Eindeutige Meinung:Maisacher Freibad soll bleiben wo und wie es ist

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Bei einer Info-Veranstaltung zum angedachten Umzug sind fast alle Teilnehmer gegen neue Flächenversiegelung und mehr Spaß-Elemente

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Maisach braucht kein Spaßbad mit Wasserpilz, Strömungskanal und weiteren Attraktionen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, wie es laut Bürgermeister Hans Seidl (CSU) offenbar eine Mehrheit das Gemeinderates als notwendig erachtet. Diese Meinung brachten am Mittwochabend bei einer Infoveranstaltung die 42 Zuhörer deutlich zum Ausdruck; eine Dame übergab dem Rathauschef beiläufig mehr als 60 Unterschriften, die sie in den vergangenen Tagen in der Nachbarschaft - "ganz spontan bei Alt und Jung" - gesammelt hatte.

Nur ein einziger junger Mann - vom Freibad-Referenten Christian Kemether einmal abgesehen - warb in der auf etwa 40 Minuten begrenzten Diskussionsrunde für eine Verlegung des Maisacher Freibades, das in acht Jahren seinen 100. Geburtstag an dem seinerzeit idealen Standort neben dem Flüsschen und der Mühle feiern könnte.

Knapp eine Stunde lang erläutert Seidl die Ausgangslage. 2016 beschwerte sich demnach eine Nachbarin über den Lärm, forderte per Anwalt Einschränkungen an Sonn- und Feiertagen. Im selben Jahre wurde an dem 1984 eingebauten Edelstahlbecken Lochfraß festgestellt, der letztlich nur durch einen Austausch zu beheben sein wird. Auch das Sanitärgebäude müsse dringend saniert werden, ebenso die Technik, die ebenfalls aus den achtziger Jahren stamme, sowie die Rutsche.

Seidl referiert über Lärmschutzbestimmungen. Ein entsprechendes Gutachten ergab, dass der zulässige Höchst wert für das benachbarte reine Wohngebiet nur punktuell überschritten wird, wenn mehr als 1000 Besucher im Freibad sind. 2016 war das an einem Tagen der Fall, 2019 an zwei. "Wir brauchen da unten eine klare Rechtsgrundlage", betont Seidl. Nach seiner Darstellung droht der Gemeinde jederzeit eine Klage, weil das Freibad zu nahe an den Wohngebieten liegt und jeder klagen könnte.

"Diese Spitze wird vor Gericht nicht berücksichtigt, sondern nur ein Mittelwert", widerspricht Barbara Helmers. Die Gemeinderätin der Grünen zitiert aus der schalltechnische Verträglichkeitsuntersuchung, die wie die gesamte Präsentation auf der Gemeindehomepage steht. Namens ihrer Partei kritisiert sie den angedachten Umzug des Freibads auf das ursprünglich für die Traber vorgesehene Gelände am ehemaligen Militärflughafen. Sie nennt Flächenversiegelung und das umliegende Naturschutzgebiet. Und sie greift Seidels Argument des Klimawandels auf (damit hatte er die steigenden Besucherzahlen und somit die immer wahrscheinlicher werdende Klage begründet). Eine aus Fürstenfeldbruck nach Maisach gezogene Frau berichtet von der Beliebtheit des Maisacher Freibad unter Bruckern, eben gerade, weil es seinen ganz eigenen Charme habe. Eine Frau aus Olching, die dort schwimmen gelernt hat und es jetzt ihren Kindern beigebracht hat, erzählt Ähnliches.

"Könnte man die Anwohner nicht einfach befragen?", erkundigt sich ein junger Mann nach der von Seidl angesprochenen Möglichkeit, die umliegende Bebauung von einem reinen in ein allgemeines Wohngebiet umzuwandeln. Dann wären, wie der Rathauschef erläutert hatte, die Lärmschutzbestimmungen nicht mehr so streng und eine Klage aus der Nachbarschaft vom Tisch. Das wolle man auf jeden Fall noch machen, versichert Seidl.

In den vergangenen fünf Jahren geschah das nicht. Dafür wurden ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben und mehr oder weniger zukunftsträchtige, konkurrenzfähige Gestaltungsmöglichkeiten ersonnen. Nach Seidls Vortrag favorisiert der Gemeinderat ein Freibad mit Attraktionen wie Wasserspielen und einem Strömungskanal. Nach der Erneuerung des Kinderbecken 2015 stiegen die Besucherzahlen spürbar an - laut Seidl ein klarer Beweis, dass das Bad nun mehr Familien anlockt. Auch mit Blick auf die Konkurrenz in Fürstenfeldbruck und Mammendorf ist der Gemeinderat sich nach seiner Aussage im Großen und Ganzen einig, "dass wir im Angebot attraktiver werden müssen".

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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