Eichenau:Fakten im Biergarten

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"Wir brauchen die geistige Wende", sagt FDP-Kandidat Helmut Markwort (zweiter von links). (Foto: Carmen Voxbrunner)

FDP-Kandidat Helmut Markwort zieht in Eichenau Publikum an

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

So etwas wie eine Hochburg der FDP im Landkreis ist die Gemeinde Eichenau bei Wahlen. Als vor fünf Jahren Klaus Wollenberg sich für den Landtag bewarb, bekam er dort 4,52 Prozent, der Zweitstimmenanteil lag bei 4,31 Prozent. Weil auch viele andere FDP-Kandidaten den Wählern nicht glaubhaft versichern konnten, warum die Partei weiter in Bayern mitregieren sollte, flogen die Liberalen nach fünf Jahren Koalition mit der Seehofer-CSU aus dem Maximilianeum. Jetzt, da die CSU einen schweren innerparteilichen Prozess durchmacht, sehen die übrigen Parteien in Bayern eine Chance, die absolute Mehrheit der Regierungspartei zu kippen. "Wir müssen den bayerischen Staat ändern, wir brauchen eine andere politische Kultur in diesem Land", ist ein Slogan, mit dem der derzeit wohl bekannteste FDP-Kandidat, Helmut Markwort, um Wählergunst wirbt.

Die Kandidaten aus den Stimmkreisen Bruck West und Ost für Landtag und Bezirkstag im Schlepp, sprach Markwort am Montagabend in Eichenau vor etwa 80 Gästen seines "Stammtisches" sowohl mit den Kandidaten als auch mit dem Publikum und tat dabei nach eigenen Worten nichts anderes, was er als Journalist sein ganzes Berufsleben auch gemacht habe: "Ich recherchiere Fälle." So hört er den Bericht einer Pflegerin, die sich in der Fragerunde meldet. Sie spricht über ihren Beruf und wie viel Zuwendung sie den Menschen geben könnte, wäre da nicht die Dokumentationspflicht, die so viel Zeit benötige. Markwort ist der Meinung, dass die Bürotätigkeit auch von Leuten übernommen werden könnte, die ein soziales Jahr ableisten, dann bleibe mehr Zeit für die Pflege.

Pflege ist nur ein Thema von vielen, die Markwort als Moderator und die Kandidaten beleuchten. Jeder von ihnen kann mit einem Fachgebiet und entsprechendem Fachwissen aufwarten. Ulrich Bode zum Beispiel ist Kreis- und Gemeinderat und in seinen Gremien und der Partei der Sachverständige für die Informationstechnologie. Vor zehn Jahren hat er seine Vorstellungen von der Digitalisierung Bayerns als einen Beitrag der FDP in den damaligen Koalitionsvertrag mit der CSU eingebracht. Doch die Ziele galten nur fünf Jahre, dann hatte die CSU wieder die absolute Mehrheit und der Digitalisierung sei nicht mehr viel Aufmerksamkeit geschenkt worden.

Der "CIO", der Chief Information Officer, wie Bode den Job des Leiters der Informationstechnik erklärte, sei der Finanzminister gewesen, Markus Söder. Der habe versäumt, in Bayern die nötigen Strukturen zu schaffen, um die Digitalisierung der Behörden voranzutreiben. Versäumnisse gebe es auch beim Umweltschutz, bemängelte Ulla Schäfer, die Stimmkreiskandidatin für Fürstenfeldbruck West und Landsberg. Und Eichenaus Bürgermeister Peter Münster, der auf Platz eins der FDP-Liste für den Bezirkstag steht, verlangt auf den vor allem die Kommunalpolitik betreffenden Feldern, wie etwa Kinderbetreuung oder Straßenbau, mehr Unterstützung für Städte und Gemeinden. Münster sieht in der inneren Zerrüttung der CSU eine große Chance für die FDP. "Wir bieten der liberalen Mitte der CSU gerne eine Heimstatt", umwarb er die Abtrünnigen.

Der Stil, der in Bayern insbesondere durch Ministerpräsident Markus Söder Einzug gehalten hat, ist es, was Markwort sehr stört. Er sieht sich schon als Alterspräsident im bayerischen Landtag wirken, an einer Stelle, an der er fordern könnte wie in Eichenau: "Wir brauchen die geistige Wende."

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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