Frauenhaus:Notwendig für Frauen in Not

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In Sektlaune: Ulrike Jurschitzka, Miriam Ludwig und Maria Harrer (v. li.) stoßen mit den Gästen auf das 25-jährige Bestehen des Frauenhauses an. (Foto: Günther Reger)

Noch immer ist Gewalt gegen Frauen weit verbreitet. Gut ist, dass es Einrichtungen gibt, in denen Betroffene Schutz und Hilfe finden. Seit 25 Jahren übernimmt diese Rolle das Frauenhaus im Landkreis. Das wurde jetzt gefeiert

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Frauen sind gemeinhin gut organisiert. Und so dauert der offizielle Teil nicht all zu lange und die Frauen können sich guten Gesprächen widmen. Ein paar Dinge freilich müssen trotzdem beim Namen genannt werden bei der 25-Jahr-Feier des Frauenhauses am Donnerstagabend. "Gotteshäuser, Konzerthäuser, Gasthäuser" - alles Häuser, auf die sie nicht verzichten möchte, sagt Annemarie Fischer, die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes, die auch zur Feierstunde ins Haus 10 auf dem Klostergelände gekommen ist. Auf ein Frauenhaus könne sie indes verzichten, aber dessen Existenz sei "leider immer noch notwendig, sogar überlebensnotwendig für manche Frauen". Auch Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) gibt sich "nachdenklich, dass im 21. Jahrhundert flächendeckend Einrichtungen zum Schutz von Frauen gebraucht werden".

Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet und nicht weniger geworden in all den Jahren. Seit der Silvesternacht von Köln hat das Thema breitere Aufmerksamkeit erhalten. Eine soeben fertig gestellte, vom Bayerischen Sozialministerium in Auftrag gegebene Studie belegt, dass es in Bayern viel zu wenige Frauenhausplätze gibt. Neben München gibt es im Umland Frauenhäuser in Dachau, Freising, Dorfen (Landkreis Erding), Wolfratshausen und eben im Landkreis Fürstenfeldbruck. In der Einrichtung, deren Ort geheim gehalten wird, stehen sechs Plätze für Frauen und sieben für Kinder bereit. Wenn eine Frau sich entschließe, ins Frauenhaus zu gehen, bedeute das immer einen "Wendepunkt" für sie und ihre Kinder, sagt Fischer noch: "Aber wenigstens kann damit ein Gefühl der Sicherheit das Gefühl der Angst ersetzen."

Dafür sorgen drei hauptamtlich tätige Sozialpädagoginnen, einige Honorarkräfte und auch ehrenamtliche Helferinnen. Jeder Tag im Frauenhaus sei "unberechenbar", erzählt Gerda Vogl, eine von drei Vorstandsfrauen des Trägervereins "Frauen helfen Frauen Fürstenfeldbruck", und zählt auf: Beratungsgespräche führen, Kontakt zum Jugendamt aufnehmen, zum Gericht begleiten, Kontakt zu Spendern halten, Schulen und Kindergärten aufsuchen und vieles mehr.

In den Anfängen hatte sich die Einsicht in die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung noch nicht überall durchgesetzt, auch daran erinnern die Rednerinnen. Mancher Kommentar von damals sei aus heutiger Sicht "zum Schmunzeln oder auch zum Kopfschütteln", fasst Annemarie Fischer zusammen. Fischer hatte das mit Sekt, Orangensaft, Melone-Parmaschinken und Fleisch- und Mozzarella-Spießchen bestückte Buffet mit einer überdimensionalen, rechteckigen Jubiläums-Prinzregententorte angereichert. Jetzt stehen Fischer, Drechsler und Drechslers Vorgängerin als Landratsstellvertreterin, Gisela Schneid, drum herum und müssen erst unter sich ausmachen, wer den Kuchen nun anschneiden soll. Gisela Schneid hatte vor 25 Jahren das Projekt Frauenhaus im Landkreis maßgeblich mit initiiert. Klar, dass sie zur Feier gekommen ist.

Den Wunsch nach einer neuen Bleibe für ihr Frauenhaus haben die Frauen immer noch, auch wenn die Verhandlungen über einen potenziellen Standort in Buchenau zuletzt gescheitert waren. Die Germeringer Sozialstiftung, die einen für den Bau eines neuen Frauenhauses bestimmten Nachlass verwaltet, sucht weiter nach einem bezahlbaren Grundstück, kündigt Eleonor Reis vom Stiftungsvorstand an: "Wir sind zuversichtlich." Für die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen gibt es dann von den Vorstandsfrauen als Dank große, bunte Blumensträuße, danach schließt sich noch ein Theaterstück an: Darin versuchen Mitarbeiter von Sozialberufen zwischen Bürokratie, Zeitdruck und Überforderung ihrer Idealvorstellung vom Helfen gerecht zu werden.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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