"Entwickelt, gebrannt, gemalt":Wenn eins zum anderen passt

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Brigitte Christner stellt im Olchinger Kom ihre Fotos zusammen mit den Skulpturen von Hans Peter und den Gemälden von Corinna Steiner aus. Eine Gemeinschaftsleistung, die vom Kontrast lebt, aber keine Brüche aufweist

Von Valentina Finger, Olching

Brigitte Christner geht es um den Kontrast. Jedes Jahr holt sich die Fotografin aus Fürstenfeldbruck zwei Künstler dazu, die ihre Arbeiten in einer gemeinsamen Ausstellung ergänzen. Diesmal sind ihre Aufnahmen neben der Keramikkunst von Hans Peter und den Ölgemälden von Corinna Steiner unter dem Motto "Entwickelt, gebrannt, gemalt: Three Points of View" im Olchinger Kom zu sehen. Obgleich die Unterschiedlichkeit der Techniken der Ausstellung ihren Titel gibt, sind inhaltliche Querverbindungen schnell gefunden. Christners Foto eines bayerischen Trachtlers könnte auch in Steiners Oktoberfest-Reihe hängen. Und Peters Tonskulptur einer nackten Frau ist sicher nicht ohne Grund vor Steiners neuer Aktserie platziert.

"Tankstelle in Weitenwinterried" - ein Foto von Brigitte Christner, das neben anderen Kunstwerken im Kom unter dem Motto "Entwickelt, gebrannt, gemalt" ausgestellt ist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Brigitte Christner und Corinna Steiner ähneln sich in der Strukturierung ihrer Werke. Beide Künstlerinnen arbeiten bevorzugt in Zyklen, schaffen also jeweils mehrere Bilder zu bestimmten Themenkomplexen. Einer davon ist Steiners Heiligenzyklus. In Orientierung an den alten Meistern hat die Malerin aus Überacker religiöse Bildmotive in ihre eigene moderne Lebenswelt übersetzt. Das Porträt ihres Mannes mit Bart und ausgestreckter Hand erinnert an Jesus, das einer Freundin mit Kleinkind auf dem Schoß an ein Marienbild und in Steiners Adaption von Caravaggios Gemälde des heiligen Hieronymus am Schreibtisch wird der Totenkopf durch einen Laptop und ein Tablet ergänzt.

Eine Skulptur von Hans Peters. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Intensität der Farbigkeit, die besonders auch in dem saftigen Obst ihres Stillleben-Zyklus zur Geltung kommt, erreicht sie durch eine Lasurtechnik: Die Farbe wird in mehreren Schichten aufgetragen, trocknet ein paar Tage und wird dann mit weiteren Schichten übermalt. Bei ihrem aktuellen Bild "Feierabend in der S-Bahn" hat sie diese Methode bewusst so eingesetzt, dass nur ein Bildelement, die Bierflasche des Fahrgasts, in den Fokus rückt. Der Rest wirkt durch die verwischten Farben bewusst flüchtig und fast etwas abstrakt. "Das war ein neuer Versuch", sagt Steiner, "normalerweise bin ich dem Realismus verbunden."

Ein Gemälde von Corinna Steiner. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Prozess des Anfertigens nimmt auch bei den beiden anderen Künstlern einen wichtigen Platz ein. Hans Peter arbeitet mit der japanischen Raku-Technik. Dabei wird der Ton geformt und vorgebrannt, dann mit Sägemehl in eine Tonne gepackt, angezündet und luftdicht verschlossen. Auf diese Weise entstehen auf der Oberfläche des Objekts die charakteristischen Anlauffarben, mal dunkler, mal heller und immer anders schattiert. Drei Mal ist im Kom beispielsweise die Skulptur eines Büffels ausgestellt, wobei jede ihre ganz eigene Optik aufweist. Weil man auf das Ergebnis nur begrenzt durch den Einsatz bestimmter Hölzer oder Salze Einfluss nehmen kann, sind die Raku-Keramiken des Olchinger Künstlers stets Unikate.

Ähnlich verhält es sich mit Christners Fotografien: Sie sind analog und werden noch chemisch entwickelt. Um Motive zu finden, fährt sie oft einfach drauf los und hält an, wann immer etwas ihren Blick fängt. In der diesjährigen Ausstellung stehen ihre Aufnahmen unter dem Motto "Behaustsein".

"Ein Thema in je eigener Behaustheit zu behandeln, meint, es im Zusammenhang zu bearbeiten", erklärt Christner, die früher Deutsch- und Erdkundelehrerin war. In den beiden großen Unterzyklen widmet sie sich zum einen dem Dorfleben, zum anderen der Stadt. Am liebsten fotografiert sie Menschen in ungestellten Alltagssituationen. So trifft man im Dorf auf einen Buben, der mit einem Welpen im Stroh herumtollt oder in der Innenstadt auf eine 80-jährige Frau, die sich auch im Alter noch ihrer Schönheit bewusst ist.

Außerdem gehören Bilder von Einödbauernhöfen oder Wohncontainern im Nirgendwo zu den ausgestellten Arbeiten, stets gerne verbunden mit einem kritischen Blick auf die Welt und Bezug zueinander. "Mir ist es wichtig, dass sich die Motive untereinander bewusst widersprechen oder verstärken", sagt Christner. Ihre Fotografien im Kontext betrachtet, werden solche Effekte im Miteinander mit Steiners Ölmalerei oder Peters Keramiken erfahrbar.

Ausstellung "Entwickelt, gebrannt, gemalt: Three Points of View" in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom), Vernissage: Freitag, 1. März, 19 Uhr; geöffnet am Samstag und Sonntag, 2. und 3. März, von 11 bis 18 Uhr.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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