Fürstenfeldbruck:Barocke Würde

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Jahresabschluss mit Gewohnheit: Hans-Jürgen Huber (links) und Christoph Hauser gestalten das Silvesterkonzert mit Stücken für Trompete und Fux-Orgel. (Foto: Johannes Simon)

Hans-Jürgen Huber und Christoph Hauser spielen Silvesterkonzert

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

So, wie die Gläubigen am Heiligen Abend in großer Zahl die Christmette in der Klosterkirche Fürstenfeld besuchen, kommen die Konzertbesucher eine Woche später zum ausverkauften Silvesterkonzert an den gleichen Ort. Es sind Schwellen im Leben, an denen Rituale und Innehalten gut tun und an denen Traditionen eine besondere Rolle spielen. Dazu gehört auch die Gewohnheit, dass das Silvesterkonzert mit der festlichen Besetzung aus Trompete und Fux-Orgel gestaltet wird. Wie im vergangenen Jahr waren der Trompeter Hans-Jürgen Huber und der Organist der Klosterkirche, Christoph Hauser, zu hören.

Acht Märsche aus Georg Philipp Telemanns "Heldenmusik" (TWV 50) standen in einer Version für Trompete und Orgel auf dem Programm, aufgeteilt auf zwei Gruppen zu je vier Stücken. Über jedes der Stücke hat der Komponist einen programmatischen Titel gesetzt, dem Brauch der Barockzeit gemäß in französischer Sprache. Damit sollte eine Charakterisierung des jeweiligen Marsches verbunden sein, so wie es für die als Liebhaber anvisierten Käufer attraktiv schien. In schreitendem Tempo entfaltete der punktierte Rhythmus in "La Majesté" eine festliche Würde, während in dem mit "Ruhe" bezeichneten Stück weiche Flötentöne der Orgel dem strahlenden Trompetenklang entgegengesetzt wurden. In raschem Tempo und mit vollem Orgelwerk rundete die "Fröhlichkeit" den Reigen ab.

Die Tradition pflegte Christoph Hauser auch mit zwei Stücken im Programm, die sein Vorgänger Roland Muhr auf seinen letzten beiden Compact Discs eingespielt hat und die beide ihren Ausgangspunkt im geistlichen Bereich haben: das Stück "Marche pouvant servir pendant une Procession ou une Sortie", die Nr. 4 aus den "Meditaciones religiosas" op. 122 von Louis Lefébure-Wély ist eine sehr wirkungsvolle Komposition. In der Interpretation von Christoph Hauser geriet sie schön fließend und ließ eine sonore Melodie in der Mittelstimme hören. Die "Marcia per dopo la messa" von Vincenzo Petrali ist ein wunderbares Stück Drehorgelmusik, das hier in einer sehr nuancenreichen Wiedergabe erklang.

Johann Sebastian Bachs Fuge für Orgel in G-Dur (BWV 577) liegt ein Thema zugrunde, das in seiner raschen Dreiachtelfolge an eine Gigue erinnert. Der Organist nahm die Vitalität dieses Stücks mit Entschlossenheit an, entschied sich aber für ein Tempo, das im Nachhall des Kirchenschiffs zu einem Überschlagen des Klangs führte. Eine Zurücknahme der Tempovorstellung unter Berücksichtigung der Akustik der Kirche hätte insofern zu einem weit überzeugenderen Ergebnis geführt.

Gleich zwei Concerti wurden ursprünglich für Oboe und Orchester komponiert, erklangen hier aber in Transkriptionen für Trompete und Orgel: Wie eine kleine Ouvertüre mutete das Maestoso im Concerto in Es-Dur von Vincenzo Bellini an. Während die Flexibilität in der Führung der Melodiestimme für die Trompete im Larghetto eine anspruchsvolle Herausforderung darstellte, kam im Final-Allegro der schmetternde Trompetenton dem Gehalt dieses Satzes sehr entgegen. Im Concerto B-Dur op. 7 Nr. 3 von Tomaso Albinoni als letztem Programmpunkt fanden die Musiker zum überzeugendsten Miteinander in diesem Konzert. Der konzertierende Charakter des Kopfsatzes Allegro gelang gut, und auch das reiche Laufwerk im Finale erstrahlte in festlichem Glanz. Im Andante-Mittelsatz war die Melodieführung der Trompete klanglich weicher als die verwendeten Orgelregister.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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