Für Familien:Unterstützung in der größten Krise

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Christine Bronner und Bernd Rieder (mit Urkunde), Christa Stewens (links), Gerhard Ege (rechts) und weitere Sympathisanten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Jugendsozialstiftung der Familie Dr. Rieder" übernimmt Familienpatenschaft des Ambulanten Kinderhospizes München

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Ein Ausflug in den Zoo als Herzenswunsch: Für die todkranke Maria und ihren Bruder Manuel hat eine Familienpatenschaft bei der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) diesen Traum wahr werden lassen. So wurde der Familie trotz der schrecklichen Diagnose ein bisschen Lebensqualität und Normalität geschenkt - auch der allein erziehenden Mutter, die seit der Erkrankung ihres Kindes auf Hartz VI angewiesen ist und neben der psychischen Belastung auch mit finanziellen Einschränkungen lebt. Eine Familienpatenschaft des AKM, die mit weit mehr unterstützt als mit einem Zoobesuch, hat nun die "Jugendsozialstiftung der Familie Dr. Rieder" in Gröbenzell für drei Jahre übernommen.

Die Familienpatenschaft kostet im Jahr 6500 Euro. Das sind die durchschnittlichen Kosten, die das vor 15 Jahre gegründete AKM für die Betreuung einer Familie aufwendet. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz einer Familienkoordinatorin, Pflege für das kranke Kind, Krisenintervention, sozialrechtliche Beratung, ehrenamtliche Familienbegleiter zur Entlastung der pflegenden Angehörigen und vieles mehr.

Wie die AKM-Geschäftsführerin Christine Bronner unterstreicht, "haben wir mit fünf Familien angefangen und betreuen mittlerweile 400 im Jahr". Bronner ist Traumatherapeutin, selbst betroffen und mit ihrem Mann Florian Stifterin des Ambulanten Kinderhospiz München. Bei der offiziellen Überreichung der Patenschaftsurkunde in der Kiener-Stiftung in Fürstenfeldbruck erzählt sie, wie sich das Angebot für Familien mit einem todkranken Kind in den vergangenen 15 Jahren verbessert hat. In Bayern gab es seinerzeit praktisch keine Unterstützung für solche Krisenfälle. "Die Kinderhospizarbeit war damals in Norddeutschland erheblich besser", berichtet Bronner. Doch im Lauf der Jahrzehnte hat sich die Situation verändert.

"Es ist inzwischen eine Landschaft entstanden", sagt die Geschäftsführerin. Ein dichtes Netzwerk aus medizinischen und psychosozialen Fachkräften sowie einer Vielzahl Ehrenamtlicher hat das AKM in den vergangenen 15 Jahren aufgebaut, in ganz Bayern. Seit 2016 unterhält das Ambulante Kinderhospiz München insgesamt vier Zentren in Bayern, an die sich betroffene Familien wenden können. "Es ist wichtig, dass es eine Unterstützung aus einer Hand gibt", kommentiert die ehemalige Sozialministerin Christa Stewens in ihrer Eigenschaft als Kuratoriumsmitglied des AKM die Entwicklung.

Für den Landkreis ist das Zentrum Südwestoberbayern in Inning zuständig; die anderen Zentren sind in Rosenheim, Landshut und München. Für die Familien ist die Unterstützung von der Erstberatung bis zur Nachsorge selbstverständlich kostenlos. Einen Teil der Kosten tragen die Krankenversicherungen, der Rest wird über Spenden finanziert.

Deshalb sind anonyme Familienpatenschaften, wie sie nun die Jugendsozialstiftung für drei Jahre übernimmt, so wichtig: Sie schaffen Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum. Zusätzlich hofft Stifter Bernd Rieder auf einen anschiebenden Effekt für die Hospizarbeit: "Damit der Landkreis einen Schwung kriegt, damit Sie Paten aus dem Landkreis kriegen", wünscht er sich für das AKM. Gerhard Ege ist Kuratoriumsmitglied in der Jugendsozialstiftung. Über die örtliche Presse sei man auf die Arbeit des AKM aufmerksam geworden. Die Schilderungen im Rechenschaftsbericht von Familien und ihren Tagesabläufen haben ihn sichtlich beeindruckt. "Es war eine einfache Entscheidung für uns", erklärt er.

Das Geld für die Familienpatenschaft, 19500 Euro, stammt aus dem Vermächtnis von Elisabeth Seiderer. Wie Rieder berichtet, war die in München lebende Seniorin mit einer Gröbenzellerin befreundet. Der Jugendsozialstiftung der Familie Dr. Rieder vermachte die Münchnerin 150 000 Euro, sie verfügte, dass das Geld Jugendlichen zugute kommen soll. Die Patenschaft beim AKM ist nun einerseits für die Jugendsozialstiftung nicht nur ihre bislang größte Einzelausgabe und die erste Ausgabe von Seiderers Vermächtnis. Sondern sie war, da schon im November fixiert, die 20. Familienpatenschaft des AKM, jetzt sind es 22.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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