Fehlende Bewerber:Engpässe bei Bäckern, Metzgern und Maurern

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Viele der 3700 Handwerksbetriebe suchen weiterhin dringend Mitarbeiter. Der Kreishandwerksmeister ermahnt sie, auch selbst mehr auszubilden

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Harald Volkwein, der Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft, kann keine Entwarnung geben. Es gebe immer noch nicht genügend Nachwuchskräfte, sagte er auf der Jahreshauptversammlung der Handwerker in Fürstenfeldbruck. Das betrifft weniger den Kraftfahrzeugbereich, sondern vor allem Bäcker, Metzger oder das Bauhandwerk. Volkwein, seit vier Jahren im Amt, klagt vor allem über die Abwanderung von im Handwerk ausgebildeten Gesellen und die offenbar zunehmende "Ausbildungsverdrossenheit" der Handwerksbetriebe. Die anwesende Leiterin der Berufsschule, Andrea Reuß, teilte mit, dass auch im Bereich der auszubildenden Bankkaufleute ein markanter Rückgang zu verzeichnen ist. Waren es bis vor kurzer Zeit noch zwei Klassen angehender Bankkaufleute und 45 Schüler, so ist es aktuell nur noch eine Klasse mit 25 Berufsschülern. Die fehlenden Bewerber im Handwerk erklärte Kreishandwerksmeister Volkwein auch mit der Bezahlung der Auszubildenden. "Das liegt auch an uns, wir müssen sie besser bezahlen", erklärte der Schreinermeister aus Gröbenzell, dessen Betrieb dort seit 35 Jahren besteht. Er erinnerte an das Mindestlohnabkommen der Handwerkskammer München und Oberbayern für das erste Ausbildungslehrjahr. "Das sind 500 Euro pro Monat", so Volkwein, "bei uns zahlt kaum einer weniger." Doch mit diesem Geld könnten junge Menschen nicht auf eigenen Füßen stehen. "Ein Zimmer oder gar eine Wohnung können sie sich damit nicht leisten", so Volkwein, der auch Obermeister der Schreiner im Landkreis ist. So würden sie zwangsläufig weiter im "Hotel Mama" wohnen.

Die ausgebildeten Handwerker würden zu den Bauhöfen, der Berufsfeuerwehr oder zur Bundeswehr abwandern. "Haben wir nur teuer ausgebildet?", fragte Volkwein, der laut über Ausbildungsplatzabgabe oder so etwas wie Ablösesummen nachdachte. Einen argumentativen Ausweg aus der Misere konnte an diesem Abend keiner aus der Versammlung beisteuern. Volkwein zeigte sich zudem sehr skeptisch, ob die Lücke der Fachkräfte mit Zuwanderern aus dem Ausland, speziell aus Osteuropa, zu kompensieren wäre. "Die Fachkräfte von dort fehlen dann in ihren Heimatländern." Volkwein fragte dann, was dann wohl wäre, wenn die Konjunktur einbricht und die Arbeitslosigkeit steigt? Eine Antwort gab er nicht, aber jeder im Saal wusste, was er meinte.

Der Ehrenkreishandwerksmeister und Vorgänger von Volkwein, Franz Höfelsauer, der den Kassenbericht vorlegte, sieht die Ausbildungslage nicht ganz so negativ. "Es gab einen leichten Zuwachs an Ausbildungsverträgen", meinte der Bäckermeister, ohne Details mitzuteilen. Dass das Handwerk einen großen Stellenwert im Landkreis besitzt, zeigt eine Zahl ganz besonders. "3700 Handwerksbetriebe gibt es", informierte Höfelsauer die Versammlung. Mit diesem Pfund könnte man noch mehr wuchern, meinte er damit wohl, sagte es aber nicht. Jeder Handwerksbetrieb ist Zwangsmitglied bei der Handwerkskammer. Das kostet 97 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr. Einen Teil davon erhält auch die Kreishandwerkerschaft, die auf 90 000 Euro Einnahmen kommt, wie Höfelsauer mitteilte. "Bei 74 000 Euro Ausgaben haben wir einen jährlichen Spielraum von etwa 20 000 Euro", so Höfelsauer. Die werden vor allem auch für die Anwerbung von Nachwuchs eingesetzt, zum Beispiel beim jährlichen Berufsinfotag. Volkwein bezeichnete die 97 Euro als eine Art "Flatrate", die auch freien Eintritt zu Ausstellungen sowie zur Münchner Handwerksmesse oder zur Heim und Handwerk beinhalte.

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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