Fürstenfeldbruck:Anschluss an die Datenautobahn

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Gemütlich auf einer Bank auf dem Geschwister-Scholl-Platz sitzen und sich etwa übers Angebot des Scala-Kinos informieren - das soll bald möglich sein. (Foto: Günther Reger)

Fürstenfeldbrucker Gewerbeverband will im Frühjahr kostenloses Wlan anbieten - zunächst an zwei Hotspots an der Hauptstraße und am Geschwister-Scholl-Platz. Die Stadt übernimmt die Hälfte der Betriebskosten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Paris hat es. London hat es. Wien hat es. Und Barcelona sowieso. Nun zieht Fürstenfeldbruck nach. Was in großen Städten rund um den Globus auch jenseits von Hotels oder Restaurants längst Standard ist, wird bis März auch in der Kreisstadt angeboten: Hotspots mit drahtlosen Wlan-Anschlüssen, die einen kostenlosen Zugang zum Internet ermöglichen. Sie sind die Voraussetzung für einen viel schnelleren Datenaustausch als beim regulären Mobilfunk. Private Datenkontingente werden geschont und die Strahlenbelastung sinkt. Brucker sowie Besucher können sich künftig mit Smartphone oder Laptop in ein Café oder auf eine Bank setzen, sich über Angebote in der Kreisstadt informieren oder einfach im World Wide Web surfen. Auch für die in der Stadt lebenden Flüchtlinge wäre ein solches Angebot wertvoll. Denn der Kontakt zur Familie in der Heimat ist für viele ebenso wichtig wie die tägliche Nahrung - mobiles Internet via Smartphone aber manchmal unerschwinglich. Bislang gibt es in Bruck lediglich einen Gratis-Hotspot in einer Flüchtlingsunterkunft - der im August vom Verein Refugees Online in der Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst eingerichtet worden ist.

In Kooperation mit der Stadt will der Gewerbeverband das "City-Wlan-FFB" einrichten. Zunächst soll mittels Sendeanlagen der Bereich um die Hauptstraße, vom neuen Rathaus bis zur Amperbrücke, sowie um den Geschwister-Scholl-Platz erschlossen werden, denkbar wäre eine künftige Erweiterung beispielsweise auf Amperoase, Volksfestplatz oder Fliegerhorst.

Der Finanzausschuss bewilligte jüngst die Übernahme eines Betriebskostenanteils von 50 Prozent und damit jährlich etwa 2200 Euro. Den Unternehmern, die die knapp 9000 Euro teure Erstinstallation bezahlen wollen, sollen 5000 Euro, die im laufenden Haushalt ohnehin für Gewerbeverbandsprojekte reserviert sind, zur Verfügung gestellt werden. Zunächst wird noch ausgelotet, ob die Kreisstadt sich die Kosten mit Hilfe der Internetinitiative Bayern ganz sparen und freies Wlan sogar fürs ganze Stadtgebiet bekommen könnte.

Als der Gewerbeverband erstmals im Herbst 2014 auf die Stadt zukam, reagierte man dort zunächst sehr reserviert. Denn die Hotspots waren dem ersten Konzept zufolge auf den direkten Bereich rund um einige Geschäfte beschränkt und die Kosten vergleichsweise hoch. Im April machten die Unternehmer, die auf eine attraktivere Stadt und damit auch auf mehr Kunden hoffen, einen neuen Anlauf - und legten im Oktober ein neues Konzept vor. Franz Höfelsauer (CSU), der gleichermaßen dem Gewerbeverband und dem Stadtrat angehört, stieß nun in dem Gremium überwiegend auf offene Ohren und konnte auch Bedenken bezüglich der Datensicherheit und der Haftung weitgehend zerstreuen. Laut einem Bundestagsbeschluss ist der Betreiber für die Rechtssicherheit verantwortlich und muss gewährleisten, dass niemand Seiten mit illegalen Inhalten abruft. Aus diesem Grund betreibt der Gewerbeverband die Hotspots auch nicht in Eigenregie, sondern beauftragt eine Germeringer Firma damit. Nutzer müssen sich auf der sogenannten "Landing-Page", die von zahlenden Werbekunden wie etwa den Stadtwerken gestaltet werden kann, einloggen und identifizieren. Andreas Ströhle von den Piraten hält freies Wlan für längst überfällig und das Angebot des Gewerbevereins für bestechend. Auch Christian Stangl (Grüne) findet das Geld gut angelegt, plädierte aber für eine Evaluierung nach zwei Jahren. Zustimmung signalisierten auch Hermine Kusch, Klaus Quinten (beide BBV), Andreas Lohde (CSU) und Karin Geißler (Grüne). Zweifel am "Mehrwert für die Stadt" äußerten hingegen Beate Hollenbach (CSU) und Franz Neuhierl (Freie Wähler), die aber zumindest einem Modellprojekt letztlich ihre Zustimmung nicht verweigern wollten.

Öffentliche Hotspots - freilich nicht unter freiem Himmel - gibt es beispielsweise in der Stadtbibliothek, im Mammendorfer Bürgerhaus sowie im Germeringer Rathaus und dem dortigen Sozialzentrum Zenja. Konkrete Pläne gibt es unter anderem in Grafrath und Gröbenzell.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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