Fürstenfeldbruck:Auf alle Katastrophen vorbereitet

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THW-Ausbilder Eggert Fehlauer (Zweiter von links) erklärt einem Jugendlichen, wie ein Rohr richtig abgesägt wird. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Technische Hilfswerk in Fürstenfeldbruck basiert auf dem Engagement der Ehrenamtlichen und bietet neuen Mitgliedern eine Grundausbildung an

Von Zoe Englmaier, Fürstenfeldbruck

Als beim Hochwasser in Simbach am Inn im Juni 2016 das Technische Hilfswerk (THW) aus Freising Hilfe benötigte, standen die Ehrenamtlichen des THW Fürstenfeldbruck bereit. Die Freisinger sind auf Brückenbau spezialisiert ist, brauchten aber Hilfe im Aufbau von Infrastruktur. Und auf dieses Gebiet sind die Mitglieder des THW Fürstenfeldbruck spezialisiert. Dass das auch in Zukunft so bleibt und ständig neue Mitglieder dazu kommen, die die Einsatzbereitschaft aufrecht erhalten, informierte der Fürstenfeldbrucker Ortsbeauftragte des THW, Philipp Donath, in einer Veranstaltung in Bruck.

Anders als die für alle möglichen Einsätze ausgebildeten Freiwilligen Feuerwehren, die von den Kommunen unterhalten werden, ist das Technische Hilfswerk eine sogenannte Anstalt des öffentlichen Rechts und untersteht dem Bundesinnenministerium. Gemeinsam mit den Feuerwehren hat das THW, dass 99 Prozent seiner Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Derzeit sind es in den 668 Ortsverbänden in Deutschland etwa 80000. Nur ein Prozent stellt die Verwaltung und ist deshalb fest angestellt. Zu den Aufgaben des THW gehört die technische Hilfe bei Katastrophen und Unglücksfällen im In- und Ausland.

Der Ortsverband in Fürstenfeldbruck steht unter der Leitung von Donath. Insgesamt sind dort 76 Helfer, inklusive der Jugendgruppe. Diese sind verschiedenen Bereichen zuzuordnen: dem technischen Zug mit seinem Zugtrupp, den zwei Bergungstruppen und der Fachgruppe Infrastruktur. Der sogenannte technische Zug ist die aktive, taktische Einheit des Ortsverbandes, die unter Umständen auch in den die Auslandseinsatz geht.

"Wir haben die vorgegebene Standard-THW-Ausrüstung erweitert, um uns an regionale Gegebenheiten anzupassen", sagt Donath an seinem Infoabend. Durch Spenden habe der Landkreis Fürstenfeldbruck zum Beispiel das Stromaggregat finanziert, mit dem ein Stromnetz aufgebaut und erhalten werden kann. Das Notstromaggregat war vor Kurzem erst in Dachau, als der Strom in der Real- und Berufsschule für drei Wochen ausfiel. Auch die insgesamt neun Fahrzeuge sind unterschiedlich und für verschiedenste Situationen bestens ausgestattet. So beinhaltet der Gerätekraftwagen 1 (GKW) beispielsweise fast alles, was für einen schnellen Einsatz benötigt wird. Von Atemschutzgeräten und Equipment zur Höhenrettung über Unterbaumaterial, wie etwa bei Hochwasser, bis zu einer vollständigen Werkzeugausstattung mit zum Beispiel Hammer und Schraubenzieher. Auch fast alle elektronischen Hilfswerkzeuge können autark betrieben werden. Zusätzlich ist für den Notfall auch ein Notstromaggregat in die liebevoll genannte "rollende Werkzeugkiste" eingebaut.

"Früher, zur Zeit der Wehrpflicht, wurden solche Infoabende jeden Herbst veranstaltet," erklärt Donath. Es sei eine Alternative zur Bundeswehr gewesen. "So konnten wir koordiniert mit der Grundausbildung starten." Mit durchschnittlich sieben bis acht Monaten sei zu rechen. Folglich dauert sie länger als bei der Feuerwehr. Grund dafür ist, dass das Fachgebiet laut Donath um einiges breiter gefächert sei. In der Prüfung sind ein praktischer und ein theoretischer Teil enthalten. Die Theorie besteht aus 40 Multiplechoicefragen, während in der Praxis verschiedene Stationen aufgebaut sind, an welchen die Auszubildenden ihr Können beweisen müssen. "Die Grundausbildung ist auf den GKW 1 ausgelegt", erklärt Christoph Weßbecher, Zugführer der taktischen Einheit. Nach der kostenlosen Grundausbildung bestehen Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. Einerseits bieten die Ortsverbände Bereichsausbildungen an. Andererseits können die Ausgebildeten an den zwei THW-Bundesschulen in Neuhausen bei Stuttgart und in Hoya bei Bremen, eine Fachausbildung absolvieren. "Für alle Interessenten startet die Grundausbildung am Dienstag, 6. November", sagt Donath abschließend zu seiner Präsentation.

Unter den elf Zuhörern waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene bunt gemischt. So auch Dieter Roßkothen, ein ehemaliger Ortsbeauftragter, der mittlerweile in Grafrath lebt. Er trat 1957 ein und wurde 1968 der Ortsbeauftragte des THW Fürstenfeldbruck. "Damals bestand unsere Ausstattung aus Hammer, Schaufel, Säge, Pickel und Seilen. Auch unsere Einsätze beschränkten sich nur auf Waldschäden. Erst während meiner Amtszeit bekamen wir drei Fahrzeuge." Roßkothen ist begeistert von den modernen Geräten, die dem Technischen Hilfswerk nun zur Verfügung hat. Auch am Infoabend trug er stolz seine goldene Ehrennadel, die Auszeichnung des THW für besondere Dienste.

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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