Eichenau:Zwei Jahre auf dem Integrationsweg

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Der Asylhelferkreis berichtet am Sonntag über die aktuelle Situation und die Aufgaben, für Anerkannte Wohnungen, Kurse und Jobs zu finden. Sorgen bereiten die Flüchtlinge mit einer Duldung

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Im November vor zwei Jahren waren auf einmal viele Eichenauer als Helfer gefragt. Die ersten Flüchtlinge sollten in die neu errichtete Container-Unterkunft am Schreberweg einziehen, und niemand wusste so recht, woher sie kommen, welche Probleme sie haben und was man mit den Asylbewerbern anfangen sollte. Jetzt, genau zwei Jahre später wissen die mehr etwa 150 Freiwilligen und das Vorstandsteam des Asylhelferkreises, was es bedeutet, Flüchtlingen eine neue Heimat zu geben, auch wenn es in manchen Fällen nicht zu einem dauernden Aufenthalt kommt. Am Sonntag wird der größte Saal im Ort, die Friesenhalle im Bürgerzentrum, möglicherweise wieder gut gefüllt sein, wenn sich Helfer und interessierte Eichenauer bei einer Veranstaltung austauschen.

Dabei werden Friseurmeisterin Ingrid Steininger und Hasan Khalil darüber Auskunft geben, wie es ist, wenn ein gelernter Friseur aus Syrien kommt und sein Wissen und sein Handwerk in Eichenau ausüben kann. Khalil kann während seines Integrationskurses seit vergangenem Jahr in Teilzeit arbeiten.

Neben vielen anderen Aufgaben, gehören Ausbildung junger Leute und die Hilfe bei der Jobsuche zu den Schwerpunkten im Asylhelferkreis. Schüler haben schon Praktika gemacht oder werden in Kürze damit beginnen, in der Volkshochschule und in anderen Einrichtungen werden Kurse angeboten, die auf die Berufsschule vorbereiten. Darin bekommen die Teilnehmer Kenntnisse über das Arbeits- und Berufsleben vermittelt, wie der Sprecher des Kreises, Hans Sautmann, erläutert.

Auch die Suche nach Wohnungen für Flüchtlinge, die bleiben dürfen, gehört zu den Aufgaben, denen sich die Freiwilligen stellen. Von den insgesamt 15 Arbeitskreisen ist dies einer der wichtigsten. Da aber seit April dieses Jahres nicht mehr viele neuen Asylbewerber in den Landkreis gekommen sind, hat sich laut Sautmann die Wohnsituation in den provisorischen Unterkünften in Eichenau etwas gebessert. So steht das Landratsamt nicht mehr unter dem Druck, größere Räume mit sechs Menschen zu belegen. Nun leben maximal vier Menschen in einem Raum. Das Landratsamt ermögliche es auch, dass Menschen, deren Verfahren beendet ist, zunächst dort bleiben können. Andernfalls müsste die Gemeinde sie sofort als Obdachlose unterzubringen.

Die zunächst am Schreberweg entstandene Unterkunft im Süden der Gemeinde wurde durch eine im nördlichen Ortsgebiet ergänzt, so dass dort derzeit jeweils 60 Menschen leben. Die eine Hälfte, berichtet Sautmann, habe wohl eine sogenannte Bleibeperspektive, weil es sich um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, Irak und Eritrea handele. Die andere Hälfte, und um die machen sich die Asylhelfer echte Sorgen, kommen aus Ländern, die als sichere Herkunftsstaaten gelten. Zum Beispiel Nigeria. Sautmann berichtet von Menschen, die nach einem abgelehnten Asylantrag zwar hätten ausreisen sollen, die aber nicht abgeschoben werden konnten, weil sie entweder keinen Reisepass haben oder das Herkunftsland sie nicht aufnimmt. Dann würden sie, wie es heißt, in Deutschland zwar geduldet, einen Integrationskurs aber dürfen sie nicht besuchen.

Sich um diese Geduldeten intensiver zu kümmern, ihnen nicht das Gefühl zu geben, in einem Ghetto zu leben, das wird die Asylhelfer noch beschäftigen. Doch Hans Sautmann ist zuversichtlich, dass auch das gelingen wird. Bislang haben nur wenige ihre Unterstützung eingestellt, deshalb seien alle 15 Arbeitskreise noch aktiv: "Wir werden mit hoher Motivation weitermachen."

" Geflüchtete in Eichenau. Wo wir stehen - worauf es jetzt ankommt", Informations- und Dialogveranstaltung des Asylhelferkreises am Sonntag, 13. November, in der Eichenauer Friesenhalle; Beginn ist um 18 Uhr.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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