Eichenau:Speisen und Fotos aus der Heimat

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Tänze ihrer Heimat führen syrische Flüchtlinge in Eichenau auf, ein Beitrag ihrer Dankesfeier für den Asylhelferkreis. (Foto: Günther Reger)

Syrische Flüchtlinge laden die Eichenauer Asylhelfer zu einer gemeinsamen Feier im Pfarrzentrum ein

Von Michael Schrank, Eichenau

Freudige Stimmung und familiäre Atmosphäre hat die Besucher kürzlich im katholischen Pfarrzentrum in Eichenau erwartet. Eingeladen waren der Asylhelferkreis Eichenau und Freunde zu einer Dankesfeier. Die Idee dazu hatten die syrischen Flüchtlinge, die in den Containerwohnanlagen in Eichenau untergebracht sind. Eine Handvoll junger Syrer übernahm Vorbereitung und Organisation der Feier und wurde dabei von der 14-jährigen Sophia Wüst unterstützt. Nach dem Beweggrund für ihr Engagement befragt, antwortete sie: "Meine Mutter ist aktives Mitglied im Asylhelferkreis und hat mich durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit begeistert, mitzuhelfen." Claudia Wüst, Sophias Mutter, arbeitet als selbständige Sozialpädagogin in Eichenau und bietet Deutschkurse für den Asylhelferkreis an. "Der Anfang der Sprachschulung ist sowohl für das Lehrpersonal als auch für die Schüler oft sehr schwierig", berichtet sie, "da vieles über einen Sprachmittler gelehrt werden muss. Die Lernbereitschaft der Asylbewerber ist in den meisten Fällen jedoch sehr hoch, und daher machen sie beim Erlernen der deutschen Sprache große Fortschritte in erstaunlich kurzer Zeit."

Die Organisatoren des Festes, die jungen Syrer Yahya Touba, Meare Alkhalaf und Mohamed Alabdulla, begrüßten die Gäste: "Als erstes wollen wir allen danken, die sich um Flüchtlinge kümmern. Sie haben unseren höchsten Respekt verdient. Heute spreche ich nicht nur für mich, sondern für alle Flüchtlinge in der Welt." Sie führten weiter aus, wie dankbar sie sind, dass sie hier so freundlich aufgenommen wurden. Auf den Tischen waren Liedertexte von dem jungen irakischen Sänger Majid Al Muhandes ausgelegt. Sie trugen den Titel "Janah Janah", was so viel bedeutet wie Himmel oder Paradies. Alle Gäste wurden eingeladen, gemeinsam mit den Organisatoren, die mit der Gitarre dieses Lied begleiteten, zu singen. Nach dem gemeinsamen Lied lud Yahya die Gäste ein: "Wir haben Speisen aus unserer Heimat für Sie zubereitet und bitten Sie nun, mit uns gemeinsam davon zu essen." Im Nebenraum war ein reichhaltiges orientalisches Büfett mit syrischen Spezialitäten vorbereitet worden, darunter gefüllte Weinblätter und gebackene Kokosbällchen. Yahya, der mit Frau und Tochter nach Deutschland geflohen ist, hat in Syrien Bäcker gelernt und konnte bei der Zubereitung der Speisen sein Können unter Beweis stellen.

Nach dem Essen zeigte Mohamed eine Präsentation von Bildern aus seiner Heimatstadt Deir ez-Zor, die im Osten Syriens liegt. Er präsentierte Bilder einer historisch orientalischen, aber auch modern wirkenden Stadt. Darunter war eine bekannte Sehenswürdigkeit zu sehen, die Hängebrücke über den Euphrat. Mohamed kommentierte: "Das war meine Heimatstadt, bevor der Bürgerkrieg begann und wir vor den IS-Rebellen fliehen mussten. Die folgenden Bilder zeigen meine Heimat heute." Nun sahen die Gäste zerstörte Häuserfronten und verwüstete Landschaften. Eine ältere Zuschauerin bemerkte spontan: "Die Bilder erinnern mich an das Nachkriegsdeutschland."

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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