Fürstenfeldbruck:Alltagsstress adieu!

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Expertin für Zeitmanagement: Cordula Nussbaum erklärt Lehrern, wie sie ihren Tag sinnvoll strukturieren. (Foto: Günther Reger)

Fast 1000 Lehrer lassen sich am unterrichtsfreien Tag Zeitmanagement erklären

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Es wuselt vor dem Fürstenfeldbrucker Stadtsaal, dass kaum ein Durchkommen ist. Und auch der Geräuschpegel erinnert an die Lautstärke einer Schulaula. Schüler freilich sind nicht da. Nein, für die Geräuschkulisse sorgen ausnahmsweise ihre Lehrer, die am unterrichtsfreien Buß- und Bettag im Veranstaltungsforum Fürstenfeld zum oberbayerischen Lehrertag zusammengekommen sind. Fast 1000 Vertreter des Berufsstandes nutzen am Mittwoch die Gelegenheit zur Fortbildung. Im Stadtsaalfoyer gibt es Kaffee, auf zwei Etagen in der Tenne zeigen Lehr- und Lernmittelhersteller ihr Angebot vom Bleistift über Glitzerfarbe bis hin zu Englischtests und Experimentierkästen. In Workshops können die Pädagogen der vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) organisierten Veranstaltung erfahren, wie sie schwierige Elterngespräche führen, wie sie mit Kritik umgehen sollen, wie sie soziale Kompetenzen innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers fördern können oder welche Herausforderung junge Flüchtlinge für die Schulen darstellen.

Die Integration der Flüchtlinge in den Unterrichtsbetrieb zählt die neue Regierungspräsidentin Brigitta Brunner, die ein Grußwort spricht, zu jenen Anforderungen, die im Lehreralltag neu dazukommen sind. Angesichts der Arbeitsbelastung und der Fülle von Aufgaben sei Zeitmanagement gefragt, sagt Brunner auch. Deshalb hat der BLLV die in der Nähe von München lebende Organisationsexpertin, Bestsellerautorin, Rednerin und Trainerin Cordula Nussbaum eingeladen. "Organisieren Sie noch oder leben Sie schon?", fragt sie die Lehrkräfte im voll besetzten Stadtsaal, um ihnen schließlich als Tipp mit auf den Weg zu geben, dass allein eine bessere Organisation das Problem, zu wenig Zeit zu haben, nicht löse. Sondern dass es dabei auch darauf ankomme, herauszufinden, welcher Typ man sei: jemand, der die Dinge systematisch-analytisch durchdringt und den sie Anneliese Logisch nennt. Oder Ottmar Ordentlich, der Bewährtes schätzt und gerne Pläne ausarbeitet. Oder doch eher der kreativ-chaotische Typ namens Igor Ideenreich, "der alles liebt, was neu ist". Oder Hanni Herzlich, die Liebenswürdige und Mitfühlende. "Es kann ein Stressfaktor sein, wenn jemand sich auf eine Weise organisiert, die nicht seinen Talenten entspricht", sagt Nussbaum. Gerade Lehrkräfte fühlten sich zwischen dem Wunsch, Kinder zu fördern, und der Notwendigkeit, Lehrpläne erfüllen zu müssen, hin- und hergerissen. Nussbaum empfiehlt, jeder solle sich auf seine eigene Art organisieren und sich "Zeitinseln" für ungestörtes Arbeiten schaffen. Ganz wichtig dabei: Pausen und Zeit für sich selbst nicht vergessen!

Die Expertin auf der Bühne im Stadtsaal hält ihr Publikum 90 Minuten lang bei Laune und bindet es in kleine Experimente mit ein. Wie bei jenem mit einer Dreiviertelliterflasche Wasser und einem kleinen Glas. Wie kommt all das Wasser auf einmal ins Glas, fragt sie ihre Zuhörer? Geht nicht, lautet die richtige Antwort. Die Lösung: Das täglich zu leistende Pensum (verkörpert durch die Wasserflasche) so zu reduzieren, dass es doch passt. Und wie? Sich Unterstützer holen, Aufgaben delegieren und nur das tun, "was du wirklich willst", rät Nussbaum.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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