Essbare Stadt:Salat zwischen den Häusern

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Essbare Stadt: Mit einem Einweihungsfest am Bürgergarten macht Puchheim auf seine "Stadtbeete" aufmerksam. (Foto: Johannes Simon)

Puchheim stellt seine "Stadtbeete"-Projekte vor: Auf öffentlichem Grund kann dort Obst und Gemüse angebaut werden. Das soll den ökologischen Gedanken voran- und die Bürger zusammenbringen

Von Manfred Amann, Puchheim

Auf dem Weg zu einer "essbaren Stadt" kommt dem Projekt "Stadtbeete Puchheim" große Bedeutung zu. Seit dem Aufkommen der Idee vor gut zwei Jahren, den Bürgern an geeigneten Orten die Möglichkeit zum Pflanzen, Ernten und Genießen zu geben, wurden mittlerweile etwa 20 einzelne Projekte angestoßen und von Arbeitskreisen umgesetzt. Und es sollen noch viele weitere dazukommen, wie Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) am Samstag beim Einweihungsfest im Gespräch mit der SZ andeutete.

Ziel des gesamten Projekts sei, Menschen dazu zu bringen, verstärkt auf selbst erzeugte Lebensmittel, wie Salat, Gemüse, Obst und Kräuter zuzugreifen. Ein wesentlicher Aspekt sei auch, Bürgern Orte der Begegnung anzubieten, wo sie kommunizieren, sich gegenseitig anspornen, miteinander säen, Unkraut jäten, Erde lockern, gießen und am Ende auch die Früchte ihrer Arbeit ernten können. Und es gehe auch um die Verbesserung der gesamtökologischen Situation im besiedelten und unbesiedelten Bereich der Stadt und um die Förderung des Umweltbewusstseins der Bevölkerung. "Ich möchte ein möglichst dichtes Netz solcher Örtlichkeiten spannen und verspreche mir davon auch, dass die teils auseinander liegenden Ortsteile zusammenwachsen", sagte der Rathauschef.

Knapp 80 Interessierte und Helfer waren auf Einladung des Umweltamtes in den Bürgergarten in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof gekommen. Kinder spielten am neuen Brunnen, wo sie mit der Schwengelpumpe Wasser aus der Tiefe holten, um sich damit Abkühlung zu verschaffen. Blumentöpfe wurden mit Pflanzennamen beschriftet und bemalt, die dann zur Kennzeichnung der Pflanzen in die Beete und Kräuterspiralen gestellt werden können. Fotos, wie Wäsche an Leinen aufgereiht, dokumentierten zudem die zahlreichen Arbeitseinsätze. Die Olchinger Trommelgruppe "Diappo" animierte zum Tanz, unter Schatten spendenden Bäumen wurden Erfahrungen ausgetaucht und Ideen diskutiert. Bewohner der Planie hatten ein Fingerfood-Buffet vorbereitet und es gab selbst gebackene Muffins und Kuchen.

Manfred Sengl, Puchheims Umweltreferent, ermunterte die Bürger, die Stadtbeet-Angebote anzunehmen, sich persönlich einzubringen und so einen Beitrag zu leisten, dass die Bürger näher zusammenrücken und ihre Wohngegend lebenswerter gestalten. Sengl dankte insbesondere Monika Dufner vom Umweltamt, die das Projekt Stadtbeete beispielhaft vorangetrieben habe. Zu Gast war auch Katharina Weyer, die in Fürstenfeldbruck die "Fürstenäcker" leitet, die laut Dufner "eine Art Vorbild für uns" waren. Vor dem Einweihungsfest war die Umweltexpertin mit etwa 40 Bürgern zu zehn Stationen geradelt und hatte dort die Besonderheiten erklärt. Beim Stadtteilzentrum Planie war ein Bewohnergarten mit Hochbeeten für den Eigenbedarf entstanden. Im ehemaligen Schulgarten des Gymnasiums gibt es einen interkulturellen Garten. Unterstützt vom Asylhelferkreis können hier Asylbewerber, Kinder der Betreuungseinrichtung nebenan und Anwohner miteinander garteln. "Zäh" sei es angelaufen, "aber es wird schon", befand Koordinator Dieter Märkel. Im Bürgergarten übernahmen Grundschüler Verantwortung für ein Hochbeet. Schüler bemalten auch die Big Bags, die an mehreren Orten in der Stadt aufgestellt und bepflanzt wurden. Die Schule Süd säte überdies eine Blumenwiese an und bewirbt sich laut Dufner um den Titel "Essbare Schule". Am Büchlweg gibt es einen Bürgeracker und am Mooslängweg einen Selbsternteacker, an verschiedenen Standorten wurden Erntesträucher gepflanzt und Kräuterspiralen gebaut. Mehrere Streuobstwiesen lockern das Stadtbild auf und es gibt im Bereich Büchl-/Laurenzer Weg eine Hochzeitswiese, wo Paare einen Obstbaum pflanzen können. "Dort produzieren die Bienen auch den Puchheimer Stadthonig", verriet Dufner.

© SZ vom 27.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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