Energiewende im Landkreis:Bald soll sich das erste Windrad drehen

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Lange ist die Windkraft im Kreis vernachlässigt worden - jetzt baut der Bürgermeister von Günzlhofen eine Anlage.

Peter Bierl

In Sachen Windkraft tut sich im Agenda-21-Musterlandkreis bislang wenig. Drei Bürgermeister ergreifen jetzt die Initiative. Bernhard Schulz installiert im Frühjahr das erste Windkraftwerk in Günzlhofen. Die Gemeinde Mammendorf lasse zwei Standorte prüfen, sagte Bürgermeister Hans Thurner (FW). "Wir wollen heuer einen Schritt weiterkommen", kündigt Sepp Kellerer (CSU) an, Oberbürgermeister von Bruck und Aufsichtsrat der Stadtwerke.

München hat ein Windrad in Frötttmaning. Nun soll auch im Landkreis Fürstenfeldbruck bald die erste Windkraftanlage stehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Drei Jahre hat der Bürgermeister von Oberschweinbach gebraucht, um für sein privates Windkraftwerk vom Landratsamt eine Genehmigung zu bekommen. Zuletzt verhandelte das Verwaltungsgericht in München über den Einspruch eines Nachbarn. Das Windrad von Schulz wird insgesamt rund 16Meter hoch sein, eine Leistung von sechs Kilowatt haben und darf als Minianlage auf einem Grundstück einige Dutzend Meter von seinem Haus stehen.

Eine ganz andere Dimension hätten die Anlagen, die die Stadtwerke Fürstenfeldbruck und die Gemeinde Mammendorf errichten möchten. In Mammendorf müssten die Windräder etwa 140Meter hoch sein und würden eine Leistung von bis zu drei Megawatt haben. Derzeit prüft eine potentielle Betreiberfirma zwei Plätze im Norden und im Süden des Gemeindegebietes, die laut Windatlas in Frage kommen. Halten die Plätze, was der Atlas verspricht, würde ein Gutachten folgen. "Dann dauert es noch zwei Jahre, bis der erste Strom fließt", sagte Thurner der SZ. Bis dahin müsste er einen privaten Investor und eine geeignete Rechtsform finden, denn für den Betrieb der Anlage favorisiert der Bürgermeister ein Beteiligungsmodell, ähnlich wie es Puchheim in Sachen Geothermie hat.

Eine Windkraftanlage mit drei Megawatt könnte 2000 Haushalte mit Strom versorgen, acht Windräder würden über 20Prozent des Bedarfs im Landkreis decken. Eine Solaranlage für rund 100000Euro kann man mit einem Bürgerverein managen, eine Anlage mit zwei bis drei Windrädern kostet einige Millionen Euro, allein für die Vorplanung würde ein fünf- bis sechsstelliger Betrag fällig, erklärt Johann Aigner, Vize-Vorsitzender des Vereins Ziel 21, der sich die Energiewende im Landkreis zum Ziel gesetzt hat.

Dabei wäre Strom aus Wind im Binnenland "sehr effizient und preiswert", sagt Aigner. Offshore-Anlagen im Meer seien "Riesenprojekte" von Konzernen, deren Einspeisevergütung die Regierung bis 2015 nicht reduziert, was 15Cent mehr pro Kilowattstunde bedeute, während die kleineren Windkraftwerke im Binnenland mit neun Cent gefördert werden.

Dass der Verein Ziel 21 verstärkt auf Windenergie setzt, hat auch technische Gründe. Erst seit etwa vier Jahren seien effektive Windräder für hügeliges Binnenland auf dem Markt. Die Türme dieser Anlagen sind bis zu 130 Meter hoch, die Flügel bis zu 70Meter lang, darum können man solche Windräder auch mitten in den Wald setzen. Die Anlagen müssen bis zu einem Kilometer entfernt von Häusern sein, weshalb für Aigner nur der Westen und Norden des Landkreises in Frage kommen.

Bei den Brucker Stadtwerken mag man öffentlich am liebsten gar nicht über Windräder reden, seitdem im vergangenen Jahr ein SZ-Bericht Proteste aus Alling und Moorenweis ausgelöst hat. "Wir werden sicher Gebiete finden, die weit genug entfernt von Häusern sind", betont Kellerer. Den Oberbürgermeister, der seinerzeit als einer der ersten eine private Solaranlage auf seinem Hausdach installierte, ärgert, dass "andere Bundesländer weiter sind als Bayern".

© SZ vom 22.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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