Eichenau:Lebensmittellieferant darf anbauen

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Trotz Lärmbeschwerden von Anwohnern stimmt der Gemeinderat den Plänen des Unternehmens zu

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Der Lebensmittellieferant Transgourmet, der an der Holzkirchner Straße im Eichenauer Gewerbegebiet sein großes Logistikzentrum hat, darf eine 5000 Quadratmeter große Lagerhalle anbauen. Das beschloss der Gemeindetrat am Dienstag mit großer Mehrheit. Ein Antrag der Grünen auf Vertagung war zuvor abgelehnt worden. Die Grünen hatten sich auf Einwände der Anwohner aus der angrenzenden Tannenstraße bezogen, die in der Sitzung ihre Beschwerden über den nächtlichen Lärm der an- und abfahrenden Lkws vortrugen. Transgourmet hatte das Areal mit einer Hallenfläche von 28 000 Quadratmetern vor einem Jahr von Aldi-Süd gekauft.

Markus Brüstle, Sprecher der Anwohnerinitiative aus der Tannenstraße, ist schon mehrmals nachts aufgestanden, um dem Lärm bei Transgourmet nachzugehen. "Zuletzt war das am 10. Oktober, als er zusammen mit seiner Frau Madalena exakt um 4.21 Uhr einen Lkw an einer Rampe mit laufendem Motor filmte. "Von unserer Seite hat sich in Sachen nächtlicher Lärm nichts verändert", erklärte Brüstle gegenüber den Gemeinderäten. Mit dem Landratsamt war abgesprochen gewesen, dass zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens Ruhe herrschen sollte. "Wir stellen jedoch keine Verbesserung fest", klagte Brüstle, "das nervt." Beim Unternehmensvorgänger Aldi habe das funktioniert.

Transgourmet Betriebsleiter Marcus Hennig, der erst seit Mai dieses Jahres in Eichenau im Amt ist, hatte zuvor beim Betriebsrundgang des Gemeinderates zugestanden, dass das Unternehmen "seine Hausaufgaben nicht gemacht hat". Veränderungen würde es seit zehn Tagen geben. In der Gemeinderatssitzung sprach Hennig nach der Beschwerde von Brüstle dann von Verbesserungen "in dieser Woche". Statt um drei Uhr oder schon um 2.20 Uhr dürften die Lkw jetzt erst um vier Uhr morgens an den Rampen beladen werden und ab 4.30 Uhr unterwegs sein. Zudem will Hennig leisere Lkws aus dem Logistikzentrum in Ulm nach Eichenau holen. "Wir wollen den Dialog mit den Nachbarn suchen", versprach Hennig.

Die Grünen wollten zunächst die Lärmproblematik geregelt wissen und dann über die Änderung des Bebauungsplans entscheiden. "Transgourmet hat das Areal gekauft und die Lärmlage hat sich verschlechtert", argumentierte Marion Behr. Doch außer den drei grünen Gemeinderäten stimmte niemand für diesen Antrag. Der Tenor der Ratsmehrheit inklusive Bürgermeister Peter Münster (FDP) ging dahin, dass der geplante Anbau in den Ausmaßen von 36 mal 138 Metern erst einmal unabhängig von den Lärmproblemen zu sehen ist, zumal eine Schutzwand zur Tannenstraße hin den Lärm absorbiere. Wichtig ist dem Unternehmen eine Wandhöhe von 12 Metern, um die Waren höher stapeln zu können. Andreas Zerbes (SPD) sprach von einem geglückten Interessenausgleich. "Wollen wir das Gebäude so bauen oder nicht?" sagte Sepp Spieß (CSU) und Sebastian Niedermeier (Freie Wähler) gestand dem Unternehmen zu, sein Baurecht ausüben zu können. Michael Wölfl (CSU) plädierte für den Anbau, sagte aber auch, dass "die gesetzlich vorgeschrieben Lärmschutzvorgaben eingehalten werden müssen." Mit 17:4-Stimmen - auch Martin Eberl (SPD) stimmte dagegen - wurde die Bebauungsplanänderung befürwortet.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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