Fürstenfeldbruck:Amper, Action, Ausflug

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Die Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck präsentiert sich in einer neuen Broschüre als Touristenmagnet an den Gestaden eines Flusses

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Es gibt wenige Kommunalpolitiker, die nicht behaupten würden, wie schön ihre Ansiedlung sei, zumal wenn auch nur die geringste Chance besteht, das heimische Gewerbe zu fördern, in dem man ein paar Touristen anlockt. 2017 debattierte ein Podium im Puchheimer Bierzelt, wie sich dieser einträgliche Sektor etablieren ließe, als nächstes wurde eine Tourismusbeauftragte im Landratsamt eingestellt. Kollegin Claudia Metzner aus dem Brucker Rathaus konnte nun eine Broschüre präsentieren, die alle Perlen der Großen Kreisstadt aufreiht.

Das Werk ist optisch und inhaltlich durchaus gelungen. Unter dem Titel "Geschichten und Gesichter einer Stadt am Fluß" werden Sehenswürdigkeiten wie die Künstlervillen, das ehemalige Kloster und die Klosterkirche sowie markante Altbauten in der Innenstadt präsentiert, dazu Kulturstätten wie das alte Lichtspielhaus und das Veranstaltungsforum, garniert mit kurzen Biographien von Persönlichkeiten wie Kaiser Ludwig der Bayer, ein Bauernschinder, der 1347 bei der Bärenjagd in Puch vermutlich einem Schlaganfall erlag, die selige Edigna, der Erzgießer Oskar von Miller, sein Sohn Oskar von Miller, die Malerin Selma des Coudres, die Brauereibesitzerin Julie Mayr oder der Architekt Adolf Voll, der den alten Schlachthof plante.

Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld ist auf dem sanierten Klostergelände entstanden und gilt als größter Besuchermagnet der Stadt. Umstritten ist, ob dort fürs Parken künftig Gebühren erhoben werden sollen. (Foto: Veranstaltungsforum)

Die Sehenswürdigkeiten wurden in mehreren Touren zusammengefasst, etwa einer Techniktour, die vom Geburtshaus Ferdinand von Millers über die Aumühle, das Kraftwerk Obermühle und das Energiemuseum zum Feldbahnmuseum führt. Empfohlen werden außerdem Radltouren und Wanderungen in die Umgebung sowie Ausflüge zum Jexhof oder der Furthmühle und ein Abstecher bis nach Dachau.

Eine Besonderheit ist die Tour "Terror und Gedenken". Aufgeführt sind unter diesem Motto der "Kriegergedächtnisbrunnen" in der Innenstadt und der Friedhof für in der Regel an der Spanischen Grippe verschiedene Kriegsgefangene hinter der Klosterkirche aus der Zeit des Ersten Weltkrieges , die Gedenkstätte für die Opfer des palästinensischen Terrorüberfalls auf die israelische Olympiamannschaft von 1972, das Todesmarsch-Mahnmal für KZ-Gefangene, aber auch das Luftwaffenehrenmal. Wie schwer der Umgang mit der Vergangenheit ist, erkennt man an der Formulierung, dieses Ehrenmal sei "monumental und nicht unproblematisch", denn es handelt sich um faschistische Ästhetik aus der Nachkriegszeit. 1962 wurde die Anlage eingeweiht, die von Bruckern als "Elefantenklo" bezeichnet wurde. Lobenswert daher der Hinweis der Autorin, dass das Ensemble jenen Freilufttheatern ähnle, die dessen Architekt Ernst Adolf Zinsser für die Nationalsozialisten gebaut hatte.

Zwei Jahre Arbeit, etliche Workshops und die Beiträge externer Experten stecken hinter der Arbeit, berichtete Metzner. Verfasst hat die Broschüre die Journalistin Angelika Knop, viele Fotos stammen von Peter von Felbert, dessen Arbeit vom Tourismusverband Oberbayern finanziert wurde. Zu Werbezwecken habe man sich dazu Slogans wie "Amper, Action, Ausflug" oder "Fürsten, Felder, Fahrradwege" einfallen lassen. Bei jedem Abschnitt finden sich auch Absätze in englischer Sprache.

Am Schluss der Broschüre sind sehr übersichtlich gestaltet die wichtigsten Informationen noch einmal aufgeführt, zum Übernachten, über öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradverleih oder Toiletten, Sehenswürdigkeiten, Hotels und Gastronomie, den Wohnmobilstellplatz an der Amperoase oder das Jugendgästehaus des Kreisjugendringes in Gelbenholzen

Die Broschüre wurde in einer Auflage von 8 000 Exemplaren gedruckt und liegt im Rathaus sowie allen öffentlichen Einrichtungen gratis aus. Auch in Augsburg und München wolle man das in Grün gehalten Heft "streuen", sagt Metzner, denn es gehe ja darum "viele neue Gäste" zu gewinnen. So gelungen das Werk ist, aus einem Ackergaul wird dadurch kein Rennpferd. Es fehlt in Bruck schon das weitläufigere mittelalterliche Ambiente, mit dem etwa Landsberg lockt, manches wurde verschandelt, wie aktuell in der Schöngeisinger Straße zu besichtigen wäre. Bei einem Luftbild vom Klosterareal fallen vor allem die ausgedehnten Flächen ins Auge, die für Autos versiegelt wurden. Die subtile frohe Botschaft für Touristen lautet, an Parkplätzen mangelt es nicht.

© SZ vom 20.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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