Fürstenfeldbruck - Die Bürger im Landkreis Fürstenfeldbruck nutzen verstärkt die öffentlichen Verkehrsmittel. Rund 30Prozent fahren täglich oder mehrmals in der Woche mit Bus oder Bahn. Das hat die Studie "Mobilität im Landkreis" ermittelt, die der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) zum Verkehrsverhalten in seinen acht Verbundlandkreisen vorgelegt hat. Der Kreis Fürstenfeldbruck verdiente sich dabei Bestnoten. "Sie werden keine fünf Landkreise in Deutschland finden, die solche Ergebnisse vorweisen können", sagte MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag.
Landrat Thomas Karmasin (CSU) nahm das Lob erfreut zur Kenntnis, lässt sich der Landkreis seinen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) doch viel Geld kosten: in diesem Jahr knapp 3,8 Millionen Euro. Mittlerweile ist ein Regionalbus-Netzwerk etabliert, das den städtisch geprägten Osten des Landkreis im 20-, den ländlich geprägten Westen im 40-Minuten-Takt bedient und viele Tangentialverbindungen zwischen den S-Bahn-Haltestellen geschaffen hat.
Rufbusse, die bei Bedarf geordert werden können, Busse, die in Fürstenfeldbruck und Germering bis Mitternacht fahren, und das Anrufsammeltaxi (Ast) ergänzen das Angebot auf den insgesamt 30MVV-Regionalbuslinien. Sie fungieren vor allem als Zubringer zu den S-Bahn-Stationen oder erschließen und verbinden Orte, die abseits der S-Bahn liegen. Für 96 Prozent der Einwohner ist die nächste Bushaltestelle weniger als einen Kilometer entfernt.
Nur 22Prozent der befragten Landkreisbürger nutzen den ÖPNV deshalb nie oder fast nie, im deutschen Durchschnitt vergleichbarer Landkreise steigen mehr als 50Prozent überhaupt nie in Bus oder Bahn. Obwohl auch im Landkreis Fürstenfeldbruck für 59Prozent der Befragten das Auto das Hauptverkehrsmittel darstellt, stieg in den vergangenen vier Jahren die Zahl der Busfahrgäste um 17Prozent. 2009 wurden mehr als sechs Millionen Bürger im Landkreis mit dem Bus befördert. Mehr als 26000 Fahrgäste sind an Werktagen in den Bussen unterwegs, knapp die Hälfte der Fahrten unternehmen Schüler.
Die S-Bahn zählt auf den drei Linien S3, S4 und S8 täglich 76000 Fahrgäste aus dem Landkreis, mehr als drei Viertel davon fahren nach München. Die am meisten frequentierten S-Bahn-Stationen mit täglich jeweils über 11000 Nutzern sind die Bahnhöfe Germering-Unterpfaffenhofen und Fürstenfeldbruck. Elf Prozent aller Fahrgäste kommen mit dem Auto zum Bahnhof, 16Prozent mit dem Fahrrad.
Verkehrsreferentin Karina Werner (SPD) nutzte die Anwesenheit des MVV-Geschäftsführers, um die Kritik an den Vorkommnissen in diesem Winter zu erneuern. Die Unpünktlichkeit der S-Bahnen, zugefrorene Türen an und defekte Heizungen in den Zügen würden alle Bemühungen des Landkreises um die Attraktivitätssteigerung des ÖPNV konterkarieren, monierte Werner. Sie habe auch "kein Verständnis, dass der Ausbau der S4 um Jahre zurückgestellt wird".
Die drei SPD-Ortsvereine aus Eichenau, Fürstenfeldbruck und Puchheim haben zwischenzeitlich eine Aktion organisiert, bei der die Fahrgäste mit einer vorgefertigten Postkarte an den bayerischen Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) ihren Protest gegen die Verkehrspolitik zum Ausdruck bringen und den sofortigen Ausbau der S4 fordern können. Dabei ist auch vom "schlechtesten Takt auf allen S-Bahn-Linien" die Rede.
Auch die Mobilitätsstudie hatte herausgefunden, dass MVV-Nutzer im Landkreis mit Taktfrequenz und Pünktlichkeit der S-Bahn weniger zufrieden sind als anderswo. Um dies verbessern zu können, sei die zweite Stammstrecke zwingend nötig, sagt MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag: "Erst wenn der Engpass beseitigt ist, kann man in der Folge die S-Bahn-Systeme ausbauen." (Seite 4)