Eichenau:Neue Nachbarn

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Einzug mit Geschirr: Diese Familie gehört zu den Erstbeziehern der Eichenauer Flüchtlingsunterkunft am Lindenplatz. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In Eichenau wird die zweite Flüchtlingsunterkunft eröffnet, Asylhelfer und ein Vertreter des Landratsamtes stehen den Anwohnern Rede und Antwort. Derweilen ziehen die ersten Bewohner bereits ein

Von Andreas Ostermeier, Eichenau

In der neuen Flüchtlingsunterkunft am Lindenplatz in Eichenau sind die ersten Asylbewerber angekommen. 36 Männer, Frauen und Kinder bezogen am Montagabend ihre Zimmer. Die ersten Bezieher der neuen Räume waren früher dran, als erwartet. Ihr Einzug ist ein Beispiel dafür, dass sich in der Flüchtlingspolitik konkrete Aussagen oft nicht machen lassen, auch wenn die Beteiligten das gerne so hätten. Die Flüchtlinge waren mit dem Bus nach Puchheim unterwegs, als das Landratsamt, wie Jimmy Liu von der Kreisbehörde erklärte, von dem Transport erfuhr. Kurzerhand habe man den Bus mit den 36 Personen nach Eichenau umdirigiert. Wären die Flüchtlinge erst nach Puchheim gebracht worden, hätte die Kreisbehörde sie einige Tage später nach Eichenau befördern müssen. Doch in diesen Tagen vor Weihnachten sei es sehr schwierig, einen Bus zu bekommen, sagte Liu, weshalb man sich zu der kurzfristigen Änderung des Fahrtzieles entschlossen habe. An diesem Beispiel zeigte Liu, der im Ausländeramt der Brucker Kreisbehörde arbeitet, wie viele Faktoren bei der Unterbringung der Flüchtlinge eine Rolle spielen.

Liu war am Montagabend eigentlich in Eichenau, um den Anwohnern der Unterkunft am Lindenplatz Rede und Antwort zu stehen. Die durften nämlich einen Blick in die neue zweigeschossige Containeranlage werfen, um sie kennen zu lernen. Die Anlage, die die letzte ist, die in diesem Jahr eröffnet wird, wurde erst am Vormittag von den Behörden abgenommen.

Während die neuen Bewohner ihre Zimmer im Erdgeschoss bezogen, informierte Liu die gut 50 Besucher im ersten Stock. Solche Termine veranstaltet das Landratsamt, um Vorbehalte oder Bedenken von Einwohnern auszuräumen. Und solche Bedenken hatte es durchaus gegeben. Einige Anwohner hatten sogar das Verwaltungsgericht bemüht, um den Bau der Unterkunft in der Wohngegend zu verhindern, waren aber mit ihrer Klage gescheitert.

Skepsis merkte man einigen Fragen auch an. So ging es darum, wie viele Zufluchtsuchende untergebracht werden sollen. Liu sprach von 50 bis 70. Manche Besucher hätten es gerne konkreter gehabt, aber Lius Antwort zeigte, dass es konkreter nicht geht. Denn im Augenblick kann niemand sagen, ob sich unter den Asylbewerbern, die von der Regierung von Oberbayern zugeteilt werden, mehr Alleinstehende, Paare oder Familien befinden. Und wenn mehr Familien kommen, dann kann aus einem Vier-Bett-Zimmer eben auch ein Sechs-Bett-Zimmer werden, die Anzahl der Bewohner in der Unterkunft steigt. Ein Ausbau der Unterkunft kommt aber laut Liu nicht in Frage.

Mitglieder des Asylhelferkreises aus Eichenau beantworteten ebenfalls Fragen der Besucher. Dabei berichteten sie auch von der Arbeit, die sie seit etwa einem Jahr in der Unterkunft am Schreberweg, am Rand des Gewerbegebiets Süd, leisten, beispielsweise vom Deutschunterricht. Den bieten sie Asylbewerbern an, die noch kein Anrecht auf einen vom Staat geförderten Sprachkurs haben. So schnell wie möglich möchten die Asylhelfer auch Kontakt zu den neuen Bewohnern der Unterkunft am Lindenplatz aufnehmen. Sie warben deshalb auch um weitere Mitstreiter, die den Neuankömmlingen helfen, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen und ihnen beispielsweise zeigen, wie Mülltrennung funktioniert, damit die Gegend um die Unterkunft herum sauber bleibt. Das war einigen Fragestellern ein Anliegen.

Hans Sautmann vom Asylhelferkreis bat die Besucher, keine Sachspenden an der Unterkunft abzugeben. Wer mit Kleidung, Spielsachen oder anderem helfen wolle, der solle sich an die Asylhelfer wenden, sagte er. Deren Internetauftritt ist unter www.asylhelfer-eichenau.de zu finden. Jimmy Liu unterstützte das: Sachspender sollten sich an die Verantwortlichen wenden, sagte er, und hatte eine konkrete Bitte. Keinesfalls sollten Elektrogeräte gespendet werden, weil diese bisweilen nicht richtig funktionierten und ihr Einsatz in den Zimmern gegen Auflagen des Brandschutzes verstoße.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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