Sturmschäden:Schneisen voller Kleinholz

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Machen sich ein Bild von den Sturmschäden (von links): Forstdirektor Hans Jürgen Gulder, Anita Ottmann und Paul Högenauer. (Foto: Günther Reger)

In den Wäldern des Landkreises hat "Niklas" stärkere Spuren hinterlassen als "Kyrill" vor acht Jahren. Die Forstwirte rechnen mit einem Verlust von 50 000 Festmetern und in der Folge mit dem Einbruch der Preise.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Der Sturm Niklas hat in den Wäldern des Landkreises gewütet und stellenweise riesige Schneisen geschlagen. Wie groß der Schaden ist, lässt sich derzeit nur annähernd schätzen. Dem ersten Überblick nach sind offensichtlich mehr Bäume umgeknickt worden als 2007. Damals hatte sich der Orkan Kyrill ausgetobt.

Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, Hans Jürgen Gulder und der Geschäftsleiter der Brucker Walbauernvereinigung (WBV), Paul Högenauer, gehen davon aus, dass "mindestens 50 000 Festmeter Holz" zusammenkommen, wenn alle Windbrüche beseitigt sind. Manches könne man jetzt noch gar nicht erkennen, zum Beispiel angebrochene Stämme oder Bäume, deren Wurzelstöcke nur leicht angehoben wurden, aber letztlich gefällt werden müssen.

Da überall noch gekippte Bäume oder abgeknickte Äste zwischen oder in den Wipfeln hängen, warnt Gulder eindringlich davor, in den kommenden Wochen Waldgebiete zu betreten. "Für einen Spaziergang im Wald ist das Risiko einfach zu groß, es ist sogar lebensgefährlich", mahnt auch Revierleiterin Anita Ottmann. Schon der kleinste Windstoß könne Äste lösen oder angeknackste Bäume endgültig zu Fall bringen.

Niklas richtete vor allem in den Wäldern des südlichen Landkreises große Schäden an. "Und es hat wohl wieder einmal fast nur Fichten erwischt", so Högenauer bei einer Schadensbegutachtung an der Bundesstraße 2. Es ist kalt, nass und der Wind bläst immer noch kräftig. Um zu einer der größeren Windbrüche zu kommen, müssen etliche querliegende Stämme überstiegen werden, die der Wind samt Wurzelstock umgedrückt hat. Abgebrochene Äste und Wipfel zwingen zu Umwegen. Dann öffnet sich der Blick auf eine etwa fünf bis sieben Fußballfelder große Lichtung, die vor wenigen Tagen noch nicht da war. Stammreste mit aufgesplitterten Bruchstellen stehen da wie abgebrochene Zündhölzer, dazwischen liegen wild durcheinander Stammstummel, Äste und Splitterholz, so dass kein Durchkommen mehr ist.

An mehreren Stellen spannen sich bis zu 35 Meter hohe Bäume wie ein riesiger Bogen über die verwüstete Fläche. "Die können jederzeit durchbrechen", warnt Högenauer. Waldbauern rät er, an solche Problemstellen nur Fachleute heranzulassen. Man dürfe die Gewalt und die verheerende Wirkung nicht unterschätzen, die in der Spannung verborgen liegt. "Wenn der Stamm bricht und die Teile hochschnalzen, dann werden unbeschreibliche Kräfte frei, die rundherum alles verwüsten", so Högenauer. Daher sollten Waldbauern für die Aufräumarbeiten zum Beispiel einen Harvester kommen lassen.

Auf die geländegängigen "Holzvollernter" kommt nun offenbar ein Dauereinsatz zu. Dieser sollte sich nicht zu lange hinziehen. "Denn der Borkenkäfer", so Gulder, "liegt schon auf der Lauer". Ende April ist die erste "Schwarmzeit" des Schädlings, der in den umgestürzten, beschädigten, aber noch saftigen Bäumen einen gedeckten Tisch vorfindet. Auch noch stehende, aber infolge des Winddrucks nicht mehr ganz gesunde Bäume seinen gefährdet. Sollte das Wetter warm und schön sein, ist laut Gulder mit einem besonders massiven Käferbefall zu rechnen. Daher sei es notwendig, gleich nach Ostern mit Nachdruck alle liegenden und angeknacksten Bäume zu beseitigen. Weil die Sägewerke dem Ansturm wohl nicht gewachsen sind, kann das Holz wohl nicht sofort abgefahren werden.

Deshalb rät Högenauer den Forstbesitzern, das an den Sammelplätzen aufgeschichtete Holz mit Insektiziden zu behandeln. Die Erfahrung lehre, so Gulder, dass "ein Waldbauer, der beim Aufräumen schlampt", mit dem zwei bis dreifachen Schaden rechnen muss. Denn wenn sich der Borkenkäfer einnistet und sich ungehindert vermehren kann, wird er beim nächsten Schwärmflug umso massiver über den Bestand herfallen. Welche Auswirkungen der ungewollte Einschlag in der Folge des Sturms Niklas auf die Holzpreise haben wird, lässt sich laut Gulder bislang kaum vorhersagen. Mit zehn Euro je Festmeter müssten Waldbauern aber wohl rechnen.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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