Eichenau:Rüffel für den Bürgermeister

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Eichenaus Bürgermeister Hubert Jung sieht sich Vorwürfen des Asylhelferkreises ausgesetzt: Die Verantwortung werde abgeschoben. (Foto: Günther Reger)

Eichenauer Asylhelferkreis fühlt sich im Stich gelassen

Von Peter Bierl, Eichenau

Mangelndes Engagement hat eine Vertreterin des Asylhelferkreises Eichenau dem Bürgermeister vorgeworfen. "Die Kommune ist enttäuschend, Verantwortung wird abgeschoben", erklärte Claudia Kuttner vom Koordinationskreis der Initiative am Donnerstag bei einer Veranstaltung der SPD in den Bürgerstuben. Der Asylhelferkreis betreut derzeit über 50 Menschen in zwei Containern. Bürgermeister Hubert Jung (CSU) wies die Vorwürfe zurück. Er habe Bau und Vorbereitung der Unterkunft organisiert, den Asylhelferkreis mitgegründet und agiere im Hintergrund. Kuttner stellte klar, dass die Ehrenamtlichen überfordert sein werden, wenn die Zahl der Flüchtlinge im Lauf des Jahres 2016 auf etwa 150 Menschen ansteigt.

Sie verwies auf den Allinger Bürgermeister, der von Haus zu Haus gegangen sei, um Wohnungen zu bekommen. Die Situation in Containerlagern, wo viele Menschen eng aufeinander lebten und nichts zu tun hätten, könne auch mal "hochgehen", warnte sie. Der SPD-Vorsitzende fand die Vorwürfe teilweise nachvollziehbar, warb jedoch um Verständnis. "Man darf Bund und Land nicht aus der Verantwortung entlassen und Aufgaben übernehmen, für die eine Gemeinde nicht zuständig ist", sagte Martin Eberl der SZ.

Der Bürgermeister argumentierte ähnlich: Die Unterbringung sei eine staatliche Aufgabe und das Landratsamt zuständig. Die Gemeinde habe das Grundstück am Schreberweg zur Verfügung gestellt. Er habe immer gesagt, dass er sich zurückziehen werde, sobald sich ein Helferkreis gefunden habe. "Ich fühle mich dafür zuständig, im Hintergrund zu helfen", sagte Jung am Freitag. So habe er gerade Räume für die Sozialberatung der Caritas besorgt, die ab Herbst bereit stünden.

Kuttner berichtete, dass im "Afrikahaus" fünf nigerianische Frauen mit kleinen Kindern leben, dazu Männer aus Nigeria, Somalia, Senegal, Mali, eine Irakerin mit Tochter und ein Paar aus Kosovo. Im "Syrerhaus" wohnen 25 Menschen aus dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land sowie ein Mann aus Pakistan. Von ihnen seien zehn als Asylbewerber anerkannt und sechs abgelehnt, weil sie vorher in einem anderen EU-Land registriert waren. Einer lebt deshalb in Eichenau im Kirchenasyl. Entscheidend sei, ob irgendwo Fingerabdrücke registriert sind. "Zwei Flüchtlinge wurden in Ungarn von der Polizei mit dem Gewehr am Kopf dazu gezwungen", erzählte Kuttner. Die Syrer sorgen sich um ihre Angehörigen. Ein Dorf, aus dem fünf Flüchtlinge stammen, sei vor ein paar Tagen bombardiert worden. "Sie sind unzufrieden, weil die Bundesregierung ein verkürztes Verfahren in drei Monaten versprochen hat. Dann könnten sie die Familien nachholen. Aber einige warten schon seit elf Monaten", erzählte Kuttner. Einige haben Jobs gefunden. Kuttner verwies darauf, dass Asylbewerber, die arbeiten, von ihren Löhnen 300 Euro an den Staat abgeben müssen.

Deutschkurse finden dreimal in der Woche statt, berichtete Monique Knipping. Ganz fix geht es bei den Kleinen, die einen Kindergarten besuchen können. Ein sechsjähriges Mädchen habe in wenigen Monaten so gut Deutsch gelernt, dass sie im Herbst in die Schule darf. Knipping betonte, dass dringend weitere Deutschlehrer sowie Helfer für die Kinderbetreuung gesucht würden. Dass die neuen Container am Lindenplatz aufeinander gestellt werden sollen, bezeichnete Kuttner als schlecht für Anwohner und Flüchtlinge, weil die Anlage dadurch zu wuchtig würde. "Da werden 52 Menschen aufeinander geschachtelt." Der Bauantrag stamme vom Landratsamt. Hätte der Gemeinderat abgelehnt, käme es zu Verzögerungen, antwortete Eberl.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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