Fürstenfeldbruck:Abstürze und Generationswechsel

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Bei den Landtagswahlen gibt es für CSU und SPD empfindliche Einbußen. Grüne und Freie Wähler gewinnen, und die AfD schafft den Einzug auch. Sechs Abgeordnete vertreten die beiden Brucker Stimmkreise nun für fünf Jahre

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

45 Jahre ist Reinhold Bocklet an herausragender Stelle in der CSU tätig gewesen, 2018 trat der 75-Jährige, der zuletzt erster Vizepräsident des bayerischen Landtags war, ab. Eine Zeitlang hatte der langjährige Landtagsabgeordnete und ehemalige Minister noch überlegt, sich bei den Landtagswahlen zumindest noch auf die Liste setzen zu lassen, doch auch davon sah er schließlich ab. Damit leitete Bocklet den Generationswechsel in der CSU ein, der schon ein Jahr zuvor bei der Bundestagswahl begonnen hatte: Damals folgte Katrin Staffler als Wahlkreisabgeordnete auf Gerda Hasselfeldt.

Benjamin Miskowitsch, mit jetzt 34 Jahren nicht einmal halb so alt wie Bocklet, ist nun sein Nachfolger. "Es ist mir eine Ehre, in deine Fußstapfen zu treten", schrieb Miskowitsch in einem Facebook-Post zu Bocklets 75. Geburtstag im April. Miskowitsch zog mit einem Erststimmenanteil von 32 Prozent in den Landtag ein. Das ist deutlich weniger als Bocklet vor fünf Jahren erzielte (44,5 Prozent). Doch die Zeiten der großen Mehrheiten sind auch für die CSU vorbei, zudem startete Miskowitsch als Neuling. Sein bestes Ergebnis erhielt der Mammendorfer jedoch nicht in seiner Heimatgemeinde, sondern im Nachbarort Jesenwang. Im Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West verteidigte Alex Dorow für die CSU sein Mandat, das er seit 2012 inne hat. Er verlor jedoch 15 Prozent der Stimmen. Damit lag er im Trend dieser Wahl.

Denn die CSU musste herbe Verluste hinnehmen, auch in den beiden Brucker Stimmkreisen. Von "ernüchternden Wahlen" wird Landrat Thomas Karmasin bei der parteiinternen Aufarbeitung der Ergebnisse später sprechen. Im Osten stürzte die CSU bei den Zweitstimmen von fast 48 auf 34 Prozent ab, im Westen von 50 auf 35 Prozent. Noch schlimmer erwischte es freilich die SPD, die im Landkreisosten nur noch bei 9,5 und im Westen bei sieben Prozent ankam - einstellige Ergebnisse, ein Desaster. Sogar CSU-Landrat Thomas Karmasin zeigte am Wahlabend Empathie mit dem politischen Gegner. Es sei nicht gut, wenn eine Traditionspartei in der Bedeutungslosigkeit verschwinde, so Karmasin. Nachfolger für die scheidenden SPD-Abgeordneten Katrin Sonnenholzner und Herbert Kränzlein gab es ob des schlechten Abschneidens nicht. Dafür aber schafften es andere in den Landtag: Martin Runge wieder, der Grünen-Politiker, der auch zweiter Bürgermeister von Gröbenzell und langjähriger Kreisrat ist. Runge holte wie Gabriele Triebel im Stimmkreis West ein Viertel der Erststimmen. Beide sitzen nun im Landtag. Auch bei den Zweitstimmen konnten die Grünen ihr Ergebnis von 2013 mehr als verdoppeln, von neun auf 22 Prozent im Osten und von knapp zwölf auf 24 Prozent im Westen. Auch die Freien Wähler holten doppelt so viele Stimmen wie noch fünf Jahre zuvor. Ost-Kandidat Hans Friedl aus Alling zog in den Landtag ein. Bayern würde nun, nachdem die CSU die Freien Wähler zum Regieren braucht, "sozialer, liberaler und ökologischer", kommentierte Friedl. Insgesamt sitzen nun sechs Abgeordnete aus den beiden Brucker Stimmkreisen im Landtag. Zu ihnen zählt auch AfD-Kandidat Ingo Hahn.

Das schlechte Abschneiden der etablierten Parteien ließ den Wahlabend im Brucker Landratsamt einen ruhigen werden. Auch das Auszählen der Stimmen ging zäh voran an diesem Abend. Erst zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale stand das erste Ergebnis fest. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht, in eineinviertel Jahren sind bereits Kommunalwahlen.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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