Eine Folge des Klimawandels:Der Umweltminister als Botschafter

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Das Projekt "Eagle Wings" stellen im Vogelpark vor: Helmut Achatz, Fotografin Nomi Baumgartl, Umweltminister Thorsten Glauber mit Adler. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Vogelpark Olching wird ein Fotoprojekt vorgestellt, das den dramatischen Rückgang der Gletscher in den Alpen bewusst machen will

Von Katharina Knaut, Olching

Wie gibt man einem Adler die Hand? Misstrauisch beäugt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber "Mäuschen", den Steinadler des Vogelparks Olching. Der starrt nicht minder misstrauisch zurück und schmiegt sich noch etwas enger an Sascha Kuchenbaur, Falkner und sein Vertrauter. Mäuschen soll Glauber an diesem Tag offiziell als neuen Botschafter des Projekts "Eagle Wings" begrüßen, eine Aktion der Fotografin Nomi Baumgartl in Zusammenarbeit mit Helmut Achatz, die sich beide für die Rettung der Gletscher in den Alpen einsetzen. Mäuschen ist ebenfalls einer der Repräsentanten des Projekts und hat bereits einen neuen Botschafter, den Mohawk Tom Porter aus den USA, im Vogelpark begrüßt.

Nun soll der Adler diese Ehre auch dem bayerischen Umweltminister erweisen. Doch Minister und Adler scheinen nicht wirklich warm miteinander zu werden. Zwar krallt sich Mäuschen nach zwei Weigerungen schließlich doch in den Lederhandschuh an Glaubers Arm, hockt dort aber mit gesenktem Kopf und wachsamen Blick. Auch Glaubers Lächeln für die Kameras um ihn herum wirkt mehr wie ein bemühtes Hochziehen der Mundwinkel. Für die Erfahrung der Begegnung bedankt sich der Minister aber trotzdem: "Einem Adler so nahe zu sein, ist schon ein besonderes Gefühl." Er fühle sich auch geehrt, Botschafter des Projektes sein zu dürfen. Baumgartl und Achatz sind ebenfalls dankbar für die Unterstützung: Die Politik könne zum Schutz der Alpen entscheidende Weichen stellen, meint die Fotografin Baumgartl.

"Eagle Wings" wurde von ihr ins Leben gerufen, um auf die Situation der Gletscher in den Alpen aufmerksam zu machen, die, so Baumgartl, im Zuge der Klimaerwärmung dramatisch sei: "Auf der Zugspitze ist nur noch ein kleiner Rest Schnee übrig." Einige Stellen, die sie vor zwei Jahren noch fotografierte, seien jetzt nicht mehr zugänglich. "Der Berg ist zu brüchig geworden", erklärt Baumgartl. Im Zuge des Projekts wollen sie und Achatz vier Jahre lang vom östlichen bis zum westlichen Gebiet der Alpen ziehen und über den Rückgang der Gletscher berichten. Vermitteln wollen sie durch Bilder, aus denen am Ende des Projektes auch ein Kinofilm entstehen soll: Mit Fotos von Baumgartl, aber auch mit Bildern aus dem All, die ihnen die ESA (European Space Agency) zur Verfügung stellt. Eine dritte Perspektive erhalten sie von einem speziell darauf trainierten Adler, der mit einer Kamera über die Alpen fliegt.

Diese Rolle wird jedoch nicht Mäuschen aus Olching übernehmen. Der elfjährige Adler ist im Projekt eher das Modell als der Fotograf. Sein Platz bleibt Zeit seines Lebens vermutlich im Vogelpark Olching. "Wir haben eine Partnerschaft und bleiben zusammen", meint Kuchenbaur mit einem Schmunzeln. Von dem Projekt ist der Falkner aber begeistert. Es sei wichtig, den Menschen die Augen für die Natur zu öffnen. Das versucht er auch im Vogelpark: Mit Führungen und Erklärungen zu den Tieren und ihrem Lebensraum.

Ziele, die auch Baumgartl und Achatz mit ihren Bildern von den Alpen verfolgen: Klimawandel finde nicht nur in den Polarregionen statt, so Baumgartl. Fürstenfeldbruck sei davon ebenso betroffen: "Die Alpen sind direkt vor der Haustür." Mit den Fotos wollen sie das den Menschen verdeutlichen, einen emotionalen Bezug herstellen: "Wir wollen zeigen: Schau, wie toll es hier ist. Dann denken die Leute vielleicht darüber nach."

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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