Flohmarkt:Gewinnbringend ausgemistet

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Juan (links) hat mit Johannes einen Käufer für seine Starwars-Figuren gefunden. Sein Verkaufsstand in der Pucher Straße ist am Sonntag einer von rund 100 im ganzen Brucker Stadtgebiet. (Foto: Günther Reger)

Die mehr als 100 Teilnehmer der Fürstenfeldbrucker Hofflohmärkte stoßen auf ein reges Interesse und finden für ihren Trödel viele Abnehmer

Von Leonie Albrecht, Fürstenfeldbruck

Mehrere Ausgaben des beliebten Jugendmagazins "Bravo" aus dem Jahr 1966 haben in einem Fürstenfeldbrucker Vorgarten wohl die größte Aufmerksamkeit bekommen. Das Bild der jungen "Rolling Stones" ließ so manchen Besucher in Erinnerungen schwelgen. Die Verkäuferin überlegte sogar, die Hefte "in Plastik zu verpacken", um sie zu schützen. Auch in vielen weiteren Gärten und Höfen haben die Bewohner den Sonntag genutzt, um aussortierten Trödel auf den Hofflohmärkten zu verkaufen. Mit Hilfe eines Online-Lageplans konnten Besucher die Verkäufer in ganz Fürstenfeldbruck finden. Gerade in kleineren Straßen begegnete man so zahlreichen Sammlern, die meist auf Fahrrädern die Gärten abklapperten. Echte Profis waren außerdem mit Fahrradanhänger ausgerüstet, um auf kein Schnäppchen verzichten zu müssen.

Mit bunten Luftballons, selbstgestalteten Schildern und Straßenmalkreide lockten die Verkäufer auch Passanten in ihre Gärten und Höfe. "Wir haben viele Spaziergänger, die aus Neugier vorbeikommen", erzählte eine Anwohnerin der Gartenstraße. Durch die Nähe zur Amper und dem Hölzl herrschte hier reges Treiben. Gemeinsam mit ihrem Mann verkauft sie oft auf Flohmärkten, zum ersten Mal nahmen sie an den Hofflohmärkten teil. "Es ist deutlich angenehmer, wenn man nicht extra alles einpacken muss", sagte sie. "Zwei Mal im Jahr wäre sogar noch besser." Denn so könnte man auch Winterklamotten und Skiausrüstung verkaufen. Bei dem Verkauf kamen längst vergessene Dinge plötzlich wieder zum Vorschein. "Es sammelt sich an: Umso mehr Räume in einem Haus, desto mehr Sachen", erklärte ein Mann. In vielen Vorgärten schien man wie durch einen Zeitsprung in der Vergangenheit gelandet zu sein: Kassettenrekorder reihten sich an Reiseratgeber aus den 90er Jahren und Videokassetten. "Da gibt es ein paar Sammler, die sich noch richtig über solche Kassetten freuen", berichtete die Standbesitzern.

In vielen Gärten taten sich mehrere Nachbarn zusammen, sie verkauften selbstgebackenen Kuchen und tranken Kaffee. "Es sind sehr unterschiedliche Leute dabei, man kommt mit vielen ins Gespräch", erzählte eine Verkäuferin. Denn bei den Hofflohmärkten geht es nicht nur um Kauf und Verkauf. Initiator René Götz sieht seine Veranstaltung als "Nachbarschaftsexperiment", bei dem Menschen ins Gespräch kommen sollen. "Jedes Jahr erzählen mir Besucher von tollen Unterhaltungen, die sie geführt haben." Auch in diesem Jahr sind einige Verkäufer dabei, die frisch nach Fürstenfeldbruck gezogen sind und die Gelegenheit nutzen, um auch ihre neue Nachbarschaft kennenzulernen. Dass das Konzept aufgeht, zeigen mehr als 100 Haushalte, die am Sonntag teilgenommen haben. In Gröbenzell, wo am selben Tag eine ähnliche Veranstaltung stattgefunden hat, hatten sich sogar 175 Haushalte angemeldet.

Als sich der Flohmarkt dem Ende zuneigte, wurden die übrig gebliebenen Schätze wieder eingepackt - mit etwas Glück werden sie dann beim nächsten Hofflohmarkt einen neuen Besitzer finden.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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