Eichenau:Kollegen unter sich

Lesezeit: 2 min

Keine großen Meinungsverschiedenheiten: Peter Münster (FDP, von links), Claus Guttenthaler (FWE), Dirk Flechsig (CSU) und Martin Eberl (SPD). (Foto: Günther Reger)

Der Gewerbeverband Eichenau veranstaltet die erste Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl. Dabei zeigen sich die vier Kandidaten als kompetente Ansprechpartner, die noch fair miteinander umgehen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Die Eichenauer werden am 19. Juni die buchstäbliche Qual der Wahl haben, wenn sie über den nächsten Bürgermeister entscheiden. Dieser Eindruck drängt sich zumindest nach der ersten in einer Reihe von Podiumsdiskussionen auf, an der die vier Kandidaten um das Bürgermeisteramt am Mittwochabend teilnahmen. Der Gewerbeverband hatte Martin Eberl (SPD), Dirk Flechsig (CSU), Claus Guttenthaler (FWE) und Peter Münster (FDP) eingeladen, um sie zu ihrem Verhältnis zum örtlichen Gewerbe befragen zu können und von ihnen zu erfahren, welche Wünsche und Forderungen sie an die Gewerbetreibenden haben. Dabei machte jeder Kandidat Punkte, große Unterschiede waren nicht festzustellen.

Wer erwartet hatte, dass sich die Kandidaten als Kontrahenten aufführen, der lag mit dieser Annahme falsch. Möglicherweise werden die Eichenauer das Kandidatenquartett auch im weiteren Verlauf des Wahlkampfs als kompetent erleben, aber wenig kampfeslustig. Das ist sicherlich eine Folge der über die Jahre hinweg guten Zusammenarbeit im Gemeinderat, dem alle vier teilweise sehr lange angehören, und der gebildeten und höflichen Art, die jeder der Bewerber von Haus aus mitbringt. Die Unternehmer, Ladenbesitzer, Freiberufler und Handwerker jedenfalls erlebten bei der Diskussion, die in den Räumen der Schreinerei Maiwald stattfand, fundierte Statements und eine durchaus angeregte Diskussion, die der Moderator und Ehrenvorsitzende des Gewerbeverbandes, Michael Hagemann, nicht nur gut im Griff hatte, sondern am Schluss auch noch viele Fragen auf dem Zettel, die - aus seiner Sicht - das Publikum hätten stellen können. Hagemann machte schon am Anfang klar, dass sich die Gewerbetreibenden zwar einmischen wollten, zum Beispiel mit der Veranstaltung einer Podiumsdiskussion, dass der Verband aber keine Wahlempfehlung geben werde.

So blieb den Kandidaten, für sich und ihre Inhalte und Ziele zu werben. Gefragt nach den Visionen, die sie als Bürgermeister hätten, sagte CSU-Kandidat Dirk Flechsig, dass er als Bürgermeister eine leistungsfähige Verwaltung hinter sich haben wolle, die zum Beispiel die Behördengänge erleichtern solle. Als Bürgermeister wolle er den Kontakt und den Austausch mit den Gewerbetreibenden suchen und darauf hinwirken, dass sich die Eichenauer Firmen nach außen gut präsentieren können und. Zum Beispiel auf der FFB-Schau in Olching, an der auch die Gemeindeverwaltung teilnehmen müsse.

Wie Flechsig, dringt auch Claus Guttenthaler auf die Umsetzung des Einzelhandelsgutachtens für die Hauptstraße. Er möchte verhindern, dass sich in dem künftigen Gewerbegebiet Nord Einzelhandel ansiedeln kann, weil dadurch das Zentrum geschwächt würde, und er möchte jedem Bauwerber und jedem Neubürger eine Handwerkerfibel in die Hand drücken, damit die am Ort verfügbaren Leistungen des Gewerbes auch abgefragt werden.

SPD-Kandidat Eberl setzt auf viele Gespräche, die in bestimmten Fällen in einer sehr frühen Phase eines Projekts beginnen sollten, und er möchte eine gewerbefreundliche Infrastruktur schaffen. Peter Münster (FDP) hat sich zum Ziel gesetzt, den Einzelhandel zu stärken und weitere Angebote in den Ort zu holen. Münster ist es auch, der sich einen hauptamtlichen Wirtschaftsförderer wünscht. Also einen Ansprechpartner für die örtlichen Gewerbetreibenden, der gleichermaßen auf ansiedlungswillige Betriebe, die von außen kommen, zugeht.

So weit will Dirk Flechsig nicht gehen. Ihm würde es reichen, den Sachverstand eines Wirtschaftsförderers extern einzukaufen, statt eine Stelle in der Verwaltung zu schaffen. Der Kandidat der Freien Wähler sprach es aus: "Wir werden ihn uns als reinen Wirtschaftsförderer nicht leisten können", sagte Claus Guttenthaler und versicherte, die Angelegenheiten zur "Chefsache" machen zu wollen.

Zuhörer, wie etwa Luitgard Handelshauser, wollten von den Kandidaten wissen, wie sie sich die Straßenanbindung des Gewerbegebiets Süd vorstellen, wie sie die Parksituation verbessern wollten und ob der Gewerbesteuer-Hebesatz gesenkt werde. Dass das Thema Straßenausbau ein ganz empfindliches ist, machten alle Kandidaten deutlich. Denn eine Maßnahme ziehe eine andere nach sich und habe entsprechenden Folgen.

Bis auf Martin Eberl scheinen alle Kandidaten bei der Gewerbesteuer gesprächsbereit zu sein. Eberl beharrte auf den 380 Prozentpunkten Hebesatz: "Wir sollten vorsichtig sein und keinen Unterbietungswettbewerb anfangen." Das, so Eberl, werde nicht gut gehen.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: