Einweihung:Blick ins bunte Licht

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Die Aussegnungshalle in Eichenau ist saniert worden. Vor allem das Fenster aus mundgeblasenem Glas findet die Aufmerksamkeit der Besucher

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Der Blick durch die bunten Glasfenster kann tröstlich sein. Ein Trost, der in der Trauer hilft, die Menschen mit in die Aussegnungshalle auf dem Eichenauer Friedhof bringen. Bei all der guten Akustik, den frisch geweißten Wänden, und den neuen Stühlen dürfte dem großen Fenster mit den Schichten aus mundgeblasenem Glas nach der erfolgreichen Sanierung die größte Bedeutung zukommen. Es ist "geostet", wie Eichenaus evangelischer Pfarrer Christoph Böhlau bei der Einweihungsfeier sagte, und er sagte auch: "Das Äußere ist hilfreich für die Trauer." Nun, da der katholische Pfarrer Martin Bickl die Halle gesegnet hat , kann sie auch wieder für Trauerfeiern genutzt werden.

Böhlau und Bickl sind froh, denn es sei ihr Anstoß gewesen, so Böhlau, der zur Sanierung der 50 Jahre alten Aussegnungshalle geführt habe. Vor vier Jahren übernahm der damalige Bürgermeister Hubert Jung die Anregung und besuchte zusammen mit Gemeinderäten den Friedhof in Oberhaching. Dort hatte das Architektenteam Sturm, Peter und Peter aus München die aus dem Jahr 1955 stammende Aussegnungshalle saniert und teils neu gestaltet. Das Konzept überzeugte, so dass die Architekten auch für das Eichenauer Umbauprojekt verpflichtet wurden. Christine Peter und Christian Peter präsentierten schon bald ein ganzheitliches Konzept, das auf eine vorsichtige Erweiterung und einen kompletten Umbau im Inneren zielte und den Außenbereich einbezog. So wurde aus dem winkligen Gebäude und dem Vorplatz - von oben betrachtet - ein quadratischer Raum. Die Halle wurde behutsam vergrößert, die Funktionsräume wurden neu geordnet, ein neuer Abschiedsraum integriert und, um eine leicht überschlagene Innenraumtemperatur zu haben, eine Luft-Wärmepumpe eingebaut. Für die Sanierung waren 650 000 Euro angesetzt.

Das Gebäude und der Vorplatz sind nur wenig und behutsam geändert worden. (Foto: Günther Reger)

Weil zu Trauerfeiern mehr Menschen kommen als früher, wie Bürgermeister Peter Münster ausführte, wurde das Platzangebot vergrößert. Statt 60 Sitzplätzen stehen nun 94 zur Verfügung, mindestens 25 Stehplätze gibt es zudem. Um auch bei einer noch größeren Trauergemeinde niemanden im Regen stehen zu lassen, wurde ein Vordach über den rampenartigen Zugang gebaut. Außerdem können die Ansprachen und die Musik ins Foyer übertragen werden. Dort, im Eingangsbereich, ist ebenfalls ein buntes Fenster integriert worden, das auch bei trübem Wetter und tristen Gedanken wenigstens überraschend helles, freundliches Licht durchlässt.

Neben Kommunalpolitikern, Pfarrern und am Bau Beteiligten verfolgen auch Eichenauer Bürger die Einweihungsfeier. (Foto: Günther Reger)

Architektin Christine Peter verglich bei der Einweihung den letzten Weg, auf dem die Trauernden dem Sarg oder der Urne folgen werden - von draußen durchs Foyer und durch die Halle wieder nach draußen - mit dem Kreislauf des Lebens. Die bunten Fenster, deren einzelne Glasquadrate so angeordnet sind, dass sie beim Durchschauen Kreuzformen ergeben, fänden ihre Entsprechung in den Betonwabenfenstern, die bereits verbaut waren. In die "sinnige Gesamtkonzeption", wie Christine Peter sie nannte, geriet auch die Gestaltung des Außenbereichs, in dem nun auch noch eine alte stählerne Glocke aus der Schutzengelkirche aufgestellt werden kann. Die Glocke aus dem Jahr 1926 lagert, seitdem sie aus dem Kirchturm genommen wurde, im Eichenauer Bauhof. Sie wiegt 1,2 Tonnen, hat einen Durchmesser von 1,4 und eine Höhe von 1,2 Metern und lediglich einen ideellen Wert.

Dass das Bauen im Bestand, also die umfassende Sanierung, "Potenzial an Kreativität eröffnet", wie es die Architektin formulierte, zeigte sich während der fast einjährigen Umbauzeit immer wieder. Ihr Lob galt den Handwerksbetrieben, die zu einem erfolgreichen Umbau im Kostenrahmen beigetragen hatten. Zuletzt war laut Peter Münster noch ein Marder zu vergrämen, der sich im Dach niedergelassen hatte und eine Gefahr für die eben erst verbaute biologische Dämmung darstellte.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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