Mitten in Germering:Einkaufen mit Frau und Mann

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Volle Tüten schleppt natürlich auch der Mann nach Hause. Aber Spaß hat er daran eher weniger. Ganz im Gegenteil zur Frau. Das ist wissenschaftlich erwiesen. (Foto: Martin Gerten/dpa)

An einem Wochenende buhlen die Germeringer und die Olchinger Geschäftswelt ganz besonders um Kunden. In einer Stadt allerdings werden Männer regelrecht diskriminiert

Kolumne von Christian Hufnagel

Volle Tüten schleppt natürlich auch der Mann vom Einkaufen nach Hause. Spaß hat er daran keinen. Ganz im Gegenteil zur Frau. Das ist wissenschaftlich erwiesen. (Foto: Martin Gerten/dpa)

Es ist ein gut erforschtes Feld. Und wer den Ergebnissen nicht trauen will, kann sie vermutlich selbst jederzeit am eigenen Beispiel überprüfen. Mann und Frau sind zwar schon von Natur aus grundverschieden, und seit Adam und Eva trennt sie mehr als sie verbindet. Aber die richtig tiefen Gräben, die tun sich zwischen den Geschlechtern dann auf, wenn es ums Verhalten beim Einkaufen geht. Das haben Wissenschaftler längst herausgefunden, identifiziert und auf eine ebenso griffige wie wahrheitsgetreue Formel gebracht: Men buy - women shop. Auf Deutsch: Für Frauen ist Einkaufen ein stundenlanges Dauererlebnis, für Männer hingegen nicht mehr als eine unliebsame Aufgabe, die vor allem schnell erledigt werden muss.

Insofern scheint es da vom Wirtschaftsverband Germering irgendwie nur furchtbar konsequent zu sein, dem ignoranten Teil der Kundschaft die kalte Werbeschulter zu zeigen, die stets aufgeschlossene aber mit einer rührigen Aktion zu umgarnen. Die selbsternannten "Germeringer Lieblingsläden" haben jedenfalls den Freitag und Samstag, 6. und 7. September, als "Freundinnentage" deklariert und liebäugeln zur Umsatzsteigerung mit weiteren weiblichen Eigenschaften: Frauen haben erstens immer eine beste Freundin, unternehmen zweitens alles gerne zusammen, vor allem das erlebnisorientierte Shoppen und drittens ist schließlich immer die beste Freundin mit dabei. So wollen ganz besondere Angebote in die 15 teilnehmenden Geschäfte locken: Im Lederladen gibt es 20 Prozent auf Handtaschen, beim Augenoptiker eine kostenlose Farb- und Typberatung und im Modeladen schlicht und geheimnisvoll "tolle Überraschungsaktionen". Speziell auf das Freundinnen-Ding gehen weitere ein: Wenn sich in der Parfümerie zwei Frauen anmelden, erhält jede 20 Prozent Rabatt auf eine Kosmetikbehandlung. Im Feinkostladen erwartet das Duo auf je einen Lieblingsartikel ebenfalls eine Ermäßigung in dieser Höhe und in der Konditorei bezahlt sogar nur eine, allerdings "nur für unseren Straßenverkauf bis maximal sechs Euro".

Geschlechtsneural gibt sich hingegen ein zeitgleicher Werbeeinfall der Olchinger Geschäftswelt. Die Hauptstraße wird am Samstag, 7. September, zur Fußgängerzone und 50 Betriebe und Vereine fahren dort allerhand auf - von "vielfältigen Leckereien bis zum kurzweiligen Showprogramm" -, um einen "Tag des Kunden" zu feiern. Der Kunde ist in Olching nicht nur König, sondern offenbar Frau und Mann. Letztgenannter Teil der einkaufenden Menschheit wird dort nicht wie in Germering ausgeschlossen, sondern sogar noch explizit umschmeichelt. Das Olchinger Stadtmarketing als Veranstalter wartet nämlich mit einem echten Anreiz auf - einem "Männer-Radwechsel-Kontest". Im Übrigen ist das ein noch recht unerforschtes Feld.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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