Ende Juli ist Schluss:Forum Gröbenzell löst sich auf

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Im Dezember 2015 diskutieren (von links) Heinrich Wunram, Dieter Huttenloher und Bernd Nitz über die Zukunft des Vereins. (Foto: Günther Reger)

Die seit mehr als 50 Jahren bestehende katholische Bildungsstätte bekommt vom Kreisbildungswerk weder kirchliche noch staatliche Zuschüsse und muss ihren Betrieb einstellen

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Die bislang erfolgreiche katholische Erwachsenenbildungsstätte Forum Gröbenzell wird nach mehr als 50 Jahren im Sommer geschlossen. Die Mitglieder des Trägervereins sahen bei ihrer jüngsten Versammlung keine andere Möglichkeit, als den finanziell angeschlagenen Verein aufzulösen. Dies hatte sich bereits im Spätherbst vergangenen Jahres abgezeichnet. Vorsitzender Dieter Huttenloher hofft aber, dass einige langjährig zusammengewachsene Kursgruppen in gemeindlichen Bildungs- und Sozialeinrichtungen weitergeführt werden können. Das Forum hatte nach Angaben Huttenlohers durchschnittlich 4000 Teilnehmer pro Jahr.

Welches weite Spektrum an Vorträgen, Ausflügen und Diskussionsrunden den Gröbenzellern verloren geht, zeigt sich alleine am Programm für diese und die kommenden Wochen. Stattfinden wird zwar noch am Donnerstag ein Besuch im NS-Dokumentationszentrum in München, aber schon das Semesterthema "Irland" wird nicht mehr weitergeführt. Wer Auskunft und Rat sucht, findet auf der Homepage des Forums keine Informationen mehr, die Seite wird nicht mehr aktualisiert.

Besonders hart wird es ältere Gröbenzeller treffen, die vor allem die beliebten Ausflüge gebucht haben. Aber auch Vorträge waren gut besucht. Das alles jeweils zu erschwinglichen Teilnahmegebühren und, wie Teilnehmer berichteten, in besonders angenehmer Atmosphäre. Dieter Huttenloher bezeichnet das Forum als die "bis heute erfolgreichste Institution der katholischen Erwachsenenbildung innerhalb der Gemeinde des Landkreises".

Doch ohne die finanzielle Unterstützung in Form staatlicher und kirchlicher Zuschüsse ist nach Worten des Vorsitzenden eine "geordnete Verwaltung" nicht mehr möglich. Die etwa 30 000 Euro, die das Forum Gröbenzell jedes Jahr bekommen hat, wurde vom Brucker Forum quasi in Naturalien ausbezahlt: eine Halbtagskraft aus Bruck machte die Verwaltung in Gröbenzell.

Die Gründe, dem Verein die Unterstützung und damit die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen, liegen laut Huttenloher "weit in der Vergangenheit". Als Mitte der Siebzigerjahre die Vereinsförderung anlief, musste das Forum Gröbenzell Mitglied im Brucker Forum werden, um die Zuschüsse weitergereicht zu bekommen. Das Gröbenzeller Forum als eigenständiger Verein aber schien nicht in die damals neu definierte Struktur katholischer Erwachsenenbildung zu passen. Als das Forum 2014 50 Jahre alt wurde, habe die Diözese die Auflösung verlangt. Dieter Huttenlohers Frau Ilse Huttenloher war damals die Vorsitzende und bemühte sich um Gegenargumente. Als sie Ende 2014 ihr Amt aufgab, übernahm ihr Mann, änderte die Verhandlungsstrategie, blieb aber letztlich gegenüber den kirchlichen Institutionen erfolglos. Es folgten Verhandlungen, die sich über ein Jahr hinzogen, inklusive ein von Bürgermeister Martin Schäfer angebotenes Mediationsgespräch. Zum Ende des Jahres 2015 kündigte das Brucker Forum die Vereinbarung, dem Gröbenzeller Forum war damit mitten im Semester die Grundlage entzogen.

Da das Forum Gröbenzell in der Auswahl seiner Themen nah an denen der Volkshochschule Gröbenzell sowie des Ökumenischen Sozialdienstes liegt, sollen die langjährigen Kursgemeinschaften ihre neue Heimat bei diesen Bildungseinrichtungen finden. Auch die Referenten müssen sich bis zur Auflösung Ende Juli neue Auftraggeber suchen. Huttenloher ist zumindest froh, dass VHS und Sozialdienst einspringen. Die theologischen Themen übernimmt die katholische Kirche in Gröbenzell - und damit das Brucker Forum.

Ob es die von Ehrenamtlichen organisierten Busausflüge weiter geben wird, bezweifelt der Vorsitzende. Diese Angebote richteten sich vor allem an ältere Gröbenzeller. "Die Ehrenamtlichen leiden sehr darunter", sagte Huttenloher, ebenso die Teilnehmer: "Mindestens die Hälfte der Teilnehmer kannte sich schon."

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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