Eichenau:Gemeinsames Speisen gegen die Einsamkeit

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Dem "Mann der ersten Stunde" des Eichenauer Mittagstisches, Rudolf Proske, serviert Ingeborg Kullmann (Mitte) die Suppe. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Mittagstisch der Nachbarschaftshilfe Eichenau besteht seit zehn Jahren und soll alte Menschen am Leben teilhaben lassen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Alleine vor dem Teller zu sitzen, ohne Ansprache und Atmosphäre, da vergeht vielen alten Menschen der Appetit schon vor dem Essen. Wenigstens einmal in der Woche mit anderen plaudern und dabei das schmackhafte Essen genießen können, das war die Idee von Marianne Bertram und Angelika Jung von der Nachbarschaftshilfe Eichenau für einen Mittagstisch. Seit zehn Jahren gibt es ihn jeden Dienstag, stets sind etwa 30 Stammgäste dabei. Jetzt wurde das Jubiläum offiziell begangen.

Die 30 Essen wären für die Köchinnen der Nachbarschaftshilfe eigentlich eine Nebensache. Ohnehin werden jeden Tag bis zu 400 Essen für Kindertageseinrichtungen in Eichenau, Alling und Biburg zubereitet, dazu bis zu 46 Mahlzeiten für Essen auf Rädern. Doch für das Team um Giovanna Cotugno sind die Mittagstische für die alten Leute etwas Besonderes geblieben. Jede Woche werden Suppe, Hauptgericht und Dessert angeboten, jede Woche zaubert die Küche etwas anderes auf den Tisch. Und ab und zu im Jahr werden die Mittagsgäste, die alle in den Siebzigern und Achtzigern sind, mit besonderen Angeboten überrascht. Zur Wiesn zum Beispiel oder zur Weihnachtszeit. Und wenn es zwischendurch Schweinsbraten gibt, dann sind natürlich auch alle da, weiß Annabel Friedrich, die erst in der Küche der Nachbarschaftshilfe gearbeitet hat und nun zusammen mit Barbara Friebe in der Verwaltung tätig ist.

Ursprünglich richtete sich der Mittagstisch an die Bezieher von Essen auf Rädern. Alte Menschen sollten am sozialen Leben teilhaben, sei der Gedanke seinerzeit gewesen, sagte der Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, Dirk Flechsig, am Dienstag. Man habe damals nicht damit gerechnet, dass sich der Mittagstisch so lange halten werde, und nun seien es schon zehn Jahre. "Es hat sich prächtig entwickelt", stellt Flechsig fest.

Jeweils zwei ehrenamtliche Helferinnen decken die Tische im Versammlungsraum des Sozialdienstes an der Fasanstraße ein, von Anfang dabei ist Ingeborg Kullmann, und auch Annemarie Braun, die am ersten und am letzten Dienstag im Monat "Dienst" hat, kann auf acht oder neun Jahre Mittagstisch zurückblicken. So ganz genau weiß sie es nicht mehr, auch der Computer kann keine Auskunft über die Dauer der Mithilfe geben. Dafür erzählt Braun davon, dass der Mittagstisch in den zurückliegenden Jahren 16 seiner Mitglieder verloren habe. Andere seien dafür gekommen, aber oft dauere die Eingewöhnungszeit ein wenig.

Nicht jeder hat sofort Anschluss und muss sich erst wieder in einer Gemeinschaft zurechtfinden. "Viele scheuen sich einfach, hierher zu kommen", sagt Annabel Friedrich. In manchen Fällen hätten es die Betreuer geschafft, die Senioren zum Mittagstisch zu bringen. Der Frauenanteil an den Tischen ist groß, "es gibt keine Paare mehr", sagt Friedrich.

Was aus der Küche kommt, seien Mahlzeiten aus frischen Produkten, wie Küchenchefin Cotugno berichtet. Gerade erst haben ihre Mitarbeiterinnen wieder Ware bekommen, die in den kommenden Tagen verarbeitet wird. Die Kinder in Krippen, Kindergärten und Horten bekommen Essen, das wenig süß und salz- und fettarm sei, sagt die erfahrene Köchin, die seit 25 Jahren bei der Nachbarschaftshilfe tätig ist und seit zehn Jahren die Küche leitet. Für die älteren Herrschaften, die zum Mittagessen kommen, darf dann kräftiger gewürzt werden. Die Anforderungen an die Gemeinschaftsverpflegung erfüllt die Küche, wie Flechsig stolz feststellt, nach der Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und einem europäischen Zertifikat.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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