Fürstenfeldbruck:Besondere Architektur

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Drei ausgewählte Gebäude im Landkreis öffnen am Sonntag ihre Türen für Besucher. Die Mittelschule in Olching, das Kinderhaus Sankt Anna in Germering und ein saniertes Bauernhaus in Kottgeisering sind eine Besichtigung wert

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Architektur ist ja oft ein Streitthema. Zu einem Gebäude, vor allem wenn es ein öffentliches ist, hat fast jeder eine Meinung. Höhe, Größe, Baustil, Dachform: Was dem einen gefällt, findet der andere hässlich. Klar, es gibt Renditebunker, Bauten, die kaum noch Freifläche übrig lassen, weil der Quadratmeterpreis so hoch ist, oder Häuser von der Stange, in deren Gestaltung augenscheinlich nicht viel Kreativität investiert worden ist. Doch die Zahl der Gebäude wächst, die es lohnen, von außen und innen betrachtet zu werden. Dass sie entstehen können, hängt von ideenreichen Architekten ebenso ab wie von mutigen Bauherren. Solche Gebäude werden Jahr für Jahr von der Bayerischen Architektenkammer präsentiert. Im Landkreis sind es diesmal drei. Bei den Architektouren an diesem Sonntag können sie von der Öffentlichkeit besichtigt werden.

Ein Beispiel für den Streit um ein Gebäude ist die Mittelschule in Olching, auch wenn es bei den Auseinandersetzungen im Stadtrat weniger um die Architektur des Schulhauses und der Turnhalle ging als um Nutzung und Standort. Der Schulbau in der Georgenstraße hat die Gegner möglicherweise bis heute nicht überzeugt, dafür aber die Jury der Architektenkammer. Jedenfalls ist er für die Architektouren ausgewählt worden und kann am Sonntag besichtigt werden. Um 11 Uhr und um 14 Uhr gibt es zwei Führungen durch die Architekten. Simon Gellert sowie Vertreter der beiden Büros Hausmann und Borgmann reisen dazu extra aus Aachen an. Das von ihnen entworfene Ensemble aus Schulgebäude und Mehrzweckhalle wird von der Jury für seine "robuste und wirtschaftliche Struktur" gelobt, die "viele Gestaltungsmöglichkeiten für die Lehre" eröffne. Die Aufnahme der Mittelschule in die Architektouren "freut einen als Auftraggeber und Bauherr", sagt der Olchinger Baustadtrat Markus Brunnhuber. Er hält das Gebäude für gelungen. Das Haus funktionierte, lautet sein Urteil. Der dreigeschossige Flachbau im Schwaigfeld ist gemeinsam mit der Mehrzweckhalle im Herbst 2014 eingeweiht worden.

Als Passivhaus ist das Kinderhaus Sankt Anna in Germering konzipiert worden. Es beherbergt einen Integrationskindergarten und eine Krippe. Entworfen wurde das zweigeschossige Gebäude in der Luitpoldstraße 2 a von den Architekten Clemens Pollok und Roberto Gonzalo. Die Architekten bauen und sanieren immer wieder Gebäude für die katholische Kirche, so verliehen sie vor einigen Jahren der Wallfahrtskirche Maria Eich in Planegg neuen Glanz. Auftraggeber beim Kinderhaus war die Pfarrkirchenstiftung Sankt Cäcilia in Germering. Inmitten hoher Häuser fällt das markante Gebäude mit der dunklen Holzfassade gleich auf. Im Inneren empfängt den Besucher eine lichte Halle, um die herum die Aufenthalts- und Therapieräume des Kinderhauses gruppiert sind, das seit Schuljahresbeginn in Betrieb ist. Besucher können sich das Haus am Sonntag um 14 Uhr ansehen.

Yvonne Toepfer und Peter Fretschner zeigen am gleichen Tag, was sie in langer Arbeit aus einem alten, denkmalgeschützten Bauernhof in Kottgeisering gemacht haben. Den L-förmigen Einfirsthof aus dem Jahr 1895 hätten die beiden Münchner Architekten im Internet entdeckt, erzählt Toepfer: "Der hat uns gleich angelacht." Im kurzen Teil haben sie sich ein Haus im Haus eingebaut, um einziehen zu können. Dafür schufen sie einen Holzkubus, den sie direkt auf den früheren Stall gesetzt und im Frühjahr 2013 bezogen haben. Dann sanierten sie den großen Teil des Bauernhauses, ein oft mühevolles Unterfangen. Sie hätten vieles selbst gemacht, sagt Toepfer, beispielsweise mit der Schaufel die Erde unter dem alten Fußboden ausgegraben, um ein Fundament für den neuen Boden schaffen zu können. Auch mit dem Denkmalamt musste einiges abgesprochen werden, vor allem was die Gestaltung der Fassade anging. Schwierigkeiten habe es nicht gegeben, sagt Toepfer, denn die beiden Architekten hätten sowieso nicht viel ändern wollen. An einer Stelle haben sie sogar einen Rückbau vorgenommen, ein in den Siebzigerjahren angebautes Bad war ein Fremdkörper in der Fassade der Hausrückseite. Mit dem Ergebnis sind Toepfer und Fretschner sehr zufrieden, die viele Mühe, die die beiden in die Sanierung gesteckt haben, habe sich rentiert, sagt Yvonne Toepfer. Davon können sich Besucher am Sonntag ein Bild machen. Das Haus in der Dorfstraße 5 in Kottgeisering kann von 10 bis 12 Uhr besichtigt werden.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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