Erschrecken im Stadtrat:Entscheidung über Vereinsheim des SV Puchheim vertagt

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Der Sportverein Puchheim braucht dringend ein neues Vereinsheim. Doch die Kosten laufen aus dem Ruder. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wegen der Kostenexplosion auf 1,5 Millionen Euro soll jeder Posten geprüft werden. Die städtische Baugesellschaft könnte als Träger übernehmen

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Stadtrat von Puchheim hat die Entscheidung über das Vereinsheim des SV Puchheim am Dienstag einstimmig vertagt. Die Kommunalpolitiker wollen noch einmal die Gründe für die Kostenexplosion des Umbaus prüfen und auch, ob das Projekt finanziell abgespeckt werden kann. Vor drei Jahren war von 200 000 Euro die Rede, inzwischen ist man bei knapp 1,5 Millionen angelangt. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) versicherte den etwa 30 Sportlern, die in ihren grünen Trikots zur Sitzung gekommen waren, dass am Grundsatzbeschluss für das Projekt nicht gerüttelt werde.

Denn alle Fraktionen sind sich einig, dass das kleine Gebäude, das der Verein im Altdorf nutzt, nicht ausreicht. Das Haus hat nur 64 Quadratmeter Nutzfläche, der Schiedsrichter nicht einmal eine separate Dusche. Es sei unangenehm, mit Fußballer zusammen zu duschen, die man vorher "verpfiffen" habe, berichtete der SPD-Fraktionschef Jean-Marie Leone, der selbst beim SV als Schiedsrichter im Einsatz war. Der Verein werde wegen der Zustände auch regelmäßig vom Fußballverband beanstandet. Geplant ist deshalb ein zweistöckiges Gebäude mit vier Mannschaftskabinen und Schiedsrichterabteilung plus jeweils Sanitärräume, einigen Nebenräumen und Büro.

Die gewaltige Kostensteigerung innerhalb von nur drei Jahren geht im wesentlichen darauf zurück, dass die Unternehmen der Branche angesichts des Baubooms im Raum München "Mondpreise" verlangen, wie Grünen-Fraktionssprecher Manfred Sengl rügte. Er verwies auf eine Solaranlage, die angeblich 45 000 Euro kosten soll. Leone erklärte, dass sich aufgrund der vollen Auftragsbücher bei Ausschreibungen oft nur eine, manchmal auch gar keine Firma bewerbe.

Obendrein hat die Regierung es der Kommune untersagt, einen Generalunternehmer zu beauftragen. Sie muss die Gewerke einzeln ausschreiben, angeblich um den Markt nicht zu verzerren. Bauherr ist die Stadt, der Verein ist Pächter. Das ist vielleicht ein Ansatzpunkt, um die Kosten doch noch zu senken. Bürgermeister Seidl will prüfen lassen, ob die städtische Wohnungsbaugesellschaft WEP als Bauträger auftreten könnte. Die GmbH ist nicht an öffentliche Ausschreibungspraktiken gebunden, ist aber nicht darauf beschränkt, nur Wohnungen zu bauen. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Thomas Hofschuster erinnerte daran, dass diese erweiterte Kompetenz seinerzeit auf Initiative seiner Partei beschlossen wurde.

Im Ausschuss für städtische Bauten hatte die Bauabteilung eine detaillierte Aufstellung der Kosten vorgelegt, allerdings äußerten Bürgermeister und Stadträte bei der Sitzung am Dienstag, dass ihnen dennoch der gewaltige Preissprung unerklärlich ist. "Es gibt eine genaue Analyse, wir haben Gegenangebote eingeholt und Varianten geprüft und dennoch kann ich die Zahlen nicht glauben", sagte der Bürgermeister. Max Keil (UBV) verlangte Transparenz schon deshalb, damit der Verein nicht in Misskredit komme, der für die Kostenexplosion ja nicht verantwortlich sei. Michael Burkard (FW) warf dem Architekten einen Fehler bei der Planung der Lüftung vor. Samt Wärmerückgewinnung würde diese jetzt 80 000 Euro kosten.

Eigentlich sollte das Vereinsheim in diesem Frühjahr umgebaut werden und zu Beginn der neuen Saison im August fertig werden. Der SV Puchheim hatte dafür extra die Heimspiele auf fremde Plätze verlegt. Jetzt verschiebt sich das Projekt, das die SPD-Fraktion bereits 2015 eingebracht hatte, entweder auf den Winter, was Mehrkosten in Höhe von 15 000 Euro verursachen würde, oder auf das nächste Frühjahr.

"Das ist unglaublich viel Geld und wir sind entsetzt über diese Kostensteigerung", sagte der Vorsitzende Peter Hahn der SZ nach der Sitzung. Es sei deshalb nachvollziehbar, dass die Stadträte noch mal alles prüfen wollen. "Wir brauchen aber Planungssicherheit für die nächste Saison, deshalb hoffen wir, dass der Stadtrat sich bis zur Sommerpause entscheidet", betonte Hahn. Der SV Puchheim hat rund 500 Mitglieder und unterhält in der Sparte Fußball zwei Herren- und etliche Jugendmannschaften.

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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