die Kommunen im Landkreis, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, nachlassen werden. "Trotz des Fliegerhorstes werden wir weitere Zuweisungen bekommen", stellte der Landrat fest. Das heißt, Mitarbeiter des Landratsamtes sind weiterhin für jede Wohnung und für jedes Haus dankbar, in die Flüchtlinge aus den Krisengebieten einziehen können. Zurzeit leben im Landkreis einschließlich der in der Kaserne untergebrachten Menschen insgesamt rund 1850 Asylbewerber. Steigt deren Zahl bis zum Jahresende auf die von Karmasin schon im April prognostizierten 3000 an, müssen Woche für Woche neue Quartiere für mindestens 43 Personen gefunden werden.

Welche Belastung mit zusätzlichen 1000 Betten im Fliegerhorst auf den Landkreis zukommt, verdeutliche Karmasin am Beispiel der Bargeldauszahlungen an die Flüchtlinge. Mit dieser Aufgabe sind bei zurzeit 600 bis 800 in der Kaserne lebenden Flüchtlinge 3,5 Vollzeitmitarbeiter der Kreisbehörde ausgelastet. Verdoppelt sich deren Zahl bis zum Jahreswechsel auf 1500 bis 1600, müssen nur für die Bargeldauszahlung im Fliegerhorst weitere 3,5 Vollzeitkräfte des Landratsamts abgestellt werden.

Ebenso wie der Regierungspräsident hofft auch der Brucker Landrat, dass die Bundeswehr in Fürstenfeldbruck weitere Liegenschaften für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen wird. "Eine große Entlastung ist nur mit großen Objekten möglich", stellte Karmasin fest. "Wer vor diesen Gangfluchten steht, ist platt", schwärmte Hillenbrand sichtlich beeindruck von einem Kasernenrundgang am Dienstagabend.

Erich Raff, Zweiter Bürgermeister von Fürstenfeldbruck, gab sich optimistisch: "Die Probleme werden wir in den Griff bekommen", sagte er. Er wies aber auch darauf hin, dass das nur zu schaffen sei, wenn sich die anderen Kommunen im Landkreis mit der Stadt solidarisch zeigen und wenn sie vor allem Flüchtlingen aus Fürstenfeldbruck nach deren Anerkennung als Asylbewerber Wohnungen zur Verfügung stellen. Laut Raff musste die Kreisstadt nur im Jahr 2014 für insgesamt 32 anerkannte Flüchtlinge aus der Kaserne eine Wohnung finden. Da deren Familienangehörige nachzogen, galt es, für insgesamt hundert Menschen eine Bleibe zu bekommen. Das ist gelungen. Der Bürgermeisterstellvertreter sprach auch an, dass die Stadt sich bemüht, Flüchtlingskinder nach bereits nach wenigen Wochen einzuschulen. Das sei eine wichtige Sozialarbeit.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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