Eishockey:Vor der Schule aufs Eis

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Daniela Kolbeck nach dem Spiel mit einer Trophäe des Internationalen Eishockeyverbandes (IIEF). (Foto: oh)

Die 16 Jahre alte Daniela Kolbeck spielt Eishockey in Frauen- und in Männermannschaften. Sie hofft, in den WM-Kader zu gelangen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Für Daniela Kolbeck von den Wanderers Germering kam von klein auf als Sport nichts anderes in Frage, als Eishockey zu spielen. Sie erinnert sich gut daran, als sie vier Jahre alt gewesen ist und ihr Papa vorm Einschlafen noch vorbeikam und sie zu ihm sagte: "Ich will auch Eishockey spielen wie Du, aber im Tor ist es zu langweilig." Vater Georg Poppen ist heute 56 Jahre alt und war früher Eishockeytorwart. "Ich habe 1981 bei der Eröffnung der Eishalle in Germering ein Jahr für den damaligen Germeringer Club gespielt", erzählt er. Später stand er noch in Nürnberg in der damaligen Landesliga im Tor.

Seine Tochter ist Verteidigerin geworden und Nationalspielerin bei den deutschen U 18-Frauen. Die sind kürzlich beim B-WM-Turnier aufgestiegen und treten im nächsten Jahr bei der A-WM, also in der höchsten weltweiten Liga an. Bei den Wanderers Germering spielt Daniela Kolbeck in einer Jungenmannschaft mit und geht da durch eine ziemlich harte Schule. Bei der WM marschierte sie mit ihrer Mannschaft geradezu durch das Turnier und gewann alle sechs Spiele. Sie lief mit Kolleginnen aus den großen Bundesliga-Eishockeyvereinen der Männer, wie Berlin, Straubing, Köln oder Düsseldorf aufs Eis. Dazu kamen deutsche College-Spielerinnen aus Kanada. Dieser große Erfolg macht Kolbeck stolz. Sie ist erst 16 Jahre alt und kann auch im nächsten Jahr bei A-WM in der U 18-Frauenmannschaft dabei sein. Natürlich nur, wenn sie erneut in den WM-Kader berufen wird. Damit ist zu rechnen. Ansonsten gilt ihr Motto: "Wer trainiert, hat immer eine Chance."

Die junge Eishockeyspielerin trainiert viel und muss einen eindrucksvollen Zeitplan bewältigen. Sie wohnt in Andechs und geht in die elfte Klasse des Starnberger Gymnasiums. Eishockeytraining und Spiele sind von Mitte September an, wenn in der Germeringer Halle Eis gemacht wird, nahezu jeden Tag. Da Daniela Kolbeck bei Jungen in der U 17 in der Landesliga mitspielt und die Wanderers Germering eine Spielgemeinschaft mit Bad Wörishofen haben, wird montags auch in Bad Wörishofen trainiert. Dienstags und donnerstags trainiert sie in Germering, mittwochs fährt sie nach Grafing, um mit der Frauenmannschaft der ESC Planegg, für die sie ebenfalls in der Bundesliga spielt, Spielzüge einzuüben. Mit den Planegger Frauen ist Kolbeck bereits deutsche Vizemeisterin geworden. Freitags wird sogar von sechs bis sieben Uhr morgens in Germering trainiert, weil zu anderen Zeiten die Eishalle belegt ist. "Da kann ich wegen der Schule nicht immer", sagt sie. An den Wochenenden bestreitet Kolbeck dann ihre Spiele mit den Wanderers-Jungen und den Planegger Frauen. Im Gymnasium Starnberg hat natürlich Eishockey keine Priorität, und sie muss ihren zeitaufwendigen Sport mit dem dortigen Unterricht unter einen Hut bringen. Das ist ziemlich schwierig. "Ich habe fast jeden Tag nachmittags Unterricht", sagt sie. Dazu kommt die Anreise nach Germering oder an andere Trainingsorte. Das bewältigt die Gymnasiastin, die 2021 Abitur machen wird, zumeist mit der S-Bahn und dem Bus zur Germeringer Eishalle.

Daniela Kolbeck hat sportlich noch einiges vor. Verletzungen hat sie erstaunlich gut weggesteckt. "Ich habe mir 2017 das eine und ein Jahr später das andere Handgelenk gebrochen", erzählt sie. Beim ersten Malheur habe sie den hoch fliegenden Puck fangen wollen. "Der ist dann durchgeschnalzt bis auf den Knochen", so Kolbeck. "Das war sehr schmerzhaft." Das andere Mal ist ein Gegenspieler vor dem eigenen Tor ihr aufs Handgelenk gefallen. Sie wird auch weiterhin in der Germeringer Jungenmannschaft mitspielen. Hat sie da einen Mädchenbonus? "Manchmal fahren sie mich nicht ganz so hart in die Bande", räumt sie ein, aber die Akzeptanz bei den Jungen gehe über ihre Leistung als Verteidigerin. Die stimmt wohl meistens. "Aber ich werde auch wie die anderen mal angemeckert, wenn etwas daneben geht." Sie selbst will auch körperbetont spielen. "Ohne Körpereinsatz geht Eishockey nicht", steht für Daniela Kolbeck fest. Gegen größere und schwerere Kerle pralle sie dann aber auch mal an denen ab. Sie ist aber fest entschlossen: "Ich probiere das weiter."

© SZ vom 08.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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