Entwürfe für das neue Rathaus:Demokratie in Glas und Stein

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Das Büro Behnisch Architekten präsentiert dem Gemeinderat Gröbenzell erste Vorentwürfe für das neue Rathaus. Dafür nennt der Planer erstmals einen Termin für die Fertigstellung. Im Herbst 2019 soll die Verwaltung das Gebäude beziehen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Sechs Monate vor dem Ende der ersten Amtsperiode von Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und des 2014 gewählten Gemeinderats, also im Herbst 2019, soll das neue Gröbenzeller Rathaus bezugsfertig sein. Diesen Termin hat Stephan Leissle von dem mit der Planung des Bauvorhabens beauftragten Büros Behnisch Architekten in der Gemeinderatssitzung genannt. Leissle gab einen Bericht zum Zwischenstand der Vorentwurfsplanung, die zum Jahresende abgeschlossen sei soll.

Bis dahin wird noch an vielen Details wie der Fassade und der Raumaufteilung gearbeitet. Eines steht fest. Der einem Schiffoberdeck ähnliche, massige Baukörper wird durch die Betonung horizontaler Linien und die Gliederung der drei ineinander verwobenen Baukörper so gestaltet, dass er seine bestechende Leichtigkeit beibehält, sich in die Umgebung eingliedert und vor allem an Wucht verliert.

Der Architekt vom Büro des Wettbewerbsiegers bemühte sich, das Vorurteil auszuräumen, es handle sich beim neuen Rathaus um einen reinen Glasbau. Das Gebäude hat zwar große Glasflächen, aber auch noch Fensterbrüstungen aus Beton. Um den Erhalt der die Fassade prägenden horizontalen Holzelemente wie den Sonnenschutz aus sogenannten fliegenden Brettern, die eine Anspielung an die Gartenstadt sind, kämpfen die Planer noch.

Erfreut zeigte sich Peter Falk (SPD) über das Konzept des Planers, die Idee "gebauter Demokratie" umzusetzen, was in Transparenz und Offenheit des Gebäudes für Bürgeranliegen zum Ausdruck kommen solle.

Sollte es gelingen, den Termin im Herbst 2019 einzuhalten, hätten Schäfer und der Gemeinderat, in dem bisher fast alle Entscheidungen zu dem ehrgeizigen Vorhaben einstimmig getroffen wurden, in nur etwa viereinhalb Jahren ein Großprojekt abgeschlossen. Um es den Gröbenzellern zu ersparen, für einen längeren Zeitraum mit einer hässlichen Baugrube in der Ortsmitte konfrontiert zu werden, soll das seit einem Jahr leer stehende alte Rathaus aus den Fünfziger- und Siebzigerjahren in der Ortsmitte erst unmittelbar vor dem Baubeginn abgerissen werden. Für diese Arbeiten sind vier bis sechs Wochen vorgesehen. Das heißt, bei einer Bauzeit von eineinhalb Jahren für das etwas mehr als zehn Millionen Euro teure neue Verwaltungsgebäude, würde es genügen, wenn die Abbruchmaschinen im Winter 2017 oder Frühling 2018 anrücken.

Um vor Überraschungen und Verzögerungen gefeit zu sein, soll vorher untersucht werden, ob der Altbau mit Schadstoffen belastet ist. Zweiter Bürgermeister Axel von Walter (SPD) sieht noch in einem weiteren Punkt Klärungsbedarf. Da zum Altbau Kunstwerke gehören, die im am gleichen Platz zu errichtenden Nachfolgegebäude wiederverwendet werden sollen, sei zu prüfen, ob sich daraus für die Gemeinde urheberrechtliche Probleme mit Verzögerungen ergeben könnten.

Planer Stephan Leissle sieht im Gegensatz zu Peter Falk keinen Interessenskonflikt darin, die Glasbilder, Holzschnitzereien und sonstigen Kunstwerke des alten Rathauses in den Neubau zu integrieren. Die Kunstwerke seien nicht so groß, dass sie die Gestalt prägen würden. Das Haus vertrage das, es werde nichts "Zwanghaftes" getan, sagte der Architekt zuversichtlich. Auch für ein zurzeit noch im Bauhof verwahrtes Holzrelief mit einer Breite von 5,6 Metern und einer Höhe von 3,9 Metern muss ein neuer Standort gefunden werden.

Auf ihren gewohnten Rathausbrunnen auf dem Vorplatz müssen die Gröbenzeller nicht verzichten, der Wasserspender soll wieder in den umgestalteten, größeren Platz integriert werden. Der Gemeinderat behielt sich jedoch vor, später gesondert über Kunst am Bau zu diskutieren und die Kunstwerke später eventuell auch in ein erst noch zu bauendes Museum oder Kunsthaus zu integrieren.

Das neue Verwaltungsgebäude soll nicht nur die Ortsmitte aufwerten, es bringt auch den Bürgern Vorteile, die dort nicht täglich etwas zu erledigen haben. So sind im Erdgeschoss öffentliche Toiletten vorgesehen, die auch außerhalb der Öffnungszeiten bei Veranstaltungen in der Ortsmitte über einen eigenen Zugang zu erreichen sind. Öffentlich zugänglich sollen nach Dienstschluss auch die 56 Parkplätze der Tiefgarage sein, die über eine überdachte Fußgängerrampe neben der Zufahrt in der Poststraße oder über einen behindertengerechten Aufzug zu erreichen sind. Drei der Stellplätze sind auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Die restlichen sollen 2,5 Meter breit werden, was als "komfortable Größe" bezeichnet wurde. Um eine Sperrung des Rathausplatzes bei Veranstaltungen mit einer Nutzung der Tiefgarage zu vereinbaren, wurde deren Zufahrt von der Rathausstraße in die Poststraße verlegt.

Auch Ladesäulen für Elektrofahrzeuge sind in der Tiefgarage vorgesehen. Fünf bis sechs werden sofort errichtet, die anderen Plätze lassen sich zu einem späteren Zeitraum mit Säulen nachrüsten. Da in der grünen Gartengemeinde der Umweltschutz einen hohen Stellenwert hat, verpflichtete sich der Gemeinderat dazu, die Aufstellung des Bebauungsplans mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu verbinden. Also selbst zu tun, was sie auch sonst bei privaten Bauvorhaben fordert.

Vorgesehen sind zurzeit Arbeitsplätze für 65 Rathausmitarbeiter, die in standardisierten Büros für einen oder zwei Mitarbeiter untergebracht werden. Die Einzelzimmer sind annähernd 13 Quadratmeter groß. Es bleiben große Reserven, da der Platz ausreicht, um insgesamt bis zu 100 Mitarbeiter unterzubringen. Um Baukosten zu sparen, wurden die Arbeitszimmer im Gegensatz zum ersten Entwurf etwas verkleinert. Aber auch dabei sind noch viele Details ungeklärt.

Wegen der großen Glasflächen gilt die Klimatisierung des Gebäudes noch als problematisch, müssen doch auch bei hohen Außentemperaturen Vorgaben des Arbeitsschutzes eingehalten werden. Was wiederum Mitarbeiter beunruhigt hat. Laut Bürgermeister Schäfer zeigt sich der Personalrat kompromissbereit.

Planer Leissle sicherte zu, ein angenehmes Arbeiten zu ermöglichen. Claus Coy (FDP) verwies auf "intelligentes Glas", das sich wie ein Sonnenschutz bei Sonneneinstrahlung verdunkelt. Dem hielt der Planer hohe Materialkosten und noch relativ wenig Erfahrung beim Einsatz solcher Spezialglasfenster entgegen.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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