Stets auf dem Schoß seines Frauchens - da ist der Platz des kleinen weißen Yorkshire-Terriers, wann immer die zwei zusammen eine Fahrt mit der S-Bahn unternehmen. Eigentlich. Denn dieses eine Mal, am vergangenen Sonntag gegen neun Uhr morgens, saß der Hund mit dem schwarzen Ohr unter einer Sitzbank in der S 4 Richtung Fürstenfeldbruck. Die Besitzerin, eine 70-jährige Münchnerin, ist einfach von ihrer Routine abgewichen und hat den Hund nicht, wie sonst üblich, auf den Schoß genommen. Ein Versehen mit fataler Folge: Als die Besitzerin an der Donnersberger Brücke in München ausstieg, vergaß sie ihren Schützling in der Bahn. Diese fuhr fahrplanmäßig außerhalb der Stadtgrenzen von München, weiter nach Fürstenfeldbruck - mit Hund, aber ohne Frauchen. Hastig ausgezogene Handschuhe, der nasse Regenschirm, die vom Kinderfuß herunter gerutschten Söckchen - so sehen Dinge aus, die üblicherweise in einer S-Bahn vergessen werden. Doch was tun, wenn es nicht ein Gegenstand ist, der da vergessen wurde, sondern ein Lebewesen?
Zur Rettung des Hundes kam dann eine junge Frau. "Zusammengekauert" habe er dort unter der Bank gesessen, sagt sie. Die 25-Jährige ist auf ihn aufmerksam geworden, konnte in der S-Bahn aber keinen Besitzer ausfindig machen. So nahm sie den Terrier in Obhut und stieg in Fürstenfeldbruck aus, dann rief sie die Polizei an. Zwei Polizisten nahmen den Hund im Streifenwagen mit auf die Dienststelle in Bruck. Nach ein paar Stunden meldete sich die laut Polizeiangaben "völlig aufgelöste" Besitzerin. "Überglücklich" habe sie ihren Hund anschließend in die Arme schließen können, berichtet die Polizeiinspektion. Das nächste Mal wird er wohl wieder auf den Schoß gesetzt.