Fast sechs Euro fürs Abheben:Schutzzoll am Geldautomaten

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Sparkasse und Volksbank kassieren von Fremdkunden die höchsten Gebühren - die Vorstände halten das für richtig.

Gerhard Eisenkolb

Beim Geldabheben an ihren Automaten verlangt die Sparkasse Fürstenfeldbruck von Fremdkunden mit 5,99 Euro bundesweit die höchste Gebühr. Das hat ein Vergleich von 550 Banken durch das Finanzportal Biallo ergeben. Sparkassen allgemein rechnen für diesen Service im Durchschnitt 4,31 Euro ab, Privatbanken einigten sich auf eine Obergrenze von maximal 1,95 Euro. Auch die Volksbank Fürstenfeldbruck rangiert an der Spitze. Sie fordert fünf Euro Gebühr, während der Durchschnittswert der Genossenschaftsbanken bei 3,67 Euro liegt. Kunden anderer Banken zahlen an Automaten im Schnitt 3,97 Euro.

Der Brucker Sparkassenchef Klaus Knörr und Volksbank-Kollege Wolfgang Müller halten die relativ hohen Gebühren jedoch für richtig. Beide sagten am Montag, sie seien nicht bereit, im Landkreis flächendeckend teure Geldautomaten vorzuhalten, damit die Kunden von Direktbanken billig an Bargeld kommen. Laut Müller werden die Genossenschaftsbanken wegen der hohen Gebühren von "sogenannten Verbraucherschützern" immer wieder als Abzocker an den Pranger gestellt. Die wirklichen Abzocker seien aber die Direktbanken. Diese seien ja nicht daran gehindert, in ländlichen Gemeinden wie Hattenhofen oder Althegnenberg selbst Automaten aufzustellen, so Müller. Dort sei ein solcher Service auch für eine Volksbank nicht rentabel anzubieten. Kunden, denen die angezeigte Gebühr zu hoch ist, könnten ja jederzeit den Vorgang abbrechen und sich einen anderen Automaten suchen.

Knörr spricht von einer "preispolitisch bewussten Maßnahme": Er wolle das Geldabheben der Kunden anderer Banken nicht subventionieren. Bis 2010 berechnete die Brucker Sparkasse für jede Fremdverfügung sogar zehn Euro. Ob das Konto des jeweiligen Kunden von seiner Hausbank tatsächlich mit diesem Betrag belastet wurde, weiß Knörr nicht. Seit 2011 müssen die Gebühren an Geldautomaten beim Abheben angezeigt werden. Seither ging die Zahl der Fremdabhebungen bei der Sparkasse Bruck stark zurück, von einem Anteil von 2,2 Prozent auf rund 1,5 Prozent. Damit sanken die Einnahmen aus dieser Gebühr um rund 300 000 Euro.

Knörr verweist zudem darauf, dass seine Kunden mit einer Standardgebühr von 4,99 Euro im Monat für die Führung des Girokontos kostenlos Geld an 25 700 Automaten des Sparkassenverbandes abheben können. Die Kosten einzelner Abhebungen beziffert Knörr nicht, weil diese je nach der Häufigkeit der Nutzung eines Automaten stark schwanken würden. Er sagt, auf dem flachen Land koste eine Auszahlung die Sparkasse schon mal fünf bis sieben Euro. Die Fixkosten der 52 Automaten seiner Bank bezifferte der Sparkassen-Chef mit jeweils 6000 bis 8000 Euro im Jahr.

Auch Müller verweist auf hohe Betriebsausgaben. So muss die Volksbank 2012 und 2013 alle 34 Geldautomaten erneuern. Diese Investition schlägt mit zwei Millionen Euro zu Buche. Diese Geräte sind laut Müller grundsätzlich für die Kunden der Genossenschaftsbanken gedacht. Hebt ein Kunde einer anderen Genossenschaftsbank in Bruck gebührenfrei Geld ab, werden die Kosten bankintern verrechnet. (Kommentar)

© SZ vom 17.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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