Freiham:Alles, was eine Stadt braucht

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Das neue Viertel soll zur Heimat von bis zu 20 000 Menschen werden, 7500 Arbeitsplätze werden angestrebt. Die Pläne für die Infrastruktur kommen voran, Volkshochschule und Stadtbibliothek setzen kulturelle Akzente

Von Ellen Draxel, Freiham

Das neue Stadtviertel Freiham im Münchner Westen erhält sukzessive ein Gesicht. Der Gewerbestandort Freiham-Süd ist bereits weitgehend bebaut. Jetzt rückt Freiham-Nord in den Mittelpunkt - jener Teil des insgesamt 350 Hektar großen Areals, in dem vorrangig Wohnungen errichtet werden sollen. Zu diesem Bereich gehören auch ein großzügiger Landschaftspark sowie ein Sport- und Bildungscampus, welcher sich schon im Bau befindet.

Verbunden werden sollen Süd und Nord durch ein Stadtteilzentrum in unmittelbarer Nachbarschaft der S-Bahn-Haltestelle Freiham. Drei Hochhäuser markieren künftig das Entree des Quartiers. Sie gruppieren sich um einen zentralen Stadtplatz mit Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen und Büroflächen, der nördlich in eine Fußgängerzone mündet. An dieser Ecke plant das Kulturreferat auch die Ansiedlung einer Außenstelle der Münchner Volkshochschule: Anfangs sollen insbesondere "Stadtviertelthemen" in den Fokus des Programms rücken, um die Identifizierung der Bürger mit dem neuen Stadtteil zu forcieren und lokale Netzwerke zu vertiefen. Ein weiterer Schwerpunkt der MVHS sind Angebote mit dem Ziel, "bildungsungewohnte, einkommensschwächere Bevölkerungsschichten" in das kulturelle Leben einzubinden.

Für die etwa 20 000 Einwohner Freihams wird es darüber hinaus einen zweiten zentralen Platz geben - ein Quartierszentrum mit Läden des täglichen Bedarfs, einem Alten- und Service-Zentrum (ASZ) sowie einem Pflegeheim in der Mitte des nördlichen Wohngebiets. Der Platz liegt jeweils rund 800 Meter von den S-Bahn-Haltepunkten Freiham und Aubing entfernt und soll mit Bus und Tram künftig optimal erreichbar sein.

Die städtische Wohnbaugesellschaft Gewofag errichtet in dem Quartierszentrum von 2018 an einen Wohnkomplex, für den derzeit ein Realisierungswettbewerb läuft. Im Erdgeschoss und ersten Stock dieses Hauses sind ein Haus für Kinder, ein Kinder-, Familien- und Beratungszentrum, ein Stadtteilkulturzentrum, ein Bildungslokal, eine Stadtteilbibliothek und ein Gesundheitszentrum vorgesehen. Das Haus für Kinder wird als Erstes fertig werden müssen, andere Angebote haben mehr Zeit. Für sie will die Stadt Zwischennutzungen ermöglichen, etwa mit Räumen für die Stadtteilarbeit oder für Ladenflächen. In der Detailplanung sind derzeit der Kulturkomplex und die Bibliothek, Anfang März will das Kulturreferat dem Kulturausschuss des Stadtrats konkrete Vorschläge unterbreiten.

Zum Vergrößern bitte auf die Lupe am rechten unteren Bildrand tippen. SZ-Grafik; Quelle: Landeshauptstadt München Referat für Stadtplanung und Bauordnung (Foto: SZ-Grafik)

Einen großen Veranstaltungssaal mit Platz für 200 Personen stellt sich das Kulturreferat für das Stadtteilkulturzentrum vor. Dort sollen sowohl klassische Bühnendarbietungen wie Theater, Konzert und Kabarett möglich sein als auch Lesungen, Bürgerversammlungen, Vorträge, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen. Zusätzliche, kleinere Räume sind für Besprechungen, Vereinssitzungen, Seminare oder EDV-Kurse vorgesehen. Auch einen Werkraum und einen Übungsraum für Musikbands soll es geben.

Die Stadtteilbibliothek ist ebenfalls als "öffentlich zugänglicher Treffpunkt im Quartier" angelegt. Eine ihrer Kernaufgaben sei "die niederschwellige Vermittlung von Lese- und Sprachkompetenzen außerhalb schulischer Bildungsstrukturen", so das Kulturreferat. Ein breit gefächertes Medien- und Veranstaltungsangebot solle "die interkulturelle Offenheit der Stadt München erlebbar machen und die Integration aller im Stadtteil lebenden Milieus fördern".

Geplant sind auf einer Gesamtfläche von rund 1300 Quadratmetern nicht nur Lern- und Gruppenräume, PC-Arbeitsplätze und ein Veranstaltungs- und Vorführbereich mit Multimedia-Ausstattung. Das Konzept sieht außerdem separate Zonen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor - unter anderem einen Eltern-Kind-Raum, in dem Kinder ungestört gestillt und gewickelt werden können und der sich zum Kuscheln und Vorlesen eignet. Eventuell ergibt sich sogar die Möglichkeit eines Lesegartens, ein Angebot, das das Kulturreferat als "sehr wünschenswert" erachten würde. Da Freiham als inklusiver Stadtteil entwickelt wird, will man zudem sämtliche Bereiche der Bibliothek so gestalten, dass Menschen mit Einschränkungen sie möglichst eigenständig nutzen können, ohne auf Hilfen angewiesen zu sein.

Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied, dem dieses Entwicklungskonzept vorab zur Anhörung zugeleitet wurde, befürwortet die Überlegungen des Kulturreferats ausdrücklich. Die Planung sei "sehr erfreulich und wichtig für die Belebung von Freiham", lautet die Einschätzung des Stadtviertel-Gremiums.

Profitieren von den Neuerungen dürften auch die bereits bestehenden Viertel im Stadtbezirk: Veranstaltungen finden derzeit ausschließlich im Saal des Schnitzel- und Hendlhauses an der Limesstraße, im Bürgersaal am Westkreuz und in den Räumen des Ubo 9, die in diesem Jahr modernisiert werden sollen, statt. Stadtteilbibliotheken für den Münchner Westen gibt es bislang nur in Pasing an der Bäckerstraße 9 und in Neuaubing an der Radolfzeller Straße 15. Die Neuaubinger Bücherei wird aber demnächst in einen Neubau des Paul-Ottmann-Zentrums umziehen.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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