Fürstenfeldbruck:Alternativen zum Flächenfraß

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Der Bund Naturschutz kämpft gegen Abholzung und Versiegelung. Am Beispiel der geplanten Expansion des Brucker Maschinenbauers Schleifring wirbt er für gemeinsam genutzte Parkdecks und mehr Wachstum in die Höhe

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Bund Naturschutz (BN) fordert ein grundsätzliches Umdenken bei Städten und Gemeinden, um der voranschreitenden Flächenversiegelung im Landkreis Einhalt zu gebieten. Am Beispiel der geplanten Betriebserweiterung des Brucker Maschinenbauers Schleifring wollen der Kreisverband und der Ortsverband Fürstenfeldbruck und Emmering zeigen, dass es Alternativen zum Wachstum in die Fläche gibt: Höhere Gebäude, Tiefgaragen statt ebenerdigen Parkplätzen, gemeinsam genutzte Parkhäuser sowie eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Vor allem soll dadurch der Erhalt wertvoller Wald- und Schutzgebiete gesichert werden.

Die Kreisvorsitzende Eugenie Scherb und der Ortsvorsitzende Friedrich Meyer-Stach wollen sich nicht damit abfinden, dass die im Gewerbegebiet Hasenheide ansässige Firma Schleifring in östliche und südliche Richtung wachsen darf und deshalb nun viele Bäume gefällt werden sollen. Vor allem kritisieren die Naturschützer, dass die Stadt in den Abwägungen bislang gar nicht auf die vorgebrachten Bedenken eingegangen sei. Und dies, obwohl es sehr wohl bessere Alternativen gäbe.

Die Stadt hatte sich zuvor mit der Firma Schleifring in monatelangen Verhandlungen auf eine Art Kompromiss geeinigt, vor allem wegen der großen Bedeutung der Firma als Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber. Statt deutlich allein in Richtung Fliegerhorst zu wachsen, soll sich Schleifring im Osten auf einen 25 Meter breiten Waldstreifen beschränken. Eine weitere Halle sowie Parkplätze sollen auf zusätzlichen Flächen südlich der Maisacher Straße gebaut werden. Mitte Dezember hatte der Planungsausschuss für die Änderung des Bebauungs- und Flächennutzungsplans und damit die Erweiterung um etwa 13 000 Quadratmeter gestimmt.

Scherb und Meyer-Stach glauben, dass damit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Sie setzen darauf, Schleifring noch zum Umdenken zu bewegen und dadurch wertvollen Eichenwald sowie Biotopflächen, ein Erholungsgebiet sowie den Lebensraum der geschützten Zauneidechse erhalten zu können. Eine aus wirtschaftlichen Gründen gebotene Expansion werde dadurch nicht grundsätzlich in Frage gestellt, betonen die BN-Funktionäre.

Einer der zentralen Vorschläge: Zwischen Schleifring und den im Norden angrenzenden Spielcasinos liegt ein großer Parkplatz. Dieser wird von den Besuchern der Spielecenter vorrangig abends genutzt. Scherb: "Würde Schleifring dort ein Parkdeck wie jenes am Brucker Bahnhof bauen, könnten ihre Mitarbeiter dort tagsüber und die Besucher der Spielcasinos abends parken." Den Streifen in östlicher Richtung würde der BN notfalls tolerieren. Ein solches Parkdeck könne aber zumindest die Abholzung südlich der Maisacher Straße überflüssig machen, so die Hoffnung. Überhaupt sollten Betriebe in Gewerbegebieten viel stärker zusammenarbeiten, beispielsweise in Form eines gemeinsam genutzten Parkhauses. Und Städte oder Gemeinden sollten dies unterstützen, indem sie bei Wohn- oder Gewerbebauten auf eine mehrgeschossige und damit platzsparende Bauweise drängen. Zudem sollten sie selbst bei der Planung von Gewerbegebieten viel stärker zusammenarbeiten, fordert Scherb. Dass es hier große Defizite gibt, belegt ihrer Überzeugung nach "die ungeheure Versiegelung" in Olching, Mammendorf oder Schöngeising: "Unser Landkreis ist bereits einer der waldärmsten Bayerns, aber er wird weiter zugebaut", so Scherb. "Wir müssen um jede Naturfläche kämpfen". Gerade in Zeiten des Klimawandels sei jedes verbliebene Waldstück wichtig als Wasser- und Kältespeicher, weiterhin aber auch als Lärmschutz und Erholungsgebiet.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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