Es dauert ein bisschen. Die erste Viertelstunde ist schon rum, als endlich alle Kinder ihre Schlittschuhe an den Füßen haben. Dann sausen sie los. Ein Gutteil der 15 Vorschulkinder aus dem integrativen Schulkindergarten im Brucker Kinderhaus ist an diesem Vormittag ins Eisstadion gekommen. Ausgerüstet mit Winterkleidung, Handschuhen, Helmen und Schlittschuhen lassen sie sich eineinviertel Stunden lang von Klaus Zieglmeier und Leo Limmer unterweisen. Zieglmeier, 77 und ein alter Hase auf dem Eis, hat ein paar Hütchen aufgestellt für jene, die bisher noch nie auf dem Eis waren. Diese dienen als Lauflernhilfe: Die Kinder stützen sich auf die Hütchen und versuchen sich damit auf dem glatten Untergrund vorwärts zu bewegen. "Nicht aufs Eis schauen, sondern nach vorne", rät Zieglmeier.
Die andere Gruppe darf mit Leo Limmer schon von Bande zu Bande fahren. Es sind die, die schon Schlittschuhlaufen können. Die Kinder haben sichtlich Spaß. Und wer mal hinfällt, steht eben einfach wieder auf. Leo Limmer leistet gerade seinen Bundesfreiwilligendienst beim Eislaufverein Fürstenfeldbruck. "Ich bin hier der Bufdi", sagt er. Klar, dass er auch sonst mit dem EVF zu tun hat, er spielt Eishockey in der U20 und der 1b-Mannschaft. Mit drei oder vier Jahren sei er zum ersten Mal auf Schlittschuhen gestanden, erzählt er. Der Opa war schon im Verein, Vater Claus Limmer ist seit Kurzem Vorsitzender. Klaus Zieglmeier möchte, dass Leo Limmer sein Nachfolger wird, als eine Art Eislauf-Instruktor für Brucker Schulen und Kitas. Die kommen schon seit Jahren vormittags ins Eisstadion - für die Kinder eine schöne Abwechslung.
Auch Simone Link, Leiterin des integrativen Schulkindergartens, hat jetzt ihre neuen Schlittschuhe angelegt. Die Betreuungseinrichtung gehe jedes Jahr mit den Kindern zum Schlittschuhlaufen, "weil's einfach dazu gehört", sagt Link. Jedes Kind, findet sie, sollte Eislaufen lernen und auch schwimmen können.
Klaus Zieglmeier macht die nächste Übung vor: ganz leise Schlittschuh fahren - so, dass man gar nicht hört, wie die Kufen übers Eis gleiten. Zieglmeier ist dem EV Fürstenfeldbruck seit Jahrzehnten verbunden, hat selbst dort Eishockey gespielt und Mannschaften als Trainer unterwiesen. Als vormaliger Leiter der Fachgruppe Sport an der Brucker Offizierschule hatte er auch beruflich mit Sport zu tun. Dessen Kommerzialisierung lehnt er ab, stattdessen ist seine Lieblingsidee jene vom "Sport vor Ort". Die sieht er verwirklicht, wenn die Schulen einfach die Gelegenheit beim Schopf packen, mit ihren Schülern zum Sport rauszugehen.
Auch in diesem Corona-Winter nutzen sie die Gelegenheit. Wie auch viele andere Eislaufbegeisterte. "Das Interesse ist da", weiß Monika Lidmila, Sprecherin der Stadtwerke, die das Eisstadion betreiben. In diesen Zeiten, in denen allerorten noch Beschränkungen gelten, sei "wenigstens eine Runde Eislaufen unter freiem Himmel möglich". Aber auch hier gelten Regeln: Für den Publikumslauf dürfen aktuell 250 Menschen gemäß 2G gleichzeitig ins Eisstadion, an den beiden Wochenendtagen ist zweimal für zwei Stunden geöffnet. Die Fürstenfeldbrucker nutzen das. Und wer frühzeitig mit dem Eis in Berührung gekommen ist, der bleibt dem Kufenlauf möglicherweise treu. Es ist wie mit Schwimmen und Radfahren: Einmal gelernt, kann man es immer wieder abrufen. Und auch die Vereine können von den Übungsstunden profitieren. Man möchte "möglichst viele für den Eislauf begeistern", sagt Leo Limmer: "Damit der Verein Nachwuchs erhält."