Fürstenfeldbruck:Auf der Strecke geblieben

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Sieht schön aus, geht aber oft nicht: der Aufzug, der zum Bahnsteig am Olchinger Haltepunkt führt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In einem offenen Brief kritisiert der Gröbenzeller VdK die häufig defekten Aufzüge an Bahnhöfen. Weil die Bahn für die Reparatur oft mehrere Wochen benötigt, können viele Senioren und Behinderte die Züge in der Zeit nicht nutzen

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Weil die Aufzüge an den S-Bahnhöfen Gröbenzell, Olching und Lochhausen immer wieder über mehrere Wochen hinweg kaputt sind, hat sich der Gröbenzeller VdK-Ortsverband in einem offenen Brief an die Deutsche Bahn gewandt. "Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht", heißt es darin. Deswegen findet der Vorsitzende Josef Dittrich: "Es kann nicht sein, dass die Bahn fünf Wochen braucht, um ihre Aufzüge zu reparieren."

Die fünf Wochen Reparaturzeit, von denen Dittrich spricht, sind offenbar kein Einzellfall. Immer wieder berichten Senioren- und Behindertenbeiräte aus dem Landkreis über Lifts an S-Bahnhöfen, die über eine lange Zeit hinweg nicht genutzt werden können. Manfred Michitsch vom Beirat für Menschen mit Behinderung in Olching, schätzt, dass es etwa vier bis sechs Mal im Jahr allein an am örtlichen S-Bahnhof der Fall ist. "Wenn das einem Rollstuhlfahrer passiert, der nicht wenigstens ein paar Schritte alleine gehen kann, ist er verratzt", sagt er. Das Problem beschäftige allerdings nicht nur Menschen im Rollstuhl, sondern etwa auch Senioren oder Eltern mit Kinderwägen. "Man hat dann nur die Möglichkeit, es am Estinger Bahnhof zu probieren", sagt Michitsch.

Wobei man dort offenbar auch Glück haben muss. Der Aufzug am Estinger Bahnhof ist laut der städtischen Pressesprecherin Julia Henderichs mindestens ebenso oft und ebenso lange kaputt wie der in Olching. "Wir wissen nicht, ob es daran liegt, dass die Aufzüge schon älter sind, ober ob man sie vielleicht generalüberholen müsste", sagt sie. "So genaue Informationen bekommen wir von der Bahn auch nicht." Der Konzern habe bisher lediglich mitgeteilt, dass man für die Reparaturen häufig Ersatzteile bestellen müsse und die Arbeiten deshalb länger dauern. "Es gibt Leute, die rufen vier-, fünf Mal bei uns an, weil sich so lange nichts tut", sagt Henderichs. Darunter nicht selten Menschen mit Gehbehinderungen, die auf die Züge angewiesen sind, um regelmäßige Arzttermine in München wahrzunehmen. "Wir versuchen da als Stadt natürlich auf die Bahn einzuwirken, aber unser Einfluss ist auch begrenzt", sagt Henderichs. Mittlerweile hänge die Bahn auf Bitte der Stadt immerhin Informationen zur voraussichtlichen Dauer des Ausfalls aus.

Einer, der immer wieder mit Schrecken von den häufigen Defekten hört, ist der Puchheimer Seniorenbeiratsvorsitzende Karl-Heinz Türkner. Die Störungen ist einer der triftigsten Gründe dafür, warum er den barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs in Puchheim, so wie er jetzt geplant ist, ablehnt. Auch dort soll künftig der Mittelbahnsteig über einen Aufzug zugänglich sein. "Wir befürchten, dass wir in Puchheim dann das gleiche Problem haben werden. Die von den Beiräten geforderte Alternative mittels eines leichter zugänglichen neuen Außenbahnsteigs lehnt die Bahn ab. Laut Türkner verweist das Unternehmen bei Kritik des Beirats immer wieder darauf, dass der Stadtrat der Lösung vor drei Jahren zugestimmt habt. Türkner findet das zynisch. Er sagt, die Bahn habe damals erklärt, es gebe in Puchheim entweder diese Variante, oder alles bleibe beim alten.

Was nun die Defekte angeht, findet der Gröbenzeller VdK-Vorsitzende Josef Dittrich: Auch wenn die Ausfälle in der Regel nicht von der Bahn selbst verschuldet seien, sollten derlei Schäden innerhalb von ein bis zwei Tagen behoben werden können. "Aber das scheint bei einem unwilligen oder überforderten Reparaturmanagement nicht möglich zu sein." In Gröbenzell und Olching funktionieren die Aufzüge zwar derzeit, aber darauf habe man auch dieses Mal wochenlang warten müssen.

Und die Bahn? Ein Sprecher des Unternehmens erklärt auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, man wolle den Beschwerden nun ganz genau nachgehen. Für die Prüfung der Ausfälle an einzelnen Bahnhöfen im Landkreis benötige man allerdings noch Zeit. Der Sprecher lässt es sich aber schließlich nicht nehmen, auf eine "Hilfestellung für Bahnreisende" hinzuweisen. "Es gibt eine App Bahnhof live, die immer aktuell den Betriebszustand der von der Deutschen Bahn betriebenen Aufzüge anzeigt."

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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