Fürstenfeldbruck:Amperoase wird neu gebaut

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Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hat den Abriss des maroden Hallenbads beschlossen. Es wird ersetzt durch ein etwa 19 Millionen Euro teures Sportbad mit Saunalandschaft. Für die Arbeiten werden zwei Jahre veranschlagt

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) drückt am Dienstag aufs Tempo. Gerade noch rechtzeitig, ein paar Minuten vor 22 Uhr, kann dann der letzte "und sehr wichtige" Tagesordnungspunkt aufgerufen werden. Stadtwerkechef Jan Hoppenstedt hat das Wort. Im dunklen Anzug und mit sorgsam abgewogenen Worten stellt er die Weichen für ein Millionenprojekt, das für die Bürger zwei magere Jahre bedeutet, aber auch so etwas wie eine verheißungsvolle Zukunft: Die marode Amperoase wird abgerissen. Spätestens 2025 soll an gleicher Stelle ein neues Sportbad mit großem Saunabereich eröffnet werden. Das wollen sich die Stadtwerke etwa 19 Millionen Euro kosten lassen.

Ein Betrag, unter dem die Tochtergesellschaft ächzen wird, so viel ist klar. Hat sie doch vor nicht mal ganz zwei Jahren den fast 18 Millionen teuren Neubau an der Cerveteristraße bezogen. Aber Hoppenstedt gibt sich zuversichtlich, dass sich die Last über die Jahre abtragen lässt. BBV-Fraktionssprecher Christian Götz nimmt vor allem eine Botschaft mit großer Zuversicht auf, weil er sie als klares Bekenntnis der Stadtwerke zum Betrieb von Bädern und Eisstadion wertet: "Wir machen das gerne", sagt Hoppenstedt ausdrücklich. Vorausgegangen sind der Grundsatzentscheidung, die der Aufsichtsrat getroffen hat und die nun vom Stadtrat mit überwältigender Mehrheit begrüßt wird, die Auswertung von Gutachten und monatelange Verhandlungen.

Irgendwann stellt sich heraus, dass es mit der Flickschusterei am 1973 eröffneten Hallenbad nebst Sauna nicht mehr so weitergehen kann. Hoppenstedt hat Bilder mitgebracht, die völlig zugesetzte Rohrleitungen zeigen. Irgendwann wird klar: entweder Generalsanierung oder Neubau. Und als deutlich wird, dass die Kosten dafür in etwa gleich hoch sind, senkt sich der Daumen über die erneute Reparatur, die ja auch noch manch unliebsame Überraschung bringen könnte. Dann lieber gleich neu und modern.

Bereits Mitte der Neunzigerjahre hatte es eine Generalsanierung gegeben. Und um überhaupt den weiteren Betrieb zu gewährleisten, wurden im vergangenen Jahr notgedrungen erneut 824 000 Euro in "das Fass ohne Boden", wie es Hoppenstedt nennt, gesteckt. Im laufenden Jahr werden die Reparaturen fortgesetzt. Hoppenstedt spult die Mängelliste ab - sie reicht von der instabilen Deckenkonstruktion, die man immerhin noch sichern kann, übers defekte Warmwassersystem bis hin zur verkeimten Lüftung der Außenrutsche. Ob Teile der Sauna und des erst vor Kurzem umgebauten Eingangsbereichs weiter verwendet werden können, soll geprüft werden, gilt aber als eher unwahrscheinlich.

Das Hallenbad in Fürstenfeldbruck ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung wäre ein Fass ohne Boden. (Foto: Stadtwerke)

Nun also soll alles besser werden, mag es auch ein Kraftakt werden und ein Geduldsspiel für die Bürger. Klar war bei den Planungen, dass man keine Erdinger Therme hinstellen kann, sondern über ein sehr begrenztes Budget verfügt - schließlich sollen langfristig bis zu 40 Millionen Euro in die Energiewende investiert werden. Und auch der Spielraum, die Eintrittspreise zu erhöhen, ist sehr begrenzt. Ein städtisches Bad ist ohnehin immer ein Zuschussbetrieb. Acht bis zehn Euro zahlen die Stadtwerke pro Besucher drauf. Konsens ist, dass die Eintrittspreise nicht um mehr als 50 Prozent angehoben werden sollen, eine Tageskarte für einen Erwachsenen soll nicht mehr als zehn Euro kosten.

Verglichen werden zunächst mehrere Varianten: Sportbad kompakt, Sportbad kompakt mit Sauna oder Freizeitbad mit Rutsche. Am Ende erweist sich das Freizeitbad als viel zu teuer und man landet beim Sportbad mit 25-Meter-Becken, Kinderbecken und Saunalandschaft. Das verbraucht 30 Prozent weniger Energie als der Bestand und sichert den Querverbund mit dem Eisstadion. Die kommenden zwei Jahre wird geplant, so lange kann der Betrieb also wie gewohnt weitergehen. Weitere zwei Jahre wird dann abgerissen und neu gebaut. In dieser Zeit soll zumindest die Freibadsaison erweitert werden auf April bis November. Der temporäre Überbau mit einer Traglufthalle, wie ihn Markus Droth (Freie Wähler) ins Spiel bringt, wäre mit etwa zwei Millionen Euro wohl zu teuer. Andreas Lohde (CSU) verweist auf Untersuchungen, die ergaben, dass der Beckenzuschnitt eine aufwendige Spezialkonstruktion erfordere. Stattdessen soll geprüft werden, ob die Bundeswehr bereit ist, die "zivile" Nutzungszeit der Schwimmhalle auf dem Fliegerhorst auszuweiten. Auch der Verein der Wasserratten bräuchte eine Ausweichmöglichkeit. Das Fachpersonal der Amperoase, das in der Bauzeit an Bord bleiben soll, könne dort bei Bedarf einspringen, so Hoppenstedt. Wie auch immer sich das regelt, der Stadtwerkechef ist sicher: "Eine neue Amperoase am alten Standort ist die optimale Lösung."

Die diesjährige Freibadsaison soll, sofern die Corona-Lage es zulässt, am 18. April beginnen.

© SZ vom 25.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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