Eichenau:Expansion nach Norden

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Eichenau kann sich ein interkommunales Wohngebiet mit Emmering vorstellen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Nach Eichenau ziehen die Menschen, um dort zu wohnen. Nur etwa zwölf Hektar Fläche umfasst derzeit das reine Gewerbegebiet im Süden. Seit nun das Überschwemmungsgebiet des Starzelbaches festgelegt wurde und vor allem die Flächen im südöstlichen Gemeindebereich kaum mehr als Bauland zur Verfügung stehen dürften, nehmen Überlegungen immer mehr Gestalt an, die Gemeinde Richtung Norden zu "vergrößern". Weil aber auf Eichenauer Flur selbst nicht mehr viel Platz für neue Wohnungen ist, könnte sich eine Lösung gemeinsam mit der Nachbargemeinde Emmering abzeichnen.

Dass ein solches interkommunales Wohnprojekt auch mit den Zielen der überörtlichen Raumplanung vereinbar sein könnte, davon gehen zwar die Eichenauer Kommunalpolitiker aus, im derzeit weiterentwickelten Regionalplan ist so etwas für Eichenau noch nicht vorgesehen. In einer Stellungnahme zum neuen Regionalplan hat der Gemeinderat nun seine Haltung deutlich gemacht und für das Wohngebiet plädiert.

"Wir sind in Eichenau auf einem guten Weg", sagt Bürgermeister Hubert Jung (CSU) und bewertet damit die Grundzüge des Rahmenplans für die Region 14, der derzeit fortgeschrieben. Denn bei der Siedlungsentwicklung möglichst viel Fläche zu sparen, ist so etwas wie der Leitgedanke der Regionalplanung. Das, so Jung, werde in der Gemeinde bereits verwirklicht, ja man habe es nach einer Klausur des Gemeinderats vor zwei Jahren auch so beschlossen.

Doch der Verdichtung im Inneren sind Grenzen gesetzt. Grenzen, derer sich alle Eichenauer Gemeinderäte bewusst sind, auch die vier Bürgermeisterkandidaten unter ihnen.

Nur Peter Münster (FDP) hat bislang klar gemacht, dass er sich eine Expansion im Norden nicht nur beim Gewerbe vorstellen kann, sondern auch zu Wohnzwecken. Seine Mitbewerber haben sich dafür ausgesprochen, die zur Verfügung stehende Fläche von etwa 38 000 Quadratmetern nördlich der Bahn für die Ansiedlung von Gewerbe zu nutzen, allerdings unter anderem mit der Einschränkung, dass sich dort kein Einzelhandel etablieren dürfe. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag nun war es auch CSU-Fraktionssprecher und Bürgermeisterkandidat Dirk Flechsig, der bekannte: "Wir sollten uns die Möglichkeiten mit anderen Gemeinden erhalten."

Deshalb gefällt sowohl Gemeinderäten als auch den Vertretern der Verwaltung der Passus in den Zielen und Grundsätzen der Regionalplaner nicht, der lautet: " Gemeindeübergreifende Lösungen der Siedlungsentwicklung sollen angestrebt werden, vorrangig bei der gewerblichen Entwicklung. Diese soll mit der wohnbaulichen Entwicklung abgestimmt werden." Dass also eine interkommunale Zusammenarbeit nur dann stattfinden soll, wenn es darum geht, auf einer gemeinsam geplanten Fläche Betriebe unterzubringen, dieser Meinung will sich Eichenau aber nicht anschließen. Diese Vorrangigkeit, so Bauamtsleiter Andreas Troltsch in seiner Vorlage, könne nicht überzeugen.

Beschränkt werden könnten Eichenauer Expansionspläne nur durch die festgelegten Grünzüge und Trenngrüns - fachplanerische Ausdrücke für jene Zonen, die "grün" bleiben sollen. Solche Bereiche zu erhalten, ist besonders wichtig für die klimatischen Verhältnisse zwischen den Siedlungen. In Grünzügen, die unbebaut bleiben müssen, findet sich hauptsächlich Land- und Forstwirtschaft. Doch so wie die Planung derzeit aussieht, könnte nördlich der S-Bahnlinie auf Eichenauer und Emmeringer Flur eine neue Siedlung entwickelt werden - ohne dass Grünzüge einschränkend wirken würden und sowohl für Wohnungen als auch für ein davon abgetrenntes Gewerbegebiet geeignet.

Ob die Regionalplanung dem Wunsch der Gemeinde nachkommt und zwischen Bahnlinie und Roggensteiner Straße ein Hauptsiedlungsgebiet ausweist, wird sich zeigen, wenn die Frist für Stellungnahmen der Kommunen abgelaufen ist und die Anregungen und Einwände abgearbeitet werden. Da es sich um Ziele handelt, die die Gemeinde verfolgt, dürfte die Realisierung von neuen Wohngebieten eher in der weiteren als in der näheren Zukunft liegen.

Als Dreh- und Angelpunkt in dieser nun für den Immobilienmarkt interessanter werdenden Erweiterungsfläche ist der S-Bahnhof Eichenau zu sehen, vor 110 Jahren als Haltepunkt Roggenstein die Keimzelle des heute fast 13 000 Einwohner zählenden Ortes.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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