Erinnerung an einen großen Künstler:Amadeus rockt den Saal

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"The Spirit of Falco" lässt Double Hans-Peter Gill im Gröbenzeller Stockwerk mit 25 Liedern des Stars aufleben. (Foto: Günther Reger)

Hans-Peter Grill reißt als Falco-Double das Publikum im Gröbenzeller Stockwerk zu Begeisterungsstürmen hin

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Wie fängt man einen Falco-Abend an? Erkennungsmelodien hatte Falco genügend. Hans-Peter Gill, kostümiert mit einer roten Zirkusdirektorenjacke, entscheidet sich für den Ohrwurm "Rock me Amadeus" als Startnummer. Damit hat Gill als Double schon zu Beginn die 300 Besucher im Gröbenzeller Stockwerk auf seiner Seite. "The Spirit of Falco" will Gill mit seiner Band verbreiten und das gelingt ihm an diesem Abend zwei Stunden lang ganz vortrefflich. Die Zuschauer tanzen, klatschen ausgelassen und danken es ihm mit Beifallsstürmen.

"Nicht, dass jemand sagt, ihr ward beim Hansi und da ging nichts ab", animierte Gill das Publikum "die Sau rauszulassen". Dieser Appell war überflüssig, das stellte das Falco-Double schnell fest. Ob "Emotional", "Ganz Wien" oder "Egoist" die Falco-Fans kannten die Texte und sangen mit. Das Publikum war gut durchmischt, doch unter 30 war kaum jemand, eher älter. Um die 50 Jahre alt waren wohl die meisten. Die hatten Falco in ihrer Jugend noch miterlebt. So wie der heute 47-jährige Gill, der Münchner aus Laim, der seine gekonnt eingeübte wienerische Stimmfärbung durchklingen lässt. "Ich war 16 Jahre alt, als ich 1986 Falco live in der Münchner Olympiahalle gesehen habe", erzählte er im Stockwerk. Seiner Mutter habe er damals gesagt: "Das wird mein Job, ich werde das beste Falco-Double."

Doch es dauerte noch weitere 21 Jahre, bis der gelernte Friseur die Sache profimäßig anpackte. Er besuchte 2007 die Mutter von Falco in Wien und holte sich von ihr die Zustimmung, ihren Sohn musikalisch wiederzubeleben. Der echte Falco, Johann Hölzl, starb 1998 mit 40 Jahren bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik, in die er ausgewandert war. Dass Gill das beste Falco-Double ist, fanden auch die Falco-Fans im Stockwerk. In jahrelanger Detailarbeit ist der Münchner in dem echten Falco quasi aufgegangen. Natürlich kennt er alle Texte auswendig, doch auch der Rest des Bühnenauftritts ist mit Falco kongruent.

So sieht es auch Manfred Oberdörfer, 51, der aus Planegg kommt und sich in der ersten Reihe platziert hat. "Das ist ein sehr schöner Abend, er macht eine prima Show." Auch der Gröbenzeller Wolfgang Röckelein, der mit Ehefrau Michaela vorne sitzt, ist begeistert: "Die Gesten und Bewegungen auf der Bühne sind ganz Falco." Ihm gefallen die "Bandbreite der Lieder", die Gill bringt und das musikalische Können seiner Band. Wohl wahr: Ob der Keyboarder Nino Jung, der Bassgitarrist Uwe Felski, der Leadgitarrist Raphael Neikes, Schlagzeuger Patrick Bernath und Sängerin Jasminka Vlah-Segovic mit markanter Stimme, die aber Gill stimmlich den Vortritt lässt, alle tragen zum musikalischen Genuss an diesem Abend bei. 26 Lieder präsentiert Gill, der inzwischen öfter live aufgetreten ist, als der verstorbene Falco selbst. Der spricht zwischendurch aus dem Off. Zum Beispiel: "Mein Job ist es Grenzgänger zu sein, der auch immer mit seinem Leben spielt."

Gill wechselt genauso oft wie sein Idol das Jackett; mal singt er im Dauernebel auf der Bühne mit Sonnenbrille und mal ohne. Er macht die typischen selbstzufriedenen Gesten Falcos vor der eigenen Brust und dirigiert das Publikum erneut. Fordert "Jubel" und die Menge jubelt. Bei "Kann es Liebe sein" singt der Saal wieder textsicher mit. Dann der "Kommissar" - auch hier kennen die Falco-Fans natürlich jeden Vers. "Damit begann alles", erinnert Gill an den ersten Falco-Hit.

Bei "Titanic", die "sinkt in Panik ganz allein" oder "Vienna Calling" hebt Gill den Arm und ruft "Kommt hoch - alle hoch" und die Falco-Fans reagieren sofort. Bei langsameren Stücken wie das umstrittene "Jeanny" und "Coming Home" umarmen sich ältere Paare und swingen mit den Melodien mit. Alles endet schließlich so, wie der Abend begonnen hat - mit Falcos Welthit "Rock me Amadeus". Umjubelt natürlich.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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