Fürstenfeldbruck:Ausbildung zum Kommissar

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Fachhochschule der Polizei feiert 40-jähriges Bestehen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Hartnäckig hält sich das Gerücht, Horst Tappert alias Derrick habe in der gleichnamigen Krimiserie seinen zu seinem von Fritz Wepper gespielten Assistenten einmal gesagt: "Hol schon mal den Wagen, Harry." Alles Mythos! Denn der Spruch stammt aus der Krimiserie "Der Kommissar", in der Fritz Wepper ebenfalls den Inspektor Harry Klein spielt. Serien wie diese haben auch bei vielen Fernsehzuschauern ein falsches Bild des Kommissars entstehen lassen. Der ist fast immer im Dienst, jagt Verbrecher und trifft mit seiner Dienstwaffe aus Distanzen, bei denen ein Sportschütze längst die Flinte ins Korn werfen würde. Was es mit diesem Beruf auf sich hat, lässt sich an diesem Samstag aus erster Hand erfahren. Da feiert die Fachhochschule der Polizei ihr 40-jähriges Bestehen.

In den ehemaligen Klostergebäuden hinter der Barockkirche werden Kommissare für die Schutz- und Kriminalpolizei ausgebildet - pro Jahrgang um die 300. Und hier zeigt sich, dass es mitnichten darauf ankommt, eine gute Figur zu machen oder mit quietschenden Reifen und Blaulicht auf dem Dach um die Kurven zu preschen, sondern dass an der Schwelle zum gehobenen Dienst und mit Blick auf den formalen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt vor allem die Theorie im Mittelpunkt steht: 25 Studienfächer werden unterrichtet, das Spektrum reicht von den klassischen Rechtsfächern über Führungs- und Einsatzlehre, Kriminalistik bis hin zu Soziologie, Psychologie und politischer Bildung. Schwerpunkte sind auch EDV-Ausbildung, Projektarbeit und Vortrags- und Verhandlungstechnik. In den Seminaren soll den Studierenden soziale Kompetenz vermittelt und Hilfestellung bei der Stressbewältigung geleistet werden. Jenseits der Theorie wird im Zuge des meist dreijährigen Studiums, das durch Praktika beim polizeilichen Einzeldienst und bei einer Hundertschaft ergänzt wird, aber auch großer Wert auf sportliche Fitness gelegt. Und in einer erst vor zwei Wochen fertig gestellten alten Villa an der Münchner Straße werden Einsätze im häuslichen Bereich trainiert. Auch bei der Vorstellung versuchte Hermann Vogelgsang das Bild des ballernden Kommissars zu korrigieren. Der Präsident der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern, der auch zuständig ist für den in Fürstenfeld ansässigen Fachbereich Polizei, unterrichtet selbst die Fächer Disziplinarrecht und Dienstrecht.

Besucher können den Tag der offenen Tür an diesem Samstag zudem nutzen, um die prächtigen Räumlichkeiten zu besichtigen. Der weithin sichtbare Klosterbau des Zisterzienserordens wurde von 1691 bis 1699 als ein bayerischer "Escorial" erbaut. Vorbild ist die berühmte Schloss- und Klosteranlage des spanischen Königs Philipp II. Absolut sehenswert ist der sorgfältig renovierte Churfürstensaal mit den Fresken von Hans Georg Asam (1649 bis 1711). Als Polizeischule wurden die Klostertrakte bereits 1924 genutzt, 1975 entstand hier nach einer internen Reform die Bayerische Beamten-Fachhochschule, aus der vor zwölf Jahren die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege hervorging.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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