Wie oft wird ein Landtagsabgeordneter auf der Straße angesprochen? Wie lange dauert eine typische Ausschusssitzung? Und gibt es eigentlich oft Streit im Landtag? Dies und noch vieles mehr wollten die Schüler der Fach- und Berufsoberschule Fürstenfeldbruck wissen. Beantwortet wurden die Fragen so gut wie möglich von drei Abgeordneten des bayerischen Landtags. Es war der Abschluss des Planspiels "Der Landtag sind wir!", mit dem sich die Schülerinnen und Schüler beschäftigt hatten.
An dem Projekt des Centrums für angewandte Politikforschung (Cap) nahmen 52 Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe teil. Finanziert und gefördert wird das Vorhaben vom bayerischen Parlament. Ziel ist es, Jugendlichen parlamentarische Abläufe und politische Entscheidungsprozesse der Landespolitik zu vermitteln. Dies geschieht, indem institutionelle Abläufe und Rahmenbedingungen in reduzierter Form nachgestellt werden.
So beschäftigte die Schüler an einem Tag der Verbraucherschutz. Dafür wurden Gruppen gebildet, die jeweils eine bestimmte Meinung vertraten - ähnlich wie in Parteien. Daraufhin beschäftigten sich die Zehntklässler über den ganzen Schultag hinweg mit dem Thema und hielten Fraktions- und Ausschusssitzungen ab. Zum Abschluss fand im Plenum eine Abstimmung statt.
Zum Abschluss wurde mit echten Landtagsabgeordneten diskutiert. Alex Dorow (CSU), Hans Friedl (FW) und Gabriele Triebel (Grüne) waren dabei, die eigentlich angekündigte AfD-Politikerin Anne Cyron erschien nicht. Lehrerin Julia Potthoff stellte die Fragen der Schüler und moderierte den Gesprächskreis.
In einer Blitzrunde erzählten die Politiker von ihren Hintergründen und Erfahrungen. Dabei lernten die Schüler, dass Mitglieder des Landtags häufig auf der Straße erkannt und angesprochen werden - und das nicht immer nur auf freundliche Weise. Eine Ausschusssitzung im Landtag dauere durchschnittlich um die drei bis vier Stunden. Zu Streit oder auch Wortgefechten komme es zwischenzeitlich schon, gab Triebel zu. Besonders mit den Abgeordneten der AfD sei es oft schwierig, vernünftige Gespräche zu führen. Zudem erfuhren die Zehntklässler, dass die schwierigste Aufgabe während der Legislaturperiode für Dorow die vergangenen beiden Jahre gewesen seien. Denn in dieser Zeit habe man viele schwierige Entscheidungen treffen müssen. Dennoch seien die Erlebnisse am schönsten, wenn man Begegnungen wie an diesem Tag schaffen könne, so Friedl.
Die AfD-Abgeordnete erscheint nicht zum Termin
In der Diskussionsrunde waren der Ukraine-Krieg und Zukunftsfragen - wie Energieversorgung, Digitalisierung oder auch das Gendern - vorherrschende Themen. Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass den Menschen in der Ukraine und auch den Geflüchteten bestmöglich geholfen werden muss. Friedl hatte am Berliner Hauptbahnhof die Ankunft vieler Flüchtlinge miterlebt, dabei sei er sehr emotional geworden.
Zur aktuellen Diskussion rund um das Gendern äußerte CSU-Abgeordneter Dorow, dies sei ein "Angriff auf unsere Sprache". Mehr Gleichberechtigung erhalte man durch andere Maßnahmen, wie beispielsweise dem "Equal-Pay-Day". Zum Thema Energieversorgung erklärte die Grünen-Politikerin Triebel, man habe vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien, der Energieeinsparung und -effizienz noch viel zu tun. Außerdem ging sie auf die wichtige Rolle der Jugendlichen für die Zukunft ein. Vor allem das Bildungsangebots müsse man zukunftsorientierter anpassen.
Die Schüler hatten noch viele weitere Fragen, die jedoch innerhalb von einer Stunde nicht alle abgehandelt werden konnten. "Meine Kollegen und ich sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, wir können das nur weiterempfehlen", resümierte Schulleiterin Monika Pfahler. Auch für die Zehntklässler war das Projekt ein voller Erfolg. Nur dass die AfD-Abgeordnete nicht anwesend war, fanden sie sehr schade. Man hätte gerade an sie viele Fragen gehabt.