Fürstenfeldbruck:Alltägliche Begleiter

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Betreuerin Karin Jansen mit der 84 Jahre alten Friederike Steininger an dem Hochbeet hinter dem Gebäude des Seniorenheims. (Foto: oh)

Im Fürstenfeldbrucker Pflegeheim Theresianum werden Senioren von speziell geschulten Hilfskräften aktiviert und motiviert

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das Hochbeet im Garten des Alten- und Pflegeheims Theresianum in Fürstenfeldbruck steht in voller Pracht. Tomaten, Radieschen, Kräuter und Blumen gedeihen prächtig. Gepflanzt wurden sie von den Bewohnerinnen und Bewohnern Lieselotte Rak, 75, Theodor Maletz, 80, und Friederike Steiniger, 84. Nach einem Ausflug in die Gärtnerei Würstle bepflanzten sie das Hochbeet nach eigenen Vorstellungen. Möglich wurde dies durch ihre "Alltagsbegleiter". Das sind Mitarbeiter, die zwar eine intensive Schulung, aber keine Ausbildung in der Pflege haben. Seit 2008 gestalten die Alltagsbegleiter das soziale Leben in dem Pflegeheim und ergänzen die Arbeit der Pflegekräfte.

Ein Ausflug ins Grüne, zum Einkaufen in die Stadt oder musizieren und spielen in der Gruppe - was sich zunächst einfach anhört, ist im Alltag eines Seniorenheims nicht leicht zu organisieren. Viele Bewohner sind gehbehindert oder auf den Rollstuhl angewiesen. Gleichzeitig müssen sich die Pflegekräfte rund um die Uhr um Schwerstpflegebedürftige kümmern. Da bleibt für die Gestaltung der Freizeit oder sogar Gespräche wenig Zeit.

Durch das "Pflegestärkungsgesetz", das Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, können nun mehr Betreuungskräfte eingestellt werden, die den Alltag der Heimbewohner mit Pflegestufe aktiv gestalten und nach Tarif bezahlt werden. Für 20 anspruchsberechtigte Bewohner wird jeweils eine Betreuungskraft in Vollzeit gewährt. Im Theresianum in Fürstenfeldbruck arbeiten zurzeit acht von ihnen. So wie Karin Jansen, 44, die seit 2010 im Theresianum Alltagsbegleiterin ist. Die gelernte Bürokauffrau hat sich nach der Erziehung ihrer beiden Söhne entschieden, noch einmal einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen und sich in einer sozialen Einrichtung zu engagieren. Sie betreut unter anderem eine Gruppe von Senioren. Unter ihrer Anleitung entstanden bereits Teddybären oder Pflanzschilder aus Holz für den Kräutergarten. "Die Menschen strahlen, blühen auf, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, und das gibt mir sehr viel Motivation", sagt Karin Jansen. Angela Schäffler ist seit Mai als Alltagsbegleiterin im Theresianum tätig. Die gebürtige Sächsin und Mutter eines Sohnes übernimmt gerne Gedächtnisrunden oder Spiele wie Bingo mit den Bewohnern. "Es gibt Bewohner, die einem zunächst skeptisch gegenübertreten, vielleicht auch wegen meines Dialekts", meint die 58-Jährige schmunzelnd, "erste Gespräche zeigen mir dann, was die Senioren früher gerne gemacht haben und welche Bedürfnisse sie haben. Es nutzt ja nichts, wenn ich mit einem großen Betreuungsprogramm komme und der Bewohner dann auf eine Wandbild in seinem Zimmer zeigt, auf dem die Familie zu sehen ist."

"Unsere Betreuungskräfte sind einfach da für Gespräche und Sorgen, sie versuchen, Ängste zu nehmen, sowie Sicherheit und Ordnung zu vermitteln", beschreibt Pflegedienstleiterin Daniela Wilhelm die Aufgaben. "Die Alltagsbegleiter lassen sich ganz auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen ein und orientieren sich an dessen Fähigkeiten, Vorlieben und seiner Lebensgeschichte." Gerade während der Eingewöhnungsphase seien diese eine unschätzbare Hilfe.

Die drei Senioren, die das Hochbeet gestaltet haben, waren bereits früher begeisterte Gärtner. Lieselotte Rak hat nun auch ihren Balkon bepflanzt, Theodor Maletz und Friederike Steiniger erfreuen sich an den vielen verschiedenen Kräutern, die zu Maria Himmelfahrt im August zu Kräutersträußen gebunden wurden. Durch die Arbeit der Alltagsbegleiter wird so nicht nur ihr Leben bunter, sondern das aller Bewohner im Theresianum.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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