Fürstenfeldbruck:Auf Kante genäht

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Schon zu Schuljahresbeginn ist die Lehrerversorgung an Grund- und Mittelschulen knapp

Von Heike A.Batzer, Fürstenfeldbruck

Schon zu Beginn des neuen Schuljahres hat das Schulamt Fürstenfeldbruck alle Hände voll zu tun, um genügend Lehrer für die 31 Grund- und elf Mittelschulen herbeizubringen. Für die ersten bis vierten Klassen sei die Lehrerversorgung "zufriedenstellend", sagt Schulamtsleiterin Bettina Betz, bei den Mittelschulen sei es "sehr eng". Vor allem Fachlehrer sind schwer zu finden.

Der Lehrermangel hat zur Folge, dass ausgebildete Grundschullehrkräfte auch an Mittelschulen unterrichten, vor allem dort, wo es eine gemeinsame Einrichtung einer Grund- und Mittelschule gibt. Auffangen will das Schulamt den Mangel auch weiterhin mit einigen Pensionisten, die ein paar Unterrichtsstunden geben, sowie mit sogenannten "Arbeitsverträglern", wie Betz jene 15 Lehrkräfte nennt, die nicht verbeamtet sind, sondern lediglich mit einem befristeten Arbeitsvertrag beschäftigt werden. Bewerber dafür kämen häufig "aus anderen Schularten", sagt Betz. Unter den "Arbeitsverträglern" ist auch eine Lehrkraft, die lediglich das erste Staatsexamen absolviert hat, nicht aber das zweite, den schulpraktischen Abschluss. An welcher Schule die Person zum Einsatz kommt, will Betz nicht sagen. Allerdings betont sie, dass das nicht unbedingt eine Person im Studentenalter sein müsse, denn ein Staatsexamen könne beispielsweise auch deshalb einige Jahre zurückliegen, weil jemand in der Zwischenzeit etwas anderes gemacht hat.

Zudem sollen sogenannte "Zweitqualifikanten" helfen, dem Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen zu begegnen. Diese verfügen zumeist über eine Ausbildung als Gymnasial- und Realschullehrer, haben dort aber wegen ungünstiger Fächerkombinationen keine Chance auf eine Stelle. In einer zweijährigen Maßnahme unterrichten sie dann an der neuen Schulart, ein Betreuungslehrer kümmert sich um sie. Fünf solcher Kräfte kommen im neuen Schuljahr an den Grundschulen, vier an den Mittelschulen im Landkreis zum Einsatz. Für manche, sagt Betz, könne dies auch eine Chance sein, denn nach zwei Jahren könnten diese Lehrkräfte an ihrer neuen Schulart ein Beamtenverhältnis auf Probe eingehen.

"Flickschusterei", schimpft indes der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), und kritisiert, dass sich der Lehrermangel bereits zu einem langfristigen Problem entwickelt habe und die Bildungsqualität gefährde. Unterrichtsausfälle seien schon jetzt absehbar, prophezeit der BLLV. Schulamtsleiterin Betz indes weist darauf hin, dass der Freistaat Bayern zuletzt durchaus Lehrpersonal eingestellt habe, "aber die Wartelisten sind jetzt alle abgeräumt". Soll heißen: Es gibt die Lehrer einfach nicht.

Dennoch hält Betz den Landkreis Fürstenfeldbruck für "relativ gut versorgt". Dem Brucker Landkreis wurden 65 neue Lehrkräfte aus anderen Landkreisen oder Regierungsbezirken zugewiesen. Abstriche machen müssten manche Schulen freilich bei Arbeitsgemeinschaften (AG) wie Chor, Schulgarten, Förderung bei Lese-Rechtschreibschwäche und ähnlichen Stunden, die, weil die Lehrer fehlen, nicht angeboten werden können. "Wir bemühen uns, dass jede Schule was bekommt", sagt Betz, die vor ihrer Tätigkeit am Schulamt Rektorin der Ährenfeld-Grundschule in Gröbenzell war. Sie nennt in diesem Zusammenhang auch die Fördervereine der Schulen, die durchaus auch AG-Leiter anstellen würden.

Noch größer ist die Not bei den Fachlehrkräften, die etwa das Fach Werken und Gestalten, kurz WG, an der Grundschule oder Ernährung und Gestaltung (EG) an der Mittelschule unterrichten. Zehn Grundschullehrkräfte übernehmen deshalb den Fachunterricht noch mit. "Durch die große Bereitschaft der Grundschulleute konnte alles abgedeckt werden", sagt Betz. Das sei allerdings gerade noch in der Grundschule möglich, nicht aber an der Mittelschule, wo etwa Kochen unterrichtet wird. Hier könne eine normale Lehrkraft "nie eine Fachlehrerin ersetzen".

Auf mögliche Krankenstände oder Schwangerschaften während des Schuljahres hält Betz die Schulen im Landkreis für gut vorbereitet. Deshalb wurden zu Schuljahresbeginn nicht allzu viele Lehrkräfte aus der mobilen Reserve im laufenden Betrieb eingesetzt, damit mögliche Engpässe später besser abgefangen werden können. "Das hat im letzten Jahr gut geklappt."

An diesem Dienstag werden 2087 Erstklässler im Landkreis eingeschult, das sind 92 weniger als im Vorjahr. Insgesamt besuchen 8349 Schüler die Grund- und 2962 Schüler die Mittelschulen. Die durchschnittliche Klassenstärke beträgt knapp 22 Schüler an den Grund- und 20 Schüler an den Mittelschulen. Neu eingerichtet werden an zwei Grund- und drei Mittelschulen erstmals Deutsch-Förderklassen für Kinder, die zwar Grundkenntnisse in Deutsch, aber noch Förderbedarf haben. Sie werden für acht bis zehn Unterrichtsstunden pro Woche aus ihren Regelklassen genommen und erhalten dann in Kleingruppen zusätzlichen Deutschunterricht. Ganze Übergangsklassen wird es weiterhin an vier Grund- und fünf Mittelschulen geben.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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