Freiluft:Rücklichter am Ende des Tunnels

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Das Autokino auf dem Brucker Volksfestplatz bringt wie schon im vergangenen Jahr die Kultur zurück in die Kreisstadt. Die Besucher des Premierenabends sind ebenso gut gelaunt und erleichtert wie die Organisatoren

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Entspannt und gut gelaunt sitzen Thomas Tremmel und Jonas Röhrl in ihrem weißen Elektroauto auf dem Brucker Volksfestplatz. Die Snacks, die sie gemeinsam mit den Karten vorab bestellt haben, stehen bereit. Das Fenster auf der Fahrerseite hat Tremmel einen Spalt geöffnet, um vor Filmbeginn noch einmal durchzulüften. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen des gut besuchten, kühlen Premierenabends des Brucker Autokinos hat er es in seinem Wagen auch ohne mitgebrachte Decke gemütlich warm. "Ein Tesla ist ein cooleres Auto dafür als ein Verbrenner, weil man damit auch heizen kann, wenn der Motor nicht läuft", sagt der 54-Jährige und lacht. Für den Lochhausener ist es zwar nicht der erste Besuch in einem Autokino, aber doch der erste seit einer langen Zeit. "Ich war früher schon einmal im Autokino, allerdings in einer Zeit, in der man noch diese Mini-Lautsprecher ins Auto gereicht bekommen hat und der Ton nicht übers Autoradio gekommen ist", erinnert sich Tremmel.

Im Rückspiegel leuchten immer wieder rote Lichter auf. Sie gehören zu den Leuchtstäben, mit denen das junge Einweiser-Team die ankommenden Autos in der Dämmerung wie auf einem Rollfeld an ihre Plätze lotst. Auch Markus Eisele, der gemeinsam mit Tom Blum das Autokino wie schon im vergangenen Jahr organisiert, steht mit gelber Weste und Leuchtstäben auf dem Platz und weist den Wagen ihren Weg. Die Freude darüber, dass er den Bruckern endlich wieder ein Stück Kultur anbieten kann, ist ihm deutlich anzusehen.

Überhaupt herrscht auf dem Volksfestplatz ein reges Treiben. Im Gegensatz zu den ersten Tagen des Autokinos vor einem Jahr dürfen die Besucher ihre Wagen verlassen, natürlich nur mit FFP-2-Maske. Man nutzt die Gelegenheit und gönnt sich einen Crêpe am Foodtruck, holt sich ein kühles Getränk oder vertritt sich einfach noch ein wenig die Beine. Wer lieber in seinem Auto bleibt, der bekommt zur Einstimmung auf der Frequenz, auf der später der Filmton laufen wird, einen Gute-Laune-Hitmix des Brucker Duos "DJ Double" zu hören.

Mitten zwischen all den bunten Autos steht auch ein schwarzer Wagen mit Hannoveraner Kennzeichen. "Nur ein Geschäftswagen", löst der Brucker Manuel Gröbert auf, der sich gemeinsam mit seiner Frau Mira auf den Premierenfilm freut. "Es ist super, dass es das Autokino wieder gibt. Wir sind totale Kinogänger und gehen normalerweise so 30 Mal im Jahr ins Kino", sagt der 36-Jährige. Mira hat sich für den Sonntag schon die nächsten Tickets gesichert, dann will sie mit ihrer Tochter "Raya und der letzte Drache" schauen.

Inzwischen ist es dunkel geworden über dem Volksfestplatz, die hellste Lichtquelle ist die aufblasbare Leinwand, auf die alle Stoßstangen ausgerichtet sind. Betreiber Markus Eisele hat seine rot-leuchtende Einweis-Hilfe gegen ein Mikrofon getauscht. "Das Autokino im vorigen Jahr war eine tolle Zeit. Aber wir haben gedacht, dass es eine einmalige Sache sein wird. Jetzt sind wir wieder da", begrüßt er die Besucher über die Autolautsprecher.

Und dann ist es soweit, der erste Kinofilm des Jahres in Fürstenfeldbruck beginnt. Für diesen Monaten haben die Organisatoren ein echtes Highlight gefunden: "Der Rausch", den dänischen Oscargewinner als bester ausländischer Film, der bisher noch gar nicht in den Kinos veröffentlicht worden ist. Es ist die erste von neun Previews, die sich das Autokino für das diesjährige Programm sichern konnte. "Der Rausch" mit einem herausragenden Mads Mikkelsen in der Hauptrolle passt irgendwie gut in die Corona-Zeit. Er erzählt von vier Lehrern, alle in persönlichen Krisen gefangen, die sich dazu entscheiden, ihr Leben durch einen konstanten Alkoholpegel wieder in den Griff zu kriegen versuchen. Das gelingt freilich nicht wie geplant - Spaß macht es trotzdem.

Das komplette Programm ist online unter www.autokino-ffb.de zu finden, dort müssen auch vorab die Eintrittskarten gekauft werden

© SZ vom 22.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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