Fürstenfeldbruck:Ab in die AH!

Lesezeit: 2 min

Von welchem Alter an ist man eigentlich alt? Je nach Betätigungsfeld kann das ganz unterschiedlich sein

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Alt werden will jeder, heißt es so schön, aber niemand will alt sein. Doch das eine geht nicht ohne das andere. Also erscheint den meisten das Altwerden irgendwie erstrebenswert, gute Gesundheit natürlich vorausgesetzt. Doch von welchem Alter an ist man eigentlich alt? Ab 50? Ab 60? Oder doch erst ab 70? Wenn man in Rente geht? Wenn man auf einmal schlechter sieht oder wenn man morgens beim Aufwachen immer mehr Wehwehchen verspürt?

Eine allgemein verbindliche Definition des Begriffs Alter gibt es laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht. In der Gerontologie wird der Beginn des Alters zumeist bei 60 oder 65 Jahren angesetzt. In der Regel werde das Renteneintrittsalter von 65 Jahren "als eine Art Regelzäsur" angesehen, sagt man im Familienministerium. In der öffentlichen Wahrnehmung freilich habe sich eine Verschiebung der Altersgrenze ergeben, weil viele Menschen tatsächlich viel früher in Rente gingen.

Der Volksmund freilich sagt gerne: Man ist so alt, wie man sich fühlt. 60 ist "das neue 50" heißt es dann beispielsweise, was bedeuten soll, dass sich viele Menschen heutzutage mit 60 fühlen wie früher mit 50 und damit deutlich jünger, als sie biologisch sind. Alt werden ist ein langsamer Veränderungsprozess im Leben eines jeden Menschen. Er ist der Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten. Er findet während des ganzen Lebens statt und ist unausweichlich. Konstitution und Gesundheit lassen nach, allmählich oder auch mal ganz plötzlich. Und so passen möglicherweise biologisches Alter und biografisches Alter nicht bei jeder Person und nicht in jeder Phase zusammen.

Wer sich rüstig fühlt, darf sich mit neuen Begriffen wie Best Agers oder Silver Agers identifizieren. Eine Umfrage des Instituts Allensbach von 2009 ergab, dass nur 27 Prozent der Befragten ein bestimmtes Lebensalter angaben, von dem an sie einen Menschen als alt erachteten, und nannten dann 71 Jahre. Die meisten Menschen setzten den Begriff Alter mit dem Auftreten von Beeinträchtigungen gleich.

Viel früher zu den Alten bekennen müssen sich Sportler. Bei den Fußballern beginnt die Phase der Alten Herren (AH) bereits mit 32 und dem Übertritt zu den Senioren A. Mit 40 zu den Senioren B, fünf Jahre später Senioren C. Wer über 50 ist und das Kicken immer noch nicht lassen kann, für den hält man die Ehrenliga bereit, und das klingt nun doch ein bisschen danach, als werde gleichzeitig ein Preis für die Lebensleistung auf dem Platz verliehen.

Im Sport wird früh aussortiert. Das hat mit seinem Streben nach Siegen, Meisterschaften und Bestleistungen zu tun. Die kann nur erbringen, wer jung, fit und durchtrainiert ist. Bei vielen Sportarten fällt auf, dass der Leistungszenit weitaus später erreicht wird als ehedem und der Enddreißiger mit Bestleistung keine Seltenheit mehr ist. Dennoch wechselt der Amateur-Tennisspieler vom 30. Geburtstag an alle zehn Jahre in eine neue Altersklasse, von 50 Jahren an geht es in Fünferschritten aufwärts bis zur Altersklasse Herren 75. Auch in der Leichtathletik beginnt das Seniorenalter mit 30 Jahren, bis hin zur M 90 und W 85.

Bisweilen wird auch von einem dritten Lebensalter der 65- bis 85-Jährigen gesprochen und von einem vierten Lebensalter, das jene Menschen erreichen, die älter als 85 sind und auch als Hochaltrige oder Hochbetagte bezeichnet werden. Spezielle Programme für Ältere beginnen aber schon viel, viel früher. "Richtig fit ab 50" nennt sich ein eigenes Internetportal des Deutschen Olympischen Sportbundes. Es gibt Computerkurse für über 50-Jährige und 50-plus-Treffs. Spätestens wenn das eigene Alter in einem dieser Zielgruppenprogramme auftaucht, beginnt man wohl alt zu werden.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: